Giftiges Benzol in Lebensmitteln, auch in Baby-Nahrung entdeckt
Giftiges Benzol steckt im Saft "Sanostol", in Karottensaft und in Karotten-Babygläschen namhafter Markenprodukte: Das ergab eine Untersuchung des NDR-Magazins "Markt".
Erschütternde Ergebnisse einer vom NDR in Auftrag gegebenen Untersuchungen. "Sanostol", ein Saft zur Nahrungsergänzung, sowie Karottensäfte und Karotten-Babygläschen namhafter Markenprodukte enthalten den hochgiftigen Stoff Benzol.
Benzol in Lebensmitteln: Der NDR hatte eine Untersuchung in Auftrag gegeben
Der Fernsehsender hatte eine Studie für das NDR Verbraucher- und Wirtschaftsmagazins "Markt" in Auftrag gegeben.
Benzol in Lebensmittel, auch in Baby-Nahrung entdeckt
Benzol kann Krebs auslösen. Das ist wissenschaftlich belegt, deshalb üben Wissenschaftler und Verbraucherschützer scharfe Kritik.
Bereits im April 2013 wurde in Benzol in Erfrischungsgetränken entdeckt
Bereits im April 2013 berichtete "Markt" über Benzol in Erfrischungsgetränken. Mit 2,0 bis 6,8 Mikrogramm Benzol pro Liter lagen manche Erfrischungsgetränke deutlich über dem zulässigen Grenzwert für Trinkwasser von einem Mikrogramm pro Liter. Einen Grenzwert für Erfrischungsgetränke gibt es nicht, zur Orientierung gilt die Trinkwasserverordnung. Doch bei Benzol kann schon die kleinste Menge gefährlich sein:
"Benzol ist nachweislich eine krebserzeugende Verbindung, die bereits in äußerst niedriger Konzentration Krebs machen kann, beispielsweise eine Leukämie. Für solche Stoffe, die keine Grenzwerte haben, die keine Toleranzwerte haben, gilt das Minimierungsgebot", warnt der Toxikologe Dr. Hermann Kruse.
Im Saft "Sanostol" steht ein Stoff auf der Zutatenliste, der angeblich Benzol bildet
Auf der Zutatenliste von "Sanostol" steht der Konservierungsstoff Natriumbenzoat. Er steht im Verdacht, das giftige Benzol zu bilden. Hersteller können nur freiwillig auf diesen Stoff verzichten, ein Verbot gibt es nicht. "Ich halte das nicht für akzeptabel. Es müsste eigentlich zu einem Verbot dieses Stoffes kommen. Grundvoraussetzung für Zusatzstoffe ist, dass sie gesundheitlich unbedenklich sind", kritisiert die Verbraucherschützerin Regina Aschmann.
Vermarkter von "Sanostol" wehrt sich gegen Benzol-Vorwurf
Die Vermarkter von "Sanostol" schreiben an "Markt", dass die Benzolmenge in der Atemluft um ein vielfaches höher sei. Trotzdem wolle man jede Möglichkeit prüfen, Natriumbenzoat als Konservierungsmittel zu ersetzen.
Benzol ist oft in erhitzten Karottenprodukten enthalten
Doch Benzol entsteht nicht nur durch den Konservierungsstoff Natriumbenzoat. Auch in erhitzen Karottenprodukten ist oft Benzol zu finden.
Benzol auf in Saft von Schneekoppe und im "Biosaft Reine Karotte" von HIPP
Das von "Markt" beauftragte Labor findet Benzol auch im Möhrensaft von Schneekoppe und im "Biosaft Reine Karotte" von HIPP, ebenso in Karottenbrei-Babygläschen von sieben verschiedenen Herstellern. Die Ursache: Karottensaft und Karottenbrei werden industriell erhitzt. Aus Vorstufen der Karotte entsteht Benzol. Da in geschlossenen Gefäßen erhitzt wird, kann es nicht entweichen. Nach der Abkühlung verbleibt es im Lebensmittel.
HIPP und Schneekoppe zu den Benzol-Vorwürfen
Das Unternehmen HIPP erklärt: Von dem Karottensaft gehe keine Gefahr für die Gesundheit aus. Man arbeite aber daran, die Spuren an Benzol weiter zu reduzieren. Und Schneekoppe antwortet "Markt": Man trinke üblicherweise nur 200ml Möhrensaft am Tag. Daher sei die Benzolaufnahme als gering zu bewerten.
Regina Aschmann von der Verbraucherzentrale Bremen dagegen warnt: "Natürlich werden die Lebensmittel erhitzt, um keimfrei zu sein. Dann muss man nach anderen Erhitzungsmethoden suchen. Ich halte Benzol für bedenklich und erst Recht in Babynahrung. Es gibt kein empfindlicheres Lebewesen unter uns Menschen als Babies und Kleinkinder, und da gehören solche Schadstoffe einfach nicht hinein. Hier sind Gesetzgeber und Hersteller gefordert, dafür zu sorgen."
Mehr zum Thema in der Sendung "Markt" am Montag, 16. September, um 20.15 Uhr im NDR Fernsehen. AZ
Die Diskussion ist geschlossen.