Tinnitus frühzeitig vorbeugen
Ein Symptom mit Tausend Ursachen - so beschreibt die Deutsche Tinnitus-Liga das Ohrensausen, das jeder vierte Deutsche kennt. Sie können Tinnitus jedoch frühzeitig vorbeugen.
Es pfeift, es rauscht, es betäubt die Ohren: Dieses Surren, der ständige Lärm im Gehör, der für die Betroffenen oft eine große, psychische Belastung ist: Der Tinnitus. Was das genau ist, darüber gibt es unterschiedliche Definitionen: "Wir sagen, es ist jegliches Ohrgeräusch, das nicht durch externe Quellen hervorgerufen wird", erklärt Maria Kleinstäuber, Psychologin an der Universität Mainz. " Stress und viel Arbeit alleine verursachen keinen Tinnitus", sagt Prof. Wolfgang Delb von der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg. Chronischer Lärm könne dagegen zu einem Hörschaden und in der Folge zu einem Tinnitus führen. Auch ein sehr lauter Knall oder eine Innenohrentzündung könnten die Ohrgeräusche auslösen, ergänzt Kleinstäuber.
Tinnitus im Alltag vorbeugen
Ein Symptom mit Tausend Ursachen - so definiert die Deutsche Tinnitus-Liga das Geräusch im Ohr. Die Deutsche Tinnitus-Liga ist ein Selbsthilfeverein für Menschen, die an Tinnitus, Hörsturz, Hyperakusis oder Morbus Menière leiden. Dem Verein zufolge hat jeder vierte Deutsche schon einmal Ohrgeräusche oder Ohrensausen wahrgenommen, manche von ihnen mehrere Jahre. Tinnitus sei keine Krankheit, sondern ein Symptom, aber auch ein Warnsignal des Körpers. Deshalb müsse der Betroffene die Ursachen behandeln, um die Ohrgeräusche zu mildern.
Doch genau das ist gar nicht so einfach, da es viele Auslöser gibt. „Für die moderne Industriegesellschaft ist unser Gehör einfach nicht geschaffen", sagt Simon Kammermeier, Hörgeräteakustiger aus Wertingen. Viele Geräusche und Lärmquellen der heutigen Zeit könne das Ohr weder ertragen noch abschirmen. Dabei ist es das zweitwichtigste Sinnesorgan neben dem Sehen. Denn mit der Sprache und dem Gehör verständigt sich der Mensch. Simon Kammermeier hat täglich mit Menschen zu tun, die schwer hören oder sich vor Lärm in der Arbeit schützen wollen. In jedem Falle kann er helfen.
Schwerhörigen empfiehlt er ein Hörgerät, das heute so klein ist, dass es fast unsichtbar in der Ohrmuschel getragen werden kann. Noch besser ist es aber, sich rechtzeitig und ausreichend vor Lärmgeräuschen zu schützen. Kammermeier: „Auch beim Rasenmähen und Sägen sollten die Ohren geschützt werden.“ Dabei würden schon einfache Ohrstöpsel oder Gummipilze genügen und den Lärmpegel um rund 20 Dezibel senken. Der Hörakustiker trägt selbst beim Motorradfahren einen im Helm integrierten Schallschutz. In besonderen Fällen wird ein individueller Gehörschutz als Otoplastik angefertigt. Dabei nimmt der Hörgeräteakustiker eine Abformung des äußeren Gehörganges und eines Teils der Ohrmuschel, um daraus ein Maßohrstück anzufertigen.
Studie: Kombinationstherapie mildert Tinnitus
Das für Patienten nervtötende Ohrgeräusch Tinnitus kann zwar nicht geheilt, aber durch eine Kombination mehrerer Therapien gemildert werden. Zu diesem Schluss kamen niederländische Forscher von der Universität Maastricht, wie die britische Fachzeitschrift The Lancet berichtete. Die Wissenschaftler testeten ihre Kombinationsmethode aus psychologischer Behandlung und Hörtherapie an 245 Erwachsenen. Nach einem Jahr sah die Gruppe eine Besserung um durchschnittlich 33 Prozent.
Eine Kontrollgruppe, die mit herkömmlichen Mitteln behandelt worden war, verzeichnete dagegen nur eine Besserung um 13 Prozent. Die Experten hätten nichts gegen das Ohrgeräusch an sich unternommen, sagte Studienleiterin Rilana Cima. "Obwohl die Leute nach der Behandlung immer noch das Geräusch hören, bezeichnen sie sich als geheilt." Der Tinnitus müsse zu einem bequemen Schuh werden, der einfach nicht mehr gespürt werde.
Der deutsche Tinnitus-Experte Berthold Langguth von der Universität Regensburg lobte den Ansatz, der verschiedene Behandlungsmethoden vereine. Die Studie zeige, dass es durchaus Therapien gegen Tinnitus gebe, schrieb Langguth in einem Kommentar in der Zeitschrift.
AZ/afp/dpa
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