Übergewicht: Darmbakterien regulieren Hungergefühl
Schweizer Forscher erhoffen sich neue Methoden gegen Übergewicht. Sie haben herausgefunden, dass Darmbakterien das Hungergefühl regulieren.
Kälte verändert die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft im Darm erheblich. Der Körper verbrennt daraufhin zunächst mehr Fett und verliert an Gewicht. So sichert er den erhöhten Energiebedarf bei niedrigen Temperaturen, berichten Schweizer Wissenschaftler nach Untersuchungen an Mäusen.
Eine neue Studie stellt die These auf, dass die Bakterien auch an der Regulierung des Hunger - bzw. Sättigungsgefühls beteiligt sind. Die Forscher um Jonathan Breton vom Institut national de la santé et de la recherche médicale (Inserm) in Rouen (Frankreich) veröffentlichten ihre Studie zum Einfluss von Darmbakterien auf das Hungergefühl im Fachblatt "Cell Metabolism".
Darmbakterien bilden Sättigungs-Proteine
In ihrer Studie zur Beteiligung von Darmbakterien am Sättigungsgefühl führten die Wissenschaftler Zell- und Tierversuche durch. Sie konnten beweisen, dass Escherichia coli-Bakterien nach dem Essen Signale aussenden, die auf ähnlichen Wegen wie der Körper ein Sättigungsgefühl hervorrufen und die weitere Nahrungsaufnahme einschränken. Das geschieht den Forschern zufolge durch Proteine, die von den Darmbakterien im Prozess nach der Nahrungsaufnahme produziert werden.
Studienleiter Serguei Fetissov vom Inserm erklärt die Bedeutung der Darmbakterien-Studie: "Unsere Studie zeigt, dass bakterielle Proteine von E. coli in die gleichen molekularen Pfade involviert sein können, die der Körper nutzt, um Sättigung zu signalisieren. Wir müssen jetzt herausfinden, wie ein verändertes Mikrobiom im Darm diese Physiologie beeinflusst." Michael Blaut vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam warnt allerdings davor, die Daten der Darmbakterien-Studie überzuinterpretieren. Viele der Zusammenhänge seien noch nicht klar belegt. dpa/AZ
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