Wecken - oder lieber nicht? So gehen Sie richtig mit Schlafwandlern um
Im Volksmund heißt es, man solle Schlafwandler nicht wecken. Aber stimmt das wirklich? Ein Berliner Professor hat die Antwort.
Schlafwandler darf man nicht wecken - so heißt es im Volksmund. Aber stimmt das eigentlich? Nein, sagt Prof. Ingo Fietze, Leiter des interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrums der Charité Universitätsmedizin in Berlin. Schlafwandler zu wecken sei aber sehr schwer. Wenn man einen Schlafwandelnden anspricht oder berührt, wird er nicht unbedingt wach, erklärt Fietze. Der- oder diejenige ist schließlich im Tiefschlaf. Wer aber zu drastischeren Mitteln wie einem lauten Wecker oder einem nassen Lappen greift, läuft Gefahr, dass sich der Schlafwandler erschrickt. "Er kann dann hinfallen oder ähnliches und sich verletzen", warnt Fietze.
Schlafwandler am besten zurück ins Bett leiten
Am besten leite man einen Schlafwandler zurück ins Bett. Dabei ist es hilfreich, im Schlafzimmer das Licht anzumachen. Denn das sieht der Schlafwandler durch die leicht geöffneten Augen und folgt dem Licht. Deshalb ist es sinnvoll, im Schlafzimmer Nachtlampen anzuschalten - und es mit Möbeln mit möglichst wenigen Ecken einzurichten, empfiehlt Fietze.
Als Schlafwandeln bezeichnet man laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) "sich wiederholende Episoden komplexer Verhaltensweisen aus dem Schlaf heraus". Betroffene richten sich etwa im Bett auf, blicken mit ausdruckslosem Gesicht umher oder führen automatisierte Handlungen aus - wie etwa die Kissen auffschütteln oder die Bettdecke zurechtzupfen.
Manchmal verlassen die Betroffenen auch das Bett, mitunter kommt es dann zu "sinnvollen Handlungen": Versuche, Essen zuzubereiten, ein Instrument zu spielen, das Haus zu säubern. Die Augen der Betroffenen sind meist geöffnet, dennoch nehmen sie die Vorgänge nicht bewusst wahr. In der Regel können sie sich am nächsten Tag auch nicht daran erinnern.
Somnambulismus: Schlafwandeln tritt vor allem bei Kindern auf
Die Ursache für Schlafwandeln ist laut DGMS nicht vollumfänglich geklärt. Derzeit geht man davon aus, dass das Gehirn nach einen Weckreiz "nicht vollständig erwacht" und deshalb komplexe Verhaltensweisen mit nachfolgender Amnesie auftreten. Laut DGMS haben 15 bis 30 Prozent aller Kinder zumindest eine Episode von Schlafwandeln. Nach dem zehnten Lebensjahr nimmt bei vielen Kindern die Häufigkeit des Schlafwandelns ab. Bei einem Prozent der Betroffenen bleibt das Schlafwandeln bis in das Erwachsenenalter hinein bestehen. AZ, dpa/tmn
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