"Rosetta" und das große Finale - Aufprall auf Komet Tschuri
Spektakulärer Abgang: Mit dem Aufprall von "Rosetta" auf dem Kometen Tschuri soll am Freitag die historische Reise der europäischen Raumfahrt zum Ursprung des Sonnensystems enden.
786 Tage nach dem Einschwenken "Rosettas" in eine Umlaufbahn um ihren Zielkometen und 688 Tage nach dem Aufsetzen ihres Landegeräts "Philae" auf Tschuri sind beide Sonden dann wieder vereint - in der schroffen Landschaft des Kometen, der mit vollem Namen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko heißt und mittlerweile als besterforschtes Relikt aus der Frühzeit des Sonnensystems gilt.
Rosetta hat viele Daten geliefert
"Nachdem die Sonde den Kometen zwei Jahre lang auf Schritt und Tritt begleitet und bei dessen Annäherung an die Sonne eine beispiellose Flut an wissenschaftlichen Daten bereitgestellt hat, entfernen 'Rosetta' und ihr Komet sich nun wieder über die Umlaufbahn des Jupiter hinaus von der Sonne", beschrieb die Europäische Weltraumagentur ESA im Vorfeld die letzte Phase der beispiellosen Reise zum Kometen, die längst als erfolgreichste Kometenmission der Raumfahrtgeschichte gilt.
"Da sich 'Rosetta' nun weiter von der Sonne weg bewegt als jemals zuvor und damit erheblich weniger für ihren Betrieb erforderliche Solarenergie zur Verfügung hat, ist das Schicksal der Sonde besiegelt: Sie wird 'Philae' auf die Oberfläche des Kometen folgen", hieß es weiter bei der ESA. In der Schlussphase ihres Abstiegs zur Kometenoberfläche wird "Rosetta" noch einmal zahlreiche Messungen vornehmen können - darunter die Untersuchung von Gas und Staub in nie dagewesener Nähe zu Tschuris Oberfläche.
"Diese Daten dürften bis zum endgültigen Aufprall übertragen werden, danach wird eine Kommunikation mit der Sonde nicht länger möglich sein", beschrieb Europas Weltraumagentur die bevorstehenden letzten Stunden von "Rosetta". Da die Sonde nicht für eine sanfte Landung auf dem Kometen ausgelegt ist, wird das Finale der Mission eher einem "kontrollierten Aufprall" gleichen - weit draußen im All: Fast 720 Millionen Kilometer wird Tschuri von der Erde entfernt sein, wenn die Sonde am Freitag mit Schrittgeschwindigkeit auf die Kometenoberfläche zufliegt.
2004 startete "Rosetta" mit "Philae"
Das Ende von "Rosetta" wird in dem Moment gekommen sein, in dem auf der Erde das Signal der Sonde ausbleibt. Damit rechnen die Wissenschaftler laut ESA gegen 13.20 Uhr MESZ - mit einer Toleranz von plus/minus 20 Minuten. "Rosettas" Aufprall auf dem Kometen ist dann allerdings bereits Geschichte, denn laut Deutschem Raumfahrtzentrum DLR benötigt das letzte Signal der Sonde für seine Reise zur Erde 40 Minuten.
"Rosetta" war mit "Philae" huckepack 2004 gestartet und nach über zehnjähriger Reise im August 2014 an ihrem Zielkometen angekommen. Während die Muttersonde seither den Kometen umkreist, landete das Minilabor "Philae" am 12. November 2014 weich auf Tschuri - als erstes von Menschen geschaffenes Gerät.
Allerdings legte der kühlschrankgroße High-Tech-Roboter eine ziemlich holprige Landung hin. Weil er an seinem ungeplanten Landeplatz zu wenig Sonnenenergie bekam, konnte der Lander nur rund 60 Stunden wissenschaftlich arbeiten. Dem Erfolg der Mission tat dies keinen Abbruch: Die Auswertung der bisher gesammelten "Rosetta"-Daten wird die Wissenschaftler noch viele Jahre beschäftigen.
Bilder von "Osiris" - Bizarre Landschaften auf Tschuri
Geschichte geschrieben hat die Mission aber schon heute. Den Sternfreunden dürften vor allem die Bilder von "Rosettas" Kamerasystem "Osiris" in Erinnerung bleiben. Die Fotos zeigen nie gesehene Details der bizarren Landschaften auf Tschuri. In dieser fremden Welt soll nun auch "Rosetta" landen - und auf Tschuri fortan stumm mit "Philae" um die Sonne reisen. afp/AZ
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