Multiple Sklerose: Studie deutet auf Ursache in Darmflora hin
Als die "Krankheit mit vielen Gesichtern" genannt, können Mediziner keine genauen Ursachen für Multiple Sklerose nennen. Eine neue Studie weist nun auf die Rolle der Darmflora hin.
Multiple Sklerose (MS) gehört zu den Krankheiten, deren Ursachen noch immer nicht vollständig aufgedeckt sind. Doch das könnte eine neue Studie aus München ändern: So soll die natürliche Darmflora des Menschen ein Auslöser für MS sein.
An der Studie waren neben Forschern von deutschen Max-Planck-Instituten und Universitäten auch die University of California beteiligt. Am Dienstag teilte das Max-Planck-Institut für Neurobiologie in München mit, dass die Studie mit mehr als 50 eineiigen Zwillingspaaren eine Ursache für MS in der Darmflora nahelegt. Jeweils einer der Zwillinge ist an MS erkrankt. Da die Zwillingspaare genetisch identisch sind, konzentrierten sich die Forscher auf Unterschiede der Darmflora.
Was ist Multiple Sklerose?
Multiple Sklerose ist die häufigste entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Bei MS handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, d.h. fehlgeleitete Zellen des Immunsystems greifen körpereigene Zellen in Gehirn und Rückenmark an. Bei Patienten werden Teile der Nervenfasern zerstört, die maßgeblich an der Weiterleitung von Impulsen beteiligt sind, aber auch Nervenfasern und -zellen selbst. Dadurch kommt es unter anderem zu Lähmungserscheinungen, Muskeln können nicht mehr richtig koordiniert oder Sinnessignale nicht korrekt weitergegeben werden.
Meist treten die ersten MS-Symptome im Alter von 20 bis 40 Jahren auf. In Deutschland leiden etwa 120.000 bis 150.000 Menschen daran. Die Krankheit ist nicht heilbar. Eine Behandlung mit Medikamenten kann den Verlauf und die Schwere der Erkrankung mindern.
Multiple Sklerose: Studie könnte Ursache in der Darmflora bestätigen
Als Grund für den Ausbruch der Krankheit vermuten Experte einen Kombination aus genetischen und Umweltfaktoren. Bisher wurde der Auslöser mit Infektionen in Verbindung gebracht. Doch seit einigen Jahren stehen als Auslöser für die Krankheit - bei entsprechender genetischer Voraussetzung - auch Bakterien der natürlichen Darmflora unter Verdacht. In Tierversuchen wurde inzwischen gezeigt, dass Darmbakterien MS verursachen können, allerdings waren vergleichende Untersuchungen an Menschen bisher nicht eindeutig.
Für die aktuelle Studie wurden nun genetisch veränderte Mäuse mit Darmproben der MS-kranken Zwillinge geimpft. Sie erkrankten zu fast hundert Prozent an der MS-ähnlichen Hirnentzündung. Die Untersuchungen bestätigten den Forschern zufolge erstmals, dass Bestandteile der Darmflora von MS-Patienten eine funktionelle Rolle bei der Aktivierung der T-Zellen spielen, die letztlich zu MS führen können.
Die Forscher müssen nun die in Frage kommenden Mikroorganismen weiter eingrenzen, dämpften zugleich aber übereilte Hoffnungen. Die Untersuchungen würden sich über Jahre hinziehen, und es sei nach wie vor offen, "ob und welche Diagnose- und Therapieverfahren daraus entstehen können". An der Studie waren neben Forschern von deutschen Max-Planck-Instituten und Universitäten auch die University of California beteiligt. AZ, afp
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