
Kerzen erinnern an die Ereignisse in den Kirchengemeinden

Die katholische und die evangelische Gemeinde feiern gemeinsam eine ökumenische Andacht zum Jahresschluss. Dabei blicken sie auf die vergangenen Monate zurück.
Eine Kerze nach der anderen wurde in der Aichacher Stadtpfarrkirche entzündet, als die katholische und die evangelische Gemeinde dort ihre gemeinsame, ökumenische Jahresandacht abhielten. Jede Kerze erinnerte an besondere Ereignisse im vergangenen Jahr - an die Taufen, an die Kommunionfeiern, die Firmung, die Konfirmation, an die Eheschließungen und an die Todesfälle in den beiden Gemeinden. Die Andacht hielten der evangelische Pfarrer Winfried Stahl und sein katholischer Kollege, Stadtpfarrer Herbert Gugler, gemeinsam ab.
Stadtpfarrer Herbert Gugler nahm auf die Jahresrückblicke in Fernsehen und Zeitungen Bezug und sagte: "Im Leben eines jeden einzelnen gab es auch bemerkenswerte Ereignisse - solche, die Freude bereitet haben aber auch solche, mit denen man nur langsam zurechtkommt. Im Glauben vertrauen wir Christen darauf, dass Gott uns in allen diesen Ereignissen - in frohen und den schweren - nah ist. " Jesu Wort - "Ich bin immer bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt“ - gelte jederzeit.
Dann wurden alle Lichter in der Kirche gelöscht, bis auf den Christbaum. Ein Symbol für die Nähe Gottes ist laut Gugler die Kerze. Im Bedenken an die Ereignisse im Leben der beiden Gemeinden aus dem Blickwinkel des Glaubens wurde jeweils eine Kerze auf den Altar gestellt. Die Taufkerze wurde an der Osterkerze entzündet. Sie stand für die 26 Kinder, die in der evangelischen Gemeinde getauft wurden, und die 43 Kinder, die in der katholischen Pfarreiengemeinschaft die Taufe empfingen. Hier waren es 32 Kinder in Aichach, vier in Walchshofen, drei in Oberschneitbach, zwei in Ecknach und jeweils eines in Unterschneitbach und Oberbernbach.
Kerzen für die Hochzeiten und Todesfälle
Die Erstkommunionskerze brannte für die 56 Kinder, die in der Pfarreiengemeinschaft Aichach zum ersten Mal zum Tisch des Herrn gingen. 44 von ihnen kamen aus Aichach und Oberwittelsbach, sieben aus Oberbernbach, drei aus Ecknach und zwei aus Walchshofen. Die Kinder aus Unter- und Oberschneitbach feiern wegen Corona erst 2021 Erstkommunion. Eine Kerze wurde entzündet zur Erinnerung an die Konfirmation, die 34 Jugendliche in der evangelischen Gemeinde feierten, und an das Sakrament der Firmung, das 68 junge Menschen aus der Pfarreiengemeinschaft empfingen.
Die Brautkerze stand für drei Paare, die in der evangelischen Kirche heirateten, und zehn Paare, die das in der katholischen Kirche taten. Von Letzteren heirateten zwei Paare in Walchshofen und jeweils ein Paar in Unterschneitbach, in Ecknach und in Oberbernbach. Die Geburtstagskerze stand für den Dank für das Leben. Das Grablicht wurde entzündet in Erinnerung an die 26 evangelischen und die 177 katholischen Frauen und Männer, die verstorben sind. Von Letzteren stammten 139 aus Aichach, elf aus Oberbernbach, zehn aus Ecknach, acht aus Oberwittelsbach, fünf aus Unterschneitbach und je zwei Personen aus Oberschneitbach und Walchshofen. Die Kerze stand als Zeichen der Hoffnung über den Tod hinaus.
Planen in der Unplanbarkeit
Die Predigt in der wieder erhellten Kirche hielt der evangelische Pfarrer Winfried Stahl. Er bezog sich auf die Israeliten, die sich aus der Sklaverei in Ägypten befreiten und in ein neues Leben aufbrachen. Als sie sich am Schilfmeer in einer Sackgasse wiederfanden, geschah ein Wunder und ließ sie trockenen Fußes ans andere Ufer gelangen. Auch jetzt führe Christus die Menschen, sagte Stahl: durch sein Vorbild, durch das Gebet, durch das Wort. Corona habe die Menschen schon einiges lernen lassen: planen in Zeiten der Unplanbarkeit, das Leben mit Menschen, die ebenso strapaziert wurden wie man selbst, aber vielleicht ganz anders damit umgegangen sind, wie wichtig zwischenmenschliche Kontakte sind, und was Feste bedeuten. Das neue Jahr habe die besten Chancen, angenehmer zu werden als das alte. "So hoffen wir", sagte Stahl.
Pfarrer Gugler widmete die Fürbitten unter anderem allen, die sich im Beruf von den Menschen in Anspruch nehmen lassen: in Erziehung und Unterricht, der Pflege von Alten und Kranken, der Betreuung von Gefangenen, in der Beratung und der karitativ, diakonischen Hilfe, für die Menschen in Syrien, in der Ukraine und in den anderen Krisengebieten der Welt und für alle, die von anderen nicht beachtet und wertgeschätzt werden: für die Menschen, die auf der Straße leben, für die Menschen aus anderen Ländern, die Schutz suchen, für alle, die Halt und Unterstützung brauchen. (AZ)
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