
Für Christoph Götz aus Zahling ist jedes Kind besonders

Konfirmationsunterricht, Kindergruppen, Gemeindetreff: Das Leben eines FSJlers ist abwechslungsreich. Christoph Götz aus Zahling weiß nun, welchen Beruf er erlernen will.
Jeder nennt Christoph Götz nur Chris. Er hat blondes kurzes Haar, eine Brille, ist schlank und lächelt oft. Er sitzt an seinem Schreibtisch im evangelischen Pfarrhaus in Aichach. Vor ihm liegt der Kindergruppen-Plan für den nächsten Freitag. Links und rechts stehen Materialkisten, in denen Unterlagen für anstehende Aktionen liegen. Götz ist 19 Jahre alt, kommt aus dem Obergriesbacher Ortsteil Zahling und macht ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Aichach-Altomünster. Es endet in diesen Tagen.
Götz hat sich für das FSJ entschieden, weil er nach seinem Fachabitur 2018 nicht wusste, was er beruflich machen will. Er nutzt dieses Jahr, um seinen Traumjob zu finden und an seinen Stärken und Schwächen zu arbeiten. Nach seiner Konfirmation 2013 engagierte er sich ehrenamtlich in der Kirchengemeinde und wollte das nun hauptamtlich weiterführen. Christoph Götz ist gläubig, aber außerhalb der Kirche betet er nicht. „Ich versuche, einmal im Monat und an Feiertagen in die Kirche zu gehen.“
Aichach: Götz plant Ausflüge und hilft da, wo er gebraucht wird
Der Verdienst eines Freiwilligendienstlers ist mit einem Mini-Job vergleichbar. Man darf das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Klassische Einsatzgebiete sind kulturelle und gemeinnützige Einrichtungen. Man kann es auch im Ausland absolvieren.
Götz fängt jeden Tag um zehn Uhr an, jedoch sind die Arbeitszeiten variabel und meist selbst bestimmbar, außer es stehen Besprechungen an, bei denen die Mitarbeiter über anstehende Projekte reden und sie planen. Insgesamt läuft die Arbeitszeit auf eine 40-Stunden-Woche hinaus.
Die Aufgaben sind die Planung und Umsetzung von Aktionen und Ausflügen und immer zu helfen, wenn er gebraucht wird. Dazu gehört: jeden Freitag die Kindergruppe zu beaufsichtigen und die Kinder mit Bastelarbeiten und Spielen zu unterhalten, die Konfirmationsunterrichte mit zu planen sowie Büroarbeiten. Auch das Erstellen von Flyern für den Gemeindebrief „Klopfzeichen“ und das Aktualisieren von Liederheften gehören dazu. Außerdem kümmert Christoph Götz sich um die Internetpräsenz der Kirchengemeinschaft.
Götz arbeitet mit vielen Menschen zusammen: mit Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren, die zu der Kindergruppe gehören, und mit Jugendlichen des Jugendtreffs im Alter von 14 bis 19 Jahren sowie mit den Senioren des Gemeindekaffees. Oft dabei ist auch David Seiler, der ebenfalls ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Kirchengemeinde macht. Er, 18 Jahre alt, und Götz arbeiten und verbringen ihre Pausen zusammen. Seiler sagt über Götz: „Ich sehe Chris auf jeden Fall als Erzieher.“
Freiwilliges Soziales Jahr: Mit den Kindern in den Fun-Park
Besonders Spaß hatte Christoph Götz an der Planung der Konfirmanden-Freizeit in Wittenberg in Sachsen-Anhalt. Die Organisation der Fahrt erstreckte sich von Mitte Februar bis Mitte April. Zusammen mit 30 ehrenamtlich arbeitenden Jugendlichen plante er den Ausflug und veranstaltete mit seinem Kollegen Seiler den Begrüßungsabend. Mittlerweile ist es Tradition, dass die Freiwilligendienstler diesen Abend übernehmen. Außerdem kümmerte er sich um einen Konfirmations-Workshop, in dem es um die Zeit nach der Konfirmation ging. Für Götz war das bisher „das Highlight“.
Die Arbeit erfordert viel Engagement. Götz sagt: „Sie macht mir aber Spaß, da sie abwechslungsreich ist und man die Arbeitszeiten selbst legen kann.“ Aber auch das herzliche und offene Arbeitsklima gefällt ihm. Zu seinen besten Momenten gehört, wenn eine lange geplante Aktion rund läuft. „Als wir mit 20 Kindern in einen Fun Park gefahren sind und sich kein Kind verletzt hat oder verloren gegangen ist, war das schon toll.“
Das Freiwillige Soziale Jahr besteht jedoch nicht nur aus der Arbeit in der Gemeinde. Die Jugendlichen nahmen auch an Seminaren teil, bei denen sie andere Freiwillige aus Südbayern kennenlernen. Außerdem nehmen sie an einem Fahrsicherheitstraining für den Gemeindebus teil.
Im Alltag lernt Christoph Götz auch viel über Verantwortung, was ihm für sein Berufsleben helfen könnte. „Ein Ansprechpartner und Betreuer für Kinder und Jugendliche zu sein, hat mir gezeigt, was Verantwortung bedeutet“, sagt er. „Und ich habe gelernt, selbstständig zu arbeiten.“ Diese Erfahrungen will er nicht mehr missen.
Mittlerweile hat Götz sich für ein Berufsziel entschieden: Er will Förderlehrer werden. Während er viele Grundschulen besucht hat, um Werbung für die Kirchengemeinde zu machen, hat er gemerkt, dass ihm die Arbeit in Schulen Spaß macht. Auch das Betreuen der Kindergruppe trägt dazu bei. „Alle Kinder sind auf irgendeine Weise besonders“, sagt Christoph Götz. Er hat sich für den Beruf als Förderlehrer entschieden, um einen noch engeren Kontakt zu Kindern zu haben als ein normaler Lehrer.
Das Freiwillige Soziale Jahr in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde empfiehlt er jedem, der gerne mit Menschen zusammenarbeitet, Interesse an Planung und Organisation hat – und einen Auto-Führerschein besitzt. Mobil zu sein, ist eine Grundvoraussetzung, da die Treffen nicht immer am selben Ort stattfinden, sondern zwischen Aichach und Altomünster wechseln. Der Fahrdienst mit dem Gemeindebus fällt auch in den Aufgabenbereich der Freiwilligen.
Pfarrer Winfried Stahl freut sich über das Engagement, das die Jugendlichen mitbringen. „Chris denkt mit, er ist vorausschauend und vor allem begeistert er“, sagt Stahl. Besonders was die Kinder angehe, habe Götz „einen langen Atem“. Er sei zuverlässig, was er bei seiner ehrenamtlichen Arbeit gelernt habe. „Chris“, sagt der Pfarrer, „bringt jeden Tag Freude.“
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