"Superkeime" werden eher akzeptiert als bekämpft
Zu den schärfsten Waffen der Medizin gehören Antibiotika. Weil immer mehr Bakterien resistent werden, lässt die Wirksamkeit der Antibiotika aber nach. Wie bekämpft man "Superkeime"?
Gegen sogenannte "Superkeime" muss schnell und wirksam vorgegangen werden. Denn schon heute sterben bis zu 6.000 Menschen pro Jahr an Infektionen durch multiresistente Bakterien - und das allein in Deutschland. Weil viele Antibiotika gegen diese "Superkeime" nur noch schlecht oder gar nicht mehr helfen, betonen Wissenschaftler schon seit Jahren, dass neue Arzneimittel gefunden werden müssen. Gerd Glaeske forscht an der Uni Bremen zur Arzneimittelversorgung. Er weiß: Die Politik hat das Problem erkannt, aber noch nicht gehandelt.
"Superkeime" müssen aus vielen Richtungen bekämpft werden
Der Kampf gegen Antibiotika-resistente "Superkeime" ist Teil von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhes (CDU) Zehn-Punkte-Plan und stand auch beim G7-Gipfel im Sommer auf dem Plan. Doch die Resistenzen nehmen weltweit zu, vor allem, weil Antibiotika immer noch zu häufig und unsachgemäß eingesetzt werden. Davon ist nicht nur die Humanmedizin betroffen. Auch in der Tierzucht und der Landwirtschaft können sich "Superkeime" entwickeln. Das Problem: Die Existenz der Keime wird oft einfach akzeptiert anstatt aktiv bekämpft.
Glaeske fordert verbindliche Leitlinien zur Vergabe von Antibiotika in der ambulanten Versorgung. Vielen Patienten müsse in verständlicher Sprache vermittelt werden, dass Antibiotika nur bei bestimmten Erkrankungen eine sinnvolle Therapiemöglichkeit sind. Aber auch in der Tiermast müssten neue Regeln gelten, die Hygiene in Krankenhäusern zusätzlich verschärft werden. Nur so könne die Entwicklung von multiresistenten "Superkeimen" eingedämmt werden. Die Entwicklung von neuen Antibiotika ist laut Glaeske eine wichtige Aufgabe für die Pharmaindustrie - auch, wenn andere Medikamente mehr Gewinn versprechen. dpa/sh
Die Diskussion ist geschlossen.