Zeigt uns Komet Ison den Ursprung des Lebens?
Auch deutsche Forscher bereiten sich auf den Vorbeiflug von Komet Ison vor. Der wohl hellste Komet des Jahres 2013 soll ihnen Fragen beantworten - auch zum Ursprung des Lebens.
Komet Ison wird der Sonne Ende November 2013 so nahe kommen, dass die Hitze ungewöhnliche Prozesse in Gang setzt. „In dieser Entfernung wird die Temperatur an der Oberfläche des Kometen bis zu 2000 Grad Celsius erreichen“, sagt Kometenforscher Dr. Hermann Böhnhardt, der die Aktivitäten des Max-Planck-Instituts rund um ISON leitet. Winzige Staubteilchen an der Kometenoberfläche könnten verglühen; Stoffe, die sonst tief im Innern des Kometen gebunden sind, verdampfen.
Der Druck im Kometenkern könnte dadurch so stark steigen, dass der Körper zerbricht. Was für Hobby-Astronomen den Super-Gau bedeuten würde, wäre für die Forscher gar nicht mal so schlecht. Denn wenn der Kometenkern zerbricht, würden einzelne Bruchstücke den Blick auf das Innere des Körpers freigeben, das sonst verborgen bleibt.
Komet Ison: Forscher hoffen auf verdampfende Metalle
"In jedem Fall dürfte die große Hitze dem Kometen „tiefgehende“ Informationen entlocken", heißt es beim Max-Planck-Institut. So hoffen die Forscher etwa, dass auch Metalle aus seinem Innern verdampfen werden. „Metalle und weitere Stoffe wie etwa Silizium sind normalerweise in Form von Mineralien im Kometengestein gebunden und deshalb für Teleskope auf der Erde nicht zugänglich“, so Böhnhardt.
Die Forscher des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) werden Komet Ison mit Hilfe von fünf Teleskopen beobachten. Sie arbeiten dabei mit Kollegen am Wendelstein-Observatorium der Ludwig-Maximilians-Universität in München, an der Thüringer Landessternwarte Tautenburg, am Turkish National Telescope und zwei hawaiianischen Anlagen, dem Canada France Hawaii Telescope und dem W.M. Keck Observatory zusammen.
„Bei den Beobachtungen, die wir von Hawaii aus durchführen, stehen vor allem die organischen Bestandteile des Kometen im Vordergrund“, sagt Böhnhardt. Diese machen möglicherweise bis zu ein Drittel der mineralischen Kometenmasse aus - und bergen Informationen über die frühe Entwicklung des Sonnensystems. So wird etwa spekuliert, dass Kometeneinschläge mit diesen Molekülen die Grundbausteine des Lebens auf die Erde brachten.
Aktuell steht der Schweif des Kometen im Mittelpunkt
Daneben interessieren sich die Forscher dafür, wie das Mischungsverhältnis organischer Stoffe vom Entstehungsort eines Kometen abhängt. „Auf diese Weise könnten wir nachzeichnen, wie diese Stoffe in der Geburtsstunde des Sonnensystems verteilt waren“, so Böhnhardt.
Aktuell beschäftigen sich die Wissenschaftler vor allem mit dem Schweif von Komet Ison, der sich jetzt bereits ausgebildet hat. Seine Entwicklung erlaubt Rückschlüsse auf physikalische Eigenschaften des Kerns sowie auf Gas- und Teilchenausbrüche an seiner Oberfläche.
Außerdem wollen die Forscher anhand der Daten berechnen, wie sich der Schweif weiter entwickeln wird - um so sagen zu können, wie Komet Ison im November und Dezember 2013 am Nachthimmel leuchten wird. AZ Komet Ison: Faszinierende Bilder des kosmischen Wanderers
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