Medikamente gegen Hepatitis C sind gut, aber teuer
Bis zu eine Million Menschen in Deutschland haben sich mit Hepatitis-Viren infiziert. Die wenigsten von ihnen wissen davon. Am Welt-Hepatitis-Tag wird darauf aufmerksam gemacht.
Eine chronische Virushepatitis kann schlimme Spätfolgen haben. Leberzirrhose und Leberkrebs können tödlich enden, doch das ist wohl den wenigsten Menschen bekannt. Deswegen hat die Weltgesundheitsorganisation WHO den Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli eingeführt. So soll auf die stille Volksseuche aufmerksam gemacht werden.
Michael Manns ist Leberspezialist an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Er betont, dass erhöhte Leberwerte abgeklärt werden müssen - und nicht als Kavaliersdelikt behandelt werden. Risikogruppen sollten sich außerdem unbedingt testen lassen. Zu den Risikogruppen gehören aber nicht nur Drogenabhängige und Migranten aus bestimmten Ländern. Neben medizinischem Personal sollten sich auch Menschen testen lassen, die vor 1991 Bluttransfusionen erhielten oder oft operiert wurden.
Hepatitis C ist heilbar
Patienten mit chronischer Hepatitis B müssen ihr Leben lang Medikamente nehmen - ähnlich wie HIV-Infizierte. Bei chronischer Hepatitis C ist inzwischen eine vollständige Heilung möglich. Seit Anfang 2014 gibt es zwei neue Wirkstoffe, die einer größeren Patientengruppe helfen können und weniger Nebenwirkungen haben als bisherige Standardmittel. Manns betont, dass die neue Art der Heilung ein Viertel aller Lebertransplantationen vermeidbar mache.
Die Versorgung von Hepatitis-C-Patienten ist also gut. Doch finanziell ist die Lage nicht einfach, denn eine 24-wöchige Therapie kostet zur Zeit 120.000 Euro. Das ist in vielen Fällen ein Hindernis. Der Gemeinsame Bundesausschuss, der das oberste Beschlussgremium des deutschen Gesundheitswesens ist, hat nun aber beschlossen, dass dem neuen Wirkstoff Sofosbuvir mehr Zusatznutzen bescheinigt wird. Die Krankenkassen hatten das ursprünglich nicht gewollt.
Aktionsplan soll Image von Hepatitis C verbessern
Während Deutschland in der Hepatitis-Forschung führend ist, heißt das nicht, dass alle Patienten entsprechend versorgt werden. Ein Bündnis von Ärzten und Betroffenen-Verbänden kritisiert die schlechten Standards bei der deutschen Vorsorge vor Hepatitis. Deswegen hat das Bündnis der Bundesregierung einen nationalen Aktionsplan vorgelegt.
Dieser Aktionsplan soll auch den Nutzen haben, dass Vorurteile abgebaut werden. Denn Leberkrankheiten werden oft mit "alkoholkrank" gleichgesetzt, weswegen sie weniger oft erkannt und behandelt werden. Es wäre leichter, wenn es einen bekannten Repräsentanten für die Erkrankung gäbe. Bisher hat sich aber noch kein Prominenter in Deutschland mit Hepatitis C geoutet. dpa(Christina Sticht)/sh
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