Lebensmittelunverträglichkeit: Wenn das Fasten zur Pflicht wird
Vor Ostern stellen viele Menschen freiwillig ihre Ernährung um. Kerstin Rosner muss das täglich. Warum ausgerechnet Fleisch auf dem Speiseplan der ehemaligen Vegetarierin steht.
In der Fastenzeit verzichten viele für einige Wochen auf geliebte Dinge – freiwillig und ganz bewusst. Wilma Schikorski gehört dazu. Schon seit neun Jahren schwört sie auf regelmäßiges Heilfasten. „Ich habe danach immer so viel Energie, dass ich gar nicht weiß, wohin damit“, sagt sie. Kerstin Rosner ist weniger begeistert vom Fasten. Sie muss fasten. Seit bei ihr gleich mehrere Unverträglichkeiten auf Nahrungsmittel diagnostiziert wurden, ist ihr Speiseplan mager.
Auch bei Wilma Schikorski gibt es nach einigen Tagen nur noch Tee, Gemüsebrühe und Mineralwasser. Sie heilfastet nach der Methode von Dr. Buchinger. Dieses Jahr möchte sie eine Woche lang durchhalten. „Das ist nicht immer leicht. Es erfordert viel Kraft und einen starken Willen“, sagt sie. Die Versuchung, etwas zu essen, ist immer groß. „Aber am Ende lohnt es sich, zu verzichten.“ Das Heilfasten soll den Körper reinigen und entgiften. Die Rentnerin fühlt sich danach leichter, gesünder und einfach wohler. Für Schikorski ist der Verzicht auf Essen ein tolle Erfahrung.
Umstellung der Ernährung als Schlüssel zu neuem Wohlbefinden
Für Kerstin Rosner dagegen ist es zwangsläufig zum Alltag geworden. Seit einem Jahr ist sie gezwungen, auf viele Lebensmittel zu verzichten. Damit nicht genug: Die einstige Vegetarierin muss heute das tun, was sie sich früher nicht vorstellen konnte: Sie isst Fleisch, denn es gehört zu den wenigen Dingen, die sie verträgt.
Bis zur Erkenntnis, dass die Ernährung schuld an ihrer sich stetig verschlechternden Verfassung ist, war es ein langer Weg. Kerstin Rosner brachte im Jahr 2012 ihre Tochter Käthe zur Welt. Sie war das Augsburger Neujahrsbaby. Der vierfachen Mutter ging es nach der Geburt immer schlechter. „Ich hatte Herzrasen, war energielos und nicht belastbar.“ Die Ärzte diagnostizierten einen Burn-out. Kerstin Rosner glaubte das nicht. Den entscheidenden Tipp gab ihr ein Bekannter. „Er riet mir, meine Ernährung umzustellen.“
Die vierfache Mutter nahm den Tipp ernst und versuchte herauszufinden, welche Lebensmittel gut für sie sind. Anfangs ernährte sie ich nur von Steinsalz, Reis und Leitungswasser. Alle drei Tage probierte sie ein neues Lebensmittel aus. So fand sie heraus, dass sie nach der Schwangerschaft an einer Unverträglichkeit gegenüber Histamin, Lactose und Fructose leidet. Ein Arzt bestätigte später die Allergien.
Fleisch steht auf dem Speiseplan
Histamin ist ein Stoff, der in vielen Nahrungsmitteln bei der Lagerung entsteht. Damit ist der Kreis an verträglichen Lebensmitteln sehr klein geworden, die genießbaren notiert Kerstin Rosner auf ihrer Liste. Das sind beispielsweise Dinkel, Blumenkohl, Karotten, Reis und Kartoffeln. Und eben auch Fleisch. Das war schwierig für die ehemalige Vegetarierin: „Der erste Bissen war furchtbar. Nach achtzehn Jahren ohne Fleisch habe ich mich lange gequält, bis ich es schlucken konnte. Inzwischen geht es mir aber wieder sehr gut damit.“
Sie muss Fleisch essen – wegen der Nährstoffe, die es bietet. Wenn sie unterwegs ist, hat sie immer Reiswaffeln dabei. Außer ungewürztem Steak kann sie sich in einem Restaurant nichts bestellen. Mit Ausnahme von Steinsalz verträgt sie auch keinerlei Gewürz mehr. Unzufrieden mit ihrer Situation ist sie aber nicht. „Natürlich würde ich gerne einmal ein Stück Schokolade essen, aber ohne geht es mir viel besser. Ich bin froh, dass ich inzwischen wieder ohne Probleme aktiv sein kann, auch wenn das bedeutet, auf vieles zu verzichten.“
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