"Binge-Eating-Störung": Essstörungen: Neues Kompetenzzentrum gegen Fressattacken

In Deutschland zeigt jedes fünfte Kind zwischen 11 und 17 Jahren Symptome einer Essstörung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Wie der Landesverband der Betriebskrankenkassen berichtet, wurden im Südwesten des Landes allein im vergangenen Jahr 15.200 Menschen zwischen 11 und 25 Jahren wegen einer Essstörung behandelt.

Essstörungen: Neues Kompetenzzentrum soll helfen

Häufig fingen diese Erkrankungen in der Pubertät an, reichten dann aber weit ins Erwachsenenalter hinein, so Stephan Zipfel, Arzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Tübingen. Tübinger Ärzte haben deshalb nun ein Kompetenzzentrum für Essstörungen gegründet. Ziel sei, die Patienten ein Leben lang zu begleiten und die Behandlung nicht auf ein bestimmtes Alter einzuschränken. Das Kompetenzzentrum soll demnach Krankenversorgung, Forschung und Lehre bündeln.

"Binge-Eating-Störung" tritt immer häufiger auf

Neben den allgemein bekannten Essstörungen wie Bulimie oder Magersucht tritt in letzter Zeit vermehrt auch die sogenannte "Binge-Eating-Störung" auf. Dabei essen Betroffene zu viel, ohne sich aber danach zu erbrechen, wie es bei Bulimie der Fall ist. Zwei bis drei Prozent der Mädchen zwischen 15 und 25 Jahren leiden laut der Studie des BMBF unter dieser Krankheit, bei Magersucht seien es nur 0,5 bis 1 Prozent. Zudem ist laut Studie der Anteil von Männern, die unter "Binge-Eating" leiden, wesentlich höher, als bei anderen Essstörungen: Jeder dritte Patient ist männlich.

Die Ärzte haben aber auch gute Nachrichten: Eine Studie von den Unikliniken Tübingen und Heidelberg legt nahe, dass fast die Hälfte der Magersucht-Patienten geheilt werden können, so Zipfel. Die Erfolgsrate bei Bulimie und bei "Binge-Eating" sei sogar noch höher. AZ/dpa