Magenverkleinerung bei Fettleibigkeit ist riskant, kann aber helfen
Wer übergewichtig ist, hat oft gesundheitliche Probleme. Eine Magenverkleinerung kann in manchen Fällen helfen. Was Sie über den Eingriff wissen müssen.
Übergewicht, Fettleibigkeit, Adipositas: Die Anzahl an übergewichtigen Menschen nimmt in den Industrieländern derzeit immer weiter zu. Gleichzeitig haben fettleibige Menschen oftmals mit ihrem Gewicht zu kämpfen, denn sie leiden unter den gesundheitlichen und sozialen Konsequenzen. Kann eine Magenverkleinerung bei Übergewicht neue Hoffnung geben? Die gesetzliche Krankenkasse Barmer GEK warnt davor. Ihr Chef Christoph Straub sagt: "Man kann das Wohlstandsfett nicht einfach wegoperieren." Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Magenverkleinerung.
Adipositas: Magenverkleinerungen werden immer häufiger
Wie viele Menschen lassen sich den Magen verkleinern?
Bisher nicht allzu viele, sagt der Report Krankenhaus 2016. Aber die Tendenz bereite Sorgen, sagt Barmer-GEK-Chef Straub. Von 2006 bis 2014 habe sich die Zahl allein bei den eigenen Versicherten von 167 auf 1070 Fälle jährlich mehr als versechsfacht. Die gesetzliche Krankenversicherung insgesamt verzeichnete 9225 Fälle. Das sind fünfmal so viele wie noch 2006.
Magenverkleinerung: Welche Methoden gibt es?
Es gibt zwei wesentliche Methoden, den Magen zu verkleinern und damit ein früheres Sättigungsgefühl zu erreichen: den Schlauchmagen und den Magenbypass.
Schlauchmagen: Bei dieser Operation werden etwa 80 bis 90 Prozent des Magens entfernt, so dass nur ein schlauchartiger Rest erhalten bleibt. 2014 wurden 45 Prozent der Magenverkleinerungen auf diese Weise vorgenommen.
Magenbypass: Bei diesem Eingriff wird ein Stück Magen abgetrennt und der Rest direkt mit einer Dünndarmschlinge verbunden. Dadurch können die Patienten weniger Nahrung aufnehmen. Zudem passiert der Speisebrei eine geringere Strecke im Dünndarm, wodurch weniger Nahrung verdaut werden kann. 46 Prozent der Verkleinerungen wurden so erreicht.
Der Schlauchmagen ist eine Methode der Verkleinerung des Magens
Wer sollte operieren?
Es gibt 350 Krankenhäuser in Deutschland, die eine OP zur Magenverkleinerung anbieten, aber nur 44 sind zertifiziert, sind also ausreichend spezialisiert und haben genügend Erfahrung, um einen solchen Eingriff durchzuführen. Die Barmer GEK rät dringend dazu, nur solche Kliniken auszusuchen. An diesen gebe es weniger Nebenwirkungen und weniger Komplikationen.
Wo sind die Gefahren, wo die Vorteile einer Magenverkleinerung?
Eine Magenverkleinerung sei alles andere als harmlos. Es sei vielmehr ein schwerer, nicht rückgängig zu machender Eingriff in einen an sich funktionierenden Körper, sagt Straub, der selbst Arzt ist. Kurzfristig steige auch das Sterberisiko.
Es gibt aber auch gute Nachrichten. Betroffene müssen seltener wegen Altersdiabetes, Schlafstörungen und Bluthochdruck im Krankenhaus behandelt werden. Zudem stieg die Anzahl der Geburten um 20 Fälle je 1000 Eingriffe im Vergleich zu schwer Fettleibigen, die konventionell behandelt wurden. Fettleibigkeit wird immer mehr zum Problem der Gesellschaft
Magenverkleinerung: Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Adipositas: Wann wird operiert?
Im Prinzip richtet sich das nach dem sogenannten Body-Mass-Index (BMI). Eine Operation kommt ab einem BMI von 40 in Frage. Bei schwerwiegenden Begleiterkrankungen schon ab einem BMI von 35. Der BMI setzt Gewicht und Größe ins Verhältnis und zwar nach der Formel Gewicht (in kg) durch die Größe (in m) im Quadrat. Also bei einem Gewicht von 90 Kilo und einer Größe von 1,79 Meter ergäbe sich eine BMI von 28,9. Wie viel Lebenszeit kostet Übergewicht?
Übernimmt die Kasse die Kosten einer Magenverkleinerung?
Die Antwort des Experten ist: Ja, aber. Denn Operation und Nachsorge seien grundsätzlich im Leistungskatalog der Kassen inbegriffen. Das Aber lautet: Mit einer Magenverkleinerung allein sei es bei weitem nicht getan. Die Menschen müssten laut Straub erst lernen, mit dem "neuen Körper" umzugehen. Ein Schlauchmagen hilft wenig, wenn ein Betroffener danach wieder große Mengen Sprühsahne verspeist. Und ein Magenbypass könne einen lebensbedrohlichen Nährstoffmangel nach sich ziehen, weil die Enzyme im verkürzten Dünndarm kaum mehr Zeit hätten, die Nährstoffe zu spalten. Kliniken und niedergelassene Ärzte müssten deshalb gemeinsam vor Ort Nachsorgekonzepte entwickeln.
Grundsätzlich aber, sagt Straub, gelte nach wie vor: "Man kann auf dem Sofa nicht abnehmen." Und: "Nur Bewegung verbrennt." (dpa)
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