Krankenhaus: Gibt es zukünftig Keim-Tests für Patienten?
Der Gesundheitsminister Hermann Gröhe regt die Diskussion über Keim-Tests bei Patienten an. Das soll verhindern, dass Keime in das Krankenhaus gelangen.
Nach der Entdeckung eines multiresistenten Keims am Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) hat sich Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) offen für Diskussionen über Tests bei Risikopatienten gezeigt. "Der Kieler Fall muss auch Anlass sein erneut zu prüfen, inwieweit das Screening angepasst werden muss", erklärte der Minister am Montag in Berlin.
In dem betroffenen Krankenhaus trafen am Montag nach Angaben eines Sprechers externe Hygiene-Experten zur Unterstützung ein. Die Fachleute führten Gespräche mit Mitarbeitern und machten sich ein gründliches Bild, sagte ein Sprecher des UKSH in Kiel. Dabei handelt es sich um Spezialisten der Universitätsklinik Frankfurt am Main, dessen Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene als eine bundesweit führende Einrichtung bei dem Thema Krankenhauskeime gilt.
Elf infizierte Patienten starben an dem gefährlichen Keim
In den vergangenen Wochen hatten sich gleich gegen mehrere Antibiotikagruppen resistente Bakterien des Typs Acinetobacter baumannii auf 27 schwerstkranken und teils hochbetagten Intensivpatienten der Uniklinik in Kiel verbreitet. Etliche Betroffen infizierten sich mit dem potenziell gefährlichen Erreger, der vor allem bei immungeschwächten Menschen Wundinfektionen oder Lungenentzündungen auslösen kann. Elf davon starben.
Nach Angaben der Klinik war die Infektion bei neun allerdings nicht die Todesursache. Bei den zwei übrigen habe dies nicht eindeutig geklärt werden können.
Gröhe wies darauf hin, dass den Krankenkassen bereits "gesetzlich aufgegeben" worden sei, durch Pilotprojekte zu erproben, wie Patienten vor geplanten Aufenthalten in Kliniken auf bestimmte gefährliche Keime untersucht werden könnten. Das soll ein Einschleppen verhindern.
Die bisherigen Keim-Tests der Patienten sind freiwillig
Es gibt bereits entsprechende Empfehlungen des bundeseigenen Robert-Koch-Instituts (RKI), in dem Tests etwa für Patienten nahegelegt werden, die aus Ländern mit einem bekanntermaßen endemischen Auftreten resistenter Keime verlegt werden. Einige deutsche Krankenhäuser gehen nach eigenen Angaben bereits darüber hinaus und testen auch bei anderen Risikogruppen. All das ist freiwillig.
Acinetobacter baumannii ist der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) zufolge ein gut bekannter Auslöser für Krankenhausinfektionen. Ihr zufolge sind Ausbrüche generell trotz umfassender Hygienemaßnahmen nicht vollständig auszuschließen und auch bei optimalen Gegenmaßnahmen schwer einzudämmen. Gegen den Verdacht von Fehlern oder Hygienemängeln nahm die DGHM das UKSH in Schutz. Den vorliegenden Informationen zufolge täten die Kollegen alles Erforderliche, erklärte die Fachgesellschaft dazu.
Betroffene Patienten in der Kieler Klinik werden isoliert
Auch das Kieler Gesundheitsamt als zuständige Behörde hatte der Klinik nach Bekanntwerden des Ausbruchs am Freitag bescheinigt, alle nötigen Schritte eingeleitet zu haben. Betroffene Patienten werden strikt isoliert, um eine weitere Verbreitung des Keims zu erschweren. Die befallenen Stationen nehmen keine neuen Patienten auf, darüber hinaus wurden Desinfektionsmaßnahmen eingeleitet. Krankenhaus und Behörden stehen nach eigenen Angaben darüber hinaus in ständigem Kontakt. afp
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