
Landratsamt in Aichach wird mit Holz-Anbau erweitert

Plus Die Erweiterung des Landratsamts in Aichach ist nun endgültig auf den Weg gebracht worden. Warum Kosten und auch das Thema Homeoffice eine Rolle spielen.

Ob das Blaue Palais erweitert wird, hat der Kreistag bereits im Herbst 2018 grundsätzlich und einstimmig entschieden: Ja, das Landratsamt bekommt einen Anbau in Richtung Münchener Straße. Zuvor war nahezu ein Jahrzehnt lang eine Debatte der Kreispolitiker über den Bedarf oder andere Lösungen für das Platzproblem im Amt gelaufen. Und wie die über die Stadt Aichach verteilten Außenstellen wieder integriert werden können, um eine zentrale Anlaufstelle für die Bürger des Wittelsbacher Landes und zeitgemäße Arbeitsplätze für die Beschäftigten zu schaffen. Jetzt geht es eigentlich nur noch um das Wie, also die Baudetails, und wann das Bauprojekt startet. Dennoch wabert die Ob-überhaupt-Frage unterschwellig bei den Diskussionen der Kreispolitiker um das Bauprojekt immer noch mit, auch wenn es eigentlich ums Wie geht.
Landratsamt in Aichach: Anbau und Sanierung kosten 21,5 Millionen Euro
Das liegt zum einen an den enormen Kosten von rund 21,5 Millionen Euro für Anbau und Teilsanierung des Altgebäudes - und das in unsicheren Zeiten für die kommunalen Finanzen. Zum anderen aber auch an den Veränderungen in der Arbeitswelt, die durch die Corona-Pandemie enorm beschleunigt werden. Stichworte: Digitalisierung und Homeoffice. Am Ende der Sitzung des Bauausschusses des Kreistags stand dennoch eine eindeutige Entscheidung: Mit einer Gegenstimme (Simon Kuchlbauer, AfD) wurde dem Kreistag ein Baudurchführungsbeschluss empfohlen. Bei der Kreistagssitzung im Februar wird also nach Stand der Dinge das Startsignal gegeben. Der aktuelle Zeitplan: zwei Jahre Bauzeit für die Erweiterung bis Herbst 2023 und dann zwei weitere Jahre, um das über 40 Jahre alte Betonskelett-Bauwerk in zwei Abschnitten zu sanieren. Im Mittelpunkt stehen hier Brandschutz und neue WC-Kerne. Im Herbst 2025 könnte dann alles fertig sein und die Außenstellen wieder in der Hauptverwaltung integriert sein. Der Neubau in Holz-Hybridbauweise hat dann energietechnisch einen hohen Standard (KfW 55). Die millionenschwere Sanierung der Außenhülle der "Energieschleuder" des Bestandsgebäudes ist nicht Teil des aktuellen Bauprojekts und soll erst später in Angriff genommen werden.
Schon in den 90er-Jahren unter dem verstorbenen Landrat Theo Körner war eine Vergrößerung des Landratsamtes im Gespräch. Als das Landratsamt 1978 unter Landrat Josef Bestler vom Schlossplatz in den Neubau an der Münchener Straße umgezogen war (Baukosten damals: 5,7 Millionen Euro), waren beim Kreis insgesamt deutlich weniger Mitarbeiter beschäftigt. Damals zählte der Kreis mit rund 90.000 Einwohnern auch etwa 45.000 weniger als heute. Landrat Christian Knauer trieb dann den Umbau des Kreisguts in Aichach voran. Dort ist seit 2012 unter anderem die Bauverwaltung eingezogen. Der Befreiungsschlag für den Platzmangel sorgte aber nur kurzfristig für Entlastung. Ziel der aktuellen Erweiterung: Außenstellen auflösen, Amt kundenfreundlicher aufstellen, Platzreserven schaffen und die Verwaltung wieder in ihren Arbeitseinheiten zusammenzuführen. Derzeit sind die Büros mancher Sachgebiete über das ganze Haus verteilt und Besprechungszimmer Mangelware. Und in der aktuellen Pandemie sind die Abstände kaum einzuhalten.
Homeoffice: 120 mobile Arbeitsplätze beim Landratsamt in Aichach
Landrat Klaus Metzger erinnerte in der Sitzung daran, dass jetzt aus Hygieneschutzgründen pro Arbeitsplatz zehn Quadratmeter Büroflächen gefordert würden. Die Frage aus dem Ausschuss nach den Mitarbeitern, die aktuell von zu Hause aus arbeiten, beantwortete Hauptamtsleiter Bernd Burkart: Das Amt biete 120 mobile Arbeitsplätze an. Insgesamt sind bei der Behörde mit Außenstellen rund 480 Menschen beschäftigt. Homeoffice sei in verschiedenen Bereichen nicht möglich, betonte Landrat Metzger: Man habe es aber allen Mitarbeitern, bei denen es umsetzbar sei und die es auch wollten, ermöglicht.

