Wegen Stress im Job nehmen greifen viele Menschen zu Pillen
Weil sie am Arbeitsplatz ihr Limit bereits erreicht haben, wählen immer mehr Menschen das Hirndoping. Mit verschreibungspflichtigen Pillen bekämpfen sie den Stress im Job.
Allein in Baden-Württemberg nehmen fast 100.000 Menschen regelmäßig verschreibungspflichtige Medikamente zu sich. Die Pillen sollen gegen Leistungsdruck und Stress im Job helfen. Oftmals werden deshalb Arzneimittel gegen Demenz, Bluthochdruck und Aufmerksamkeitsstörungen eingenommen. Die DAK vermutet, dass 13,5 Prozent aller Arbeitnehmer Hirndoping betreiben. "Auch wenn Doping im Job noch kein Massenphänomen ist, sind diese Ergebnisse ein Alarmsignal", so DAK-Landeschef Markus Saur.
Hirndoping im Job: Die Pillen bergen viele Gefahren
Doch die Einnahme von Pillen gegen Stress im Job birgt auch einige Gefahren. Nervosität, Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen und Persönlichkeitsveränderungen können aus dem Doping für die Arbeit resultieren. Auch die Gefahr der Abhängigkeit droht. Durch die permanente Überforderung kann es zudem zur Erschöpfungsdepression kommen - dagegen haben Antidepressive dann aber keinen Nutzen mehr. Besonders Menschen mit einfachen Jobs und einem unsicheren Arbeitsplatz neigen zum Doping. Sie wollen mit den Pillen ihre Konzentration steigern und die Stimmung aufhellen.
Über 80 Prozent der Arbeitnehmer lehnen die Leistungssteigerung durch Pillen und pharmakologisches Hirndoping ab. Es gibt gesündere Alternativen als das medikamentive "Neuro-Enhancement": Nicht nur eine gute Arbeitsorganisation und viel Schlaf helfen beim Stressabbau und bei der Konzentration im Job, sondern auch Kaffeetrinken, Musikhören und Sporttreiben. Der Freiburger Medizinethiker Joachim Boldt betonte außerdem, dass auslösende Probleme wie Jobunsicherheit und Leistungsdruck aktiver wahrgenommen werden müssten. dpa/lsw/sh
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