Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom ist schwer zu erkennen
Das Münchhausen-Syndrom ist ein Hilfeschrei der Betroffenen. Noch schlimmer ist aber das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom, bei dem Eltern ihren Kindern Schaden zufügen.
In Hamburg wird in Kürze ein Prozess eröffnet, in dem es um Kindesmisshandlung geht. Wie das Radioprogramm NDR berichtet, geht es wohl um einen Fall von Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom, bei dem eine Mutter wegen der Misshandlung ihres kleinen Sohns mit einer Haftstrafe von bis zu 15 Jahren rechnen muss. Vorgeworfen werden der Frau neben gefährlicher Körperverletzung und Verletzung der Erziehungs- und Forsorgepflicht die "Misshandlung von Schutzbefohlenen, wodurch der Schutzbefohlene in die Gefahr des Todes gebracht wurde".
Mutter injizierte ihrem Sohn Urin, Kot, und Speichel
Die Frau, die vermutlich am Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom leidet, soll ihren dreijährigen Sohn unter anderem mit verunreinigten Infusionen krank gemacht haben, um sich dann um ihn kümmern zu können. Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf kam dann der Verdacht auf, dass die Mutter an der seltenen psychischen Störung Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom leiden könnte. Nachdem sie die Tat zugegeben hatte, kam die Frau in psychiatrische Behandlung.
Das schriftliche Geständnis der Mutter ist ekelerregend. Sie gibt zu, ihrem Sohn unter anderem verdünnten Kot, Speichel, Urin und abgestandenes Wasser injiziert haben. Warum, könne sie sich nicht erklären. Die Anklage liegt bereits seit April 2014 beim Landgericht Hamburg. Der Würzburger Psychiater Martin Krupinski ist der führende deutsche Experte für das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom. Er erklärt, dass Eltern dabei Krankheiten ihrer Kinder vortäuschen oder auslösen, um als fürsorgliche Mutter oder fürsorglicher Vater Aufmerksamkeit zu erlangen. Die Störung ist schwer zu diagnostizieren, weshalb viele Fälle unentdeckt bleiben. sh
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