Mittelmeerküche, Rauchverzicht und Bewegung als Vorbeugung
Professor Matthias Anthuber, einer der Leiter des Darmkrebszentrums am Augsburger Klinikum, hat eine Vision: „Es ist möglich, den Dickdarmkrebs zum Aussterben zu bringen.“
Professor Matthias Anthuber, einer der Leiter des Darmkrebszentrums am Augsburger Klinikum, hat eine Vision: „Es ist möglich, den Dickdarmkrebs zum Aussterben zu bringen.“ Dafür müssten sich aber alle Gefährdeten rechtzeitig (ab dem Alter von 50 Jahren) einer Vorsorgeuntersuchung unterziehen, weshalb Augsburger Mediziner darauf immer wieder hinweisen, kürzlich sogar bei einem „Darmtag“ im Klinikum mit Unterstützung des bekannten Sportmoderators Jörg Wontorra und einem begehbaren Darmmodell. Wie bei dieser Gelegenheit deutlich wurde, kann man aber schon frühzeitig durch den Lebensstil etwas gegen Darmkrebs tun, und selbst wenn er erst spät erkannt wurde, gibt es noch Behandlungsmöglichkeiten wie die Chemotherapie.
Körper ist auf mehr Bewegung ausgelegt
Der menschliche Körper ist auf mehr Bewegung und weniger Nährstoffaufnahme angelegt, wie der Oberarzt an der III. Medizinischen Klinik, Dr. Stefan Gölder, erklärte. Insbesondere nehmen viele Menschen infolge der heutigen Lebensweise mehr Fett und Zucker auf, als für den Organismus gut ist. Gölder fasste die Ergebnisse vieler Ernährungsstudien zusammen: So wurde nachgewiesen, dass fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag (eine Portion entspricht einer Handvoll) das Krebsrisiko senken. Dass speziell die enthaltenen Ballaststoffe vor Darmkrebs schützen, ist aber nicht gesichert. Gut ist die Aufnahme von Folsäure (zum Beispiel enthalten in Spargel oder roter Bete) und Calzium (in – möglichst fettarmer – Milch).
Vorsicht bei rotem Fleisch
Vorsicht gilt bei rotem Fleisch (vor allem Rind und Schwein). Laut Gölder sollte es nicht täglich auf den Teller kommen. Generell empfahl er die so genannte Mittelmeerküche. Rauchen begünstigt, neben vielen anderen schädlichen Wirkungen, auch den Darmkrebs. Wichtig ist dagegen ausreichende Bewegung. Mindestens 30 Minuten täglich sollte man sich betätigen. In diesem Fall, so Gölder, gilt darüber hinaus: Mehr hilft mehr. Werden diese Regeln beachtet, könnte ein Viertel der Darmkrebsfälle vermieden werden. Die Änderung des Lebensstils hat sogar dann noch eine positive Wirkung, wenn man bereits an Darmkrebs erkrankt war. Eine spezielle Krebsdiät, also der Verzicht auf bestimmte Nährstoffe, hat nach dem Urteil des Referenten dagegen keine positive Wirkung.
Dr. Jurij Alexander Pitako, Funktionsoberarzt an der II. Medizinischen Klinik, beschrieb die Chancen einer Chemotherapie, wenn bösartige Geschwulste die Darmwand durchdrungen haben (Stadium II) oder bereits Lymphknoten befallen sind und Absiedelungen aufgetreten sind (Stadium III). Medikamente können jetzt außer durch Infusionen zunehmend auch in Tablettenform verabreicht werden. Eine Therapie dauert in der Regel sechs Monate, kann eventuell auf drei Monate verkürzt werden.
Mögliche Nebenwirkungen sind Nervenschäden an den Händen oder Entzündungen an Händen und Füßen. Haarausfall ist selten; verlorene Haare wachsen zudem wieder nach. Die Chemotherapie senkt laut Pitako die Rückfallgefahr und verlängert die Überlebenszeit. Jährlich wird in Deutschland bei 10 000 Menschen Darmkrebs im Stadium II und bei 15 000 im Stadium III festgestellt.
Keine Angst vor Darmspiegelung
Bei einer Chemotherapie werden verschiedene Substanzen eingesetzt. Das liegt daran, dass Tumorzellen gegen die Behandlung resistent werden können, wie Professor Helmut Messmann, neben Anthuber Leiter des Darmkrebszentrums, sagte. Durch neue Medikamente können Tumorzellen nun gezielt angegriffen werden. Man kann dadurch Rezeptoren an den Zellen blockieren, was sie am weiteren Wachstum hindert, oder sie hemmen die Neubildung von Blutgefäßen, durch die sich die Tumorzellen ernähren. Sie werden damit regelrecht ausgehungert. Ist der Krebs nicht mehr heilbar, so können Medikamente zumindest noch die Lebensqualität verbessern und das Überleben um im Mittel 15 bis 21 Monate verlängern.
Kernbotschaft der Mediziner bleibt, dass man nicht vor einer Darmspiegelung zurückschrecken sollte. Nach den Worten des niedergelassenen Gastroenterologen Dr. Wolfram von Finckenstein die noch immer verlässlichste Methode, um Darmkrebs oder seine Vorstufen frühzeitig zu entdecken. Hat die Spiegelung einen negativen Befund erbracht, so genügt eine weitere Untersuchung nach zehn Jahren, denn Darmkrebs wächst sehr langsam. Wurde ein bösartige Geschwulst entdeckt und entfernt, so sollte engmaschiger untersucht werden (mindestens alle fünf Jahre). Für Menschen mit Darmkrebsfällen in der Familie gelten strengere Regeln. Eine Spiegelung kostet etwa 175 Euro. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten ab 55 Jahren.
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