Die Idee, das Landratsamt in Richtung Münchener Straße zu erweitern, ist erst vor zweieinhalb Jahren ins Spiel gekommen. Über Jahrzehnte hinweg war eine Überbauung des Parkplatzes südlich des Blauen Palais mit einem Parkdeck und auf einer dritten Ebene mit Büroflächen im Gespräch. Das war vielen Kreisräten zu groß und zu teuer. Die von einer Arbeitsgruppe im Landratsamt entwickelte Alternative fand dann schnell eine breite Mehrheit. Der Westanbau ist kleiner und günstiger als eine Parkplatzüberbauung, insbesondere auch, weil die Fundamentierung auf dem "sumpfigen" Gelände immense Zusatzkosten verursacht hätte. Das ist übrigens auch ein Vorteil des deutlich leichteren Holzbaus in der aktuellen Planung.
LRA in Aichach: 60 zusätzliche Büros und Zimmer mit 115 Arbeitsplätzen
Das von Planer Martin Werner vom Münchner Büro Raum und Bau vorgestellte Gebäude mit Holzfassade erhielt einhelliges Lob im Ausschuss. Im etwa 55 Meter langen und 16 Meter breiten Querriegel entstehen 60 zusätzliche Büros und Zimmer mit rund 115 Arbeitsplätzen und ein überdachter Wartebereich. Zulassungsstelle und Verkehrsrecht sollen gut und schnell erreichbar im Erdgeschoss untergebracht werden. Der Eingangsbereich wird aufgewertet, und im Übergang zum Altbau entsteht ein Foyer. In den Obergeschossen verbinden zwei Brücken dann Alt- und Neubau. Für den Anbau sind jetzt 14,9 Millionen Euro kalkuliert. Auf eine zentrale Lüftungsanlage mit Kosten von 0,65 Millionen Euro wollte kein Kreisrat mit Blick auf die aktuelle Situation verzichten. Für die Instandsetzung des Bestandsgebäudes sind weitere 6,7 Millionen Euro veranschlagt.
Einen neuen Antrag der AfD-Fraktion, Alternativen für die Erweiterung zu prüfen, also wieder die Ob-Frage, soll der Kreisausschuss behandeln. Martin Echter (Unabhängige), früherer Bürgermeister in Sielenbach und parteiübergreifend als Bauexperte anerkannt, hatte einen neuen Vorschlag: Der Kreis könnte ein Kommunalunternehmen gründen und mit dem Bau beauftragen. Vorteile laut Echter: "Riesen-Einsparung." Warum? Freihändige Vergabe ohne europaweite Ausschreibung und Erstattung der Umsatzsteuer. Es würden ja keine Zuschüsse vom Staat fließen, deshalb sei das möglich, argumentierte Echter. Die Bauverwaltung war zwar skeptisch, Landrat Metzger sicherte aber eine Prüfung zu und eine Vorstellung eines solchen Konzepts in der nächsten Sitzung. Eine spannende Idee fanden die Kollegen, und der Rieder Bürgermeister Erwin Gerstlacher (CSU) hatte gleich noch zwei Anschlussideen: Bei einer Funktionalausschreibung könnte ein Generalunternehmer zum Festpreis beauftragt werden, und kommunales Immobilienleasing würde die Haushaltsbelastung strecken.
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