Nach 166 Tagen: Astronaut Gerst kehrt zurück auf die Erde
Astronaut Alexander Gerst flog im Mai als elfter Deutscher ins All. Mit seinen Fotos aus dem Kosmos wollte der Geophysiker auch mehr Leidenschaft für die Raumfahrt wecken.
Wenn der deutsche Astronaut Alexander Gerst Montag (10. November) früh in seiner Sojus-Kapsel wie aus heiterem Himmel in Kasachstan gelandet ist, kann er auf eine bemerkenswerte Mission blicken. Mehr als 2500 Mal umrundete der Geophysiker innerhalb von 166 Tagen die Erde, er betreute etwa 100 Experimente an Bord der Internationalen Raumstation ISS und stieg für sechs Stunden in den freien Kosmos aus. Er wisse schon, dass die Reise "etwas sehr Besonderes" gewesen sei, twittert der 38-Jährige: "Ich werde das goldene Glitzern der aufgehenden Sonne auf der Außenhaut unseres Schiffs nie vergessen."
Raumfahrer Gerst twittert aus dem Weltall
Manche Raumfahrer bleiben in Erinnerung, weil sie sich auf der ISS als "Entertainer" betätigten. Der Kanadier Chris Hadfield drehte etwa ein populäres Musikvideo. Gerst war kein Showman. Er hatte zwar einen besonderen Auftritt, als er sich zu Ehren der Fußball-Weltmeister im Deutschland-Trikot zeigte. Ansonsten konzentrierte sich der Mann mit dem kahlrasierten Schädel aber vor allem auf seine wissenschaftlichen Versuche. Daneben filmte und fotografierte er auch und twitterte viel.
Gerst war der elfte Deutsche im All und der dritte Deutsche auf der ISS. Auf den Beruf als Astronaut hat er nie gezielt hingearbeitet. "Ich hatte das aber immer als Alternative im Hinterkopf", berichtet der Mann aus Künzelsau (Baden-Württemberg). Die Bewerbung bei der Europäischen Raumfahrtagentur Esa war eigentlich "nur ein Versuch".
Gerst arbeitete auf der ISS als Bordingenieur
"Natürlich wusste ich, dass die statistische Wahrscheinlichkeit, Astronaut zu werden, ziemlich gering ist", räumt Gerst ein. Doch der Mann mit der athletischen Figur, der Fallschirmspringen und Fechten als Hobbys nennt, setzte sich gegen mehr als 8400 Konkurrenten durch. Etwa drei Jahre dauerte seine Ausbildung. Auf dem Außenposten der Menschheit arbeitete der "Quereinsteiger" seit Mai als Bordingenieur.
Freuen dürfte er sich nun vor allem auf seine Freundin, eine Physikerin. Die Trennung werde ihm schwerfallen, hatte Gerst schon vor dem Start gesagt. Auch andere Alltagsdinge wird es für ihn wieder geben - "mal 'nen Salat essen, mal duschen, mal im Regen joggen".
"Wir sind eigentlich alle Astronauten"
Gerst hat in Karlsruhe Geophysik studiert und forschte an der Universität Hamburg. "Wenn das mit der Bewerbung als Astronaut nicht geklappt hätte, wäre ich wohl nach Alaska gezogen, um Vulkane zu erkunden", sagt er. Für seine Doktorarbeit über den antarktischen Vulkan Mount Erebus harrte er sechs Wochen lang bei minus 45 Grad Celsius aus. "Da habe ich erlebt, was Einsamkeit wirklich bedeutet."
Der Wissenschaftler ist überzeugt vom Sinn und Zweck der bemannten Raumfahrt - und will auch andere davon überzeugen. "Der Blick von außen verdeutlicht die Verletzlichkeit der Erde", betont der leidenschaftliche Fotograf. "Letztendlich ist unser Planet nur eine Kugel aus Stein, ein kleiner blauer Punkt im All - mit uns als Passagieren. Insofern sind wir alle eigentlich Astronauten."
Wohl kaum einer seiner Vorgänger ließ die Menschen auf der Erde so an seiner Mission teilhaben. Fast täglich verbreitete Deutschlands Mann im All seine Eindrücke per Twitter: Fotos von Städten und dem Leben auf der ISS oder einfach nur ein paar Gedanken. Unter anderem heißt es dort: "Wir Menschen sind Entdecker. Wann werden wir uns wieder trauen, über den Horizont hinaus zu segeln?" dpa
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