Hochwasser und feuchtes Klima: Gut für Zecken und Mücken
Zecken und Mücken finden dieses Jahr perfekte Bedingungen vor. Der feuchte Frühling und das Hochwasser haben die Vermehrung und Verbreitung der Plagegeister extrem begünstigt.
Das wunderbare Wetter der vergangenen Woche lockte viele Menschen nach draußen in die Natur. Doch oft konnten Spaziergänge im Wald und Grillfeiern auf der heimischen Terrasse nicht in vollen Zügen genossen werden. Denn Plagegeister wie Zecken und Mücken sind in diesen Tagen nahezu omnipräsent. Schuld daran ist das Klima.
Mücken suchen die Hochwassergebiete heim
Denn nach der Flutkatastrophe schwirren in den betroffenen Gebieten nun Unmengen an Mücken herum. Das Hochwasser trägt dazu bei, dass Mücken aus möglicherweise schon vor Jahren abgelegten Eiern schlüpfen. "In Wäldern und Feuchtgebieten bilden sich Tümpel, die die idealen Brutstätten für Stechmücken sind", sagte der Regensburger Mückenforscher Martin Geier der Nachrichtenagentur dpa. "Die Stechmücken, die jetzt so stark auftreten, sind sogenannte Überschwemmungsmücken." Die Eier hätten sich über eine lange Zeit angesammelt in Wiesen und Mulden. "Wenn diese überschwemmt werden, schlüpfen die Mücken aus."
Mücken können mehrere Monate alt werden
Die Mückenplage betreffe nicht nur die Hochwassergebiete massiv, sondern auch die Seenlandschaften in Oberbayern und andere Gebiete. Die Mücken, die bereits geschlüpft sind, können laut Geier einige Wochen oder auch Monate alt werden. Das Problem ist, dass die zweite Generation bereits in den Startlöchern stehe. "Wenn die Eier abgelegt werden, kann im Idealfall 10 bis 12 Tage später die nächste Generation ausschlüpfen." Im schlimmsten Fall komme nach wenigen Wochen noch einmal eine Überschwemmung und löst eine weitere Mückeninvasion aus. Ob es sich um eine besonders schlimme oder weniger dramatische Flut handelt, sei dabei nicht so wichtig.
Geier hat viele Jahre an der Regensburger Universität über Mücken geforscht, zudem hat er mit Kollegen ein Unternehmen gegründet, das unter anderem Kommunen bei der Mückenbekämpfung unterstützt. Viele Mittel, die als Hilfsmittel gegen Mückenplagen angeboten werden, sind nach seinen Erkenntnissen eher weniger wirksam.
Nicht alle Mittel gegen Mücken sind hilfreich
Bei den Mitteln, die auf die Haut aufgetragen werden, empfiehlt Geier die von der Stiftung Warentest empfohlenen Präparate. "Da kann man sich eigentlich gut drauf verlassen." Anders sehe es bei den elektronischen Mitteln aus, die durch Ultraschall Mücken vertreiben sollen. Diese hätten sich in allen wissenschaftlichen Untersuchungen als unwirksam erwiesen. "Das Geld kann man sich garantiert sparen." Auch Zitronella-Kerzen hätten nur eine sehr schwache abschreckende Wirkung. "Das ist meistens eher was für die Psyche." Lichtfallen seien ebenfalls nicht sinnvoll, da Mücken gar nicht sonderlich auf Licht reagierten. "Mit diesen Lichtfallen fangen sie in erster Linie Falter, nützliche Insekten und nicht die Stechmücken."
In Räumen können hingegen laut Geier Insektizid-Verdampfungsgeräte schon eine gute Wirkung haben. Ein kurzzeitiger Einsatz von solchen Steckern hält er für vertretbar. "Diese Stoffe sind nicht so, dass sie einen Menschen gleich umbringen." Eine längere Zeit würde der Mücken-Experte Geräte auf Basis von Insektiziden aber nicht anwenden.
Von Zecken geht große Gefahr aus
Nicht nur lästig sondern auch gefährlich sind Zecken. Die Gefahr, durch Zeckenstiche schwer zu erkranken, ist nach Angaben des FSME-Netzwerks deutlich gestiegen. Auch hier begünstigte das feuchte Wetter der vergangenen Monate die Vermehrung der Parasiten. Gebiete mit Zecken, die Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen, weiteten sich aus, sagte Ralph Brodel vom FSME-Netzwerk am Mittwoch in Nürnberg. Durchschnittlich trage jede zwanzigste Zecke die Viren für die Krankheit, die vor allem in Süddeutschland auftritt und die zu Hirnhautentzündungen und dauerhaften Lähmungen führen kann. Das FSME-Netzwerk ist ein Verein zur Hilfe betroffener Patienten. dpa/AZ
Die Diskussion ist geschlossen.