Wegen multiresistenter Keime: Reha-Zentren verärgern Klinik-Chef
Die Ausbreitung des multiresistenten Bakteriums Acinetobacter baumannii hat dem Kieler Uniklinikum einen schlechten Ruf eingehandelt.
Seit Mitte Dezember ist im Uniklinikum Kiel (UKSH) bei 31 Patienten ein multiresistenter Keim gefunden worden. Zwölf von ihnen starben, bei drei von ihnen könnte das Bakterium Acinetobacter baumannii nach Angaben der Ärzte die Todesursache sein. Die betroffenen Intensivstationen sind isoliert. Laut UKSH-Chef Jens Scholz besteht also keine Gefahr für alle anderen Patienten. Doch das scheint nicht allen bewusst zu sein.
Reha-Einrichtungen in Schleswig-Holstein sollen laut Scholz die Aufnahme von UKSH-Patienten verweigern, auch wenn dieses nicht auf den von resistenten Keimen betroffenen Stationen lagen. Einige Einrichtungen haben demnach höhere Auflagen gemacht - ein Screening auf Acinetobacter baumannii und andere Keime als Bedingung zum Beispiel. Doch auch die Einwohner Kiels sind verunsichert. Der Rettungsdienst berichtete, dass Bürger in den vergangenen Tagen darum gebeten hatten, nicht ins Uniklinikum Kiel eingeliefert zu werden.
Zu wenig Personal und Hygiene sollen Grund für Klinikkeim sein
Die Gewerkschaft Verdi kritisierte die Kieler Uniklinik, weil sie davon ausgeht, dass der multiresistente Keim aufgrund von zu wenig Pflege- und Reinigungspersonal verbreitet werden konnte. Scholz hatte diese Kritik zurückgewiesen und betont, dass der Personalschlüssel am UKSH besser sei als im Bundesdurchschnitt.
Prof. Klaus-Dieter Zastrow, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene und Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Hygieniker, stimmt Verdi zu. Er kann es sich nicht anders erklären, dass sich das multiresistente Bakterium Acinetobacter baumannii am UKSH ausbreiten konnte. "Der Keim muss durch Ärzte oder Pflegepersonal weitergetragen worden sein. In solchen Fällen wurden immer Hygieneregeln missachtet. Das geht gar nicht anders", wird Zastrow in der "Berliner Morgenpost" (Dienstag) zitiert. dpa/sh
Die Diskussion ist geschlossen.