Nach Ebola-Einsatz: Ärzte ohne Grenzen sind enttäuscht von WHO
Die Ebola-Epidemie flacht in Westafrika inzwischen ab. Das ist vor allem der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen zu verdanken. Deren Bilanz ist alles andere als positiv.
Monatelang haben sie alleine gegen Ebola in Westafrika angekämpft: Die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF, von frz. Médecins Sans Frontières) war vor Ort und hatte die Lage erkannt, noch lange bevor die internationale Gemeinschaft sich um die Epidemie kümmern wollte. Bis die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Lage erkannt hat, sind viele Menschen bereits an Ebola gestorben. Das hat die Ärzte ohne Grenzen frustriert.
Tankred Stöbe ist 2007 der Präsident von MSF Deutschland. Der 46-Jährige hat die Hoffnung, dass die Ebola-Epidemie bald unter Kontrolle ist, auch wenn es noch einige Probleme gibt. In Guinea stecken sich immer noch Menschen mit Ebola an, die Zahlen steigen immer wieder kurzfristig. Das kann zur Gefahr werden. Zudem sorgt sich Stöbe um die zusammengebrochenen Gesundheitssysteme in Westafrika, die in Guinea, Liberia und Sierra Leone auch die Verbreitung anderer Krankheiten wie Malaria, Masern oder Meningitis erleichtern.
Internationale Gemeinschaft hat Ebola-Epidemie nicht ernst genommen
Für die Ärzte ohne Grenzen ist eines ganz klar: "Der Ernst der Lage wurde viel zu lange nicht erkannt. Die internationale Gemeinschaft und auch die WHO hat hier versagt." Stöbe erinnert sich, dass den MSF Panikmache vorgeworfen wurde - als die WHO im September zu Helfen begann, war es eigentlich schon zu spät. Auch die deutsche Hilfe war nicht immer sinnvoll. Ein Krankenhaus, dass die Bundeswehr in Monrovia errichtet hatte, wurde dort gar nicht mehr für Ebola-Patienten benutzt, erinnert sich Stöbe.
Für die Zukunft wünscht sich Stöbe schnellere und flexiblere Reaktionen, damit Katastrophen wie die Ebola-Epidemie nicht mehr Zustande kommen. "Man muss es so deutlich sagen: Durch frühere und effektivere Hilfe hätten viele Tausend Menschen vor Ebola geschützt und gerettet werden können", resümiert er. Ebola sei weiterhin eine vernachlässigte Krankheit. Erst, wenn die Forschung bereit ist, in die Entwicklung eines Impfstoffs zu investieren, werde daran nicht mehr jeder zweite Patient daran sterben. dpa/sh
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