
Senioren ärgern sich über Behindertenparkplatz

Plus Am Aichacher Haus der Senioren gibt es einen Parkplatz für Schwerbehinderte. Menschen mit körperlichen Einschränkungen können ihn aber nur nach Anmeldung nutzen.

Das Haus der Senioren liegt mitten im Herzen der Stadt Aichach. Gleich hinter dem Köglturm finden beinahe täglich Kurse und Veranstaltungen statt, die sich an ältere Menschen richten. Sogar eine Boulebahn gibt es hier. Nur mit dem Behindertenparkplatz will es nicht klappen. Bis vor einiger Zeit war das auch gar kein Problem, weil die Gäste vom Haus der Senioren einfach vor dem Gebäude parkten. Doch genau dort ist inzwischen eine Boulebahn eingerichtet worden. Nicht zuletzt auf Wunsch des Hauses der Senioren. Die Kosten für das Projekt „Bürgergarten am Haus der Senioren“ waren 2017 mit etwa 67000 Euro veranschlagt worden. Die Frage nach einem Behindertenparkplatz blieb damals offen.
Platz wird durch Poller versperrt
Zwei Jahre später hat sich eine Praxis entwickelt, mit der offenbar kaum jemand zufrieden ist. Es gibt zwar einen Platz zwischen Köglturm und Haus der Senioren, auf dem behinderte Menschen parken könnten, der ist aber durch Poller versperrt. Um sie zu entfernen, wird ein Schlüssel benötigt, der im Haus der Senioren liegt. Auch ein Verkehrsschild gibt es, das den Behindertenparkplatz kennzeichnen könnte. Es ist aber zugeklappt. Um es zu benutzen, müssten zwei flügelartige Schrauben an den Seiten des Schildes gelöst werden – nicht machbar für körperlich eingeschränkte Senioren.
Vor Kurzem hatten sich die Teilnehmerinnen der Englisch-Conversation-Group vom Haus der Senioren deshalb in einem Brief an Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann gewandt. Wie eine von ihnen berichtet, stehe darin, „dass wir die Situation grundsätzlich unmöglich finden“. Manchmal hätten die Kursleiter beispielsweise schweres Material dabei. Das könne ein gehbehinderter Senior gar nicht allzu weit tragen. Die Englisch-Gruppe würde sich deshalb einen Behindertenparkplatz am Haus der Senioren wünschen. Allesamt hätten sie den Brief an den Bürgermeister unterschrieben, doch der hätte seit Wochen nichts von sich hören lassen.
Eine Kursteilnehmerin sagte ihre Teilnahme ab
Eine andere Frau berichtet gegenüber unserer Zeitung, dass eine Seniorin vor Kurzem ihre Teilnahme an einem PC-Kurs wieder abgesagt habe, weil sie Hüftprobleme hat. „Wenn es wieder einen Parkplatz vor dem Haus gibt, würde ich es wohl schaffen“, schrieb sie in ihrer Absage an den Kursleiter.
Bürgermeister Klaus Habermann erklärt, dass die Angelegenheit schon auf seinem Schreibtisch liege und gerade in Bearbeitung sei. Er vermutet, dass sich ein Mitarbeiter des Rathauses schon dem Schreiben der Englisch-Conversation-Group angenommen hat, weil es ihm nicht bekannt sei. Der Bürgermeister will sich jetzt mit dem Bauamt zusammensetzen. Wenn nötig, werde sich die Stadtverwaltung auch vor Ort umschauen, sagt er.
Helmut Baumann vom Bauamt erklärt: „Wenn ein solcher Parkplatz gebraucht wird, wird das normalerweise an uns herangetragen.“ Das sei eine Angelegenheit der laufenden Verwaltung, die das Bauamt in der Regel bearbeiten könne. Knifflige Fälle entscheidet der Bau- und Verkehrsausschuss. Helmut Baumann erinnert sich noch an die Anfänge des Hauses der Senioren. Die Stadt habe drei Stellplätze in der Tiefgarage angeboten. „Damals hieß es, die brauchen sie nicht.“
Haus der Senioren hätte gerne mehr Parkplätze zur Verfügung
Heute hätte Renate Schubert vom Haus der Senioren die drei Plätze in der Tiefgarage gern zurück. Sie war damals an der Entscheidung nicht beteiligt und kann sie auch nicht nachvollziehen. „Es ist sehr schwierig, es jedem recht zu machen“, räumt sie ein. Die Parkplätze seien rundherum knapp, ein paar mehr wären ihr da natürlich lieber.
Doch beim Stellplatz für Behinderte gibt sie zu bedenken, dass nur Menschen, die das Zeichen aG (für außergewöhnlich gehbehindert) oder Bl (für blind) auf ihrem Schwerbehindertenausweis zu stehen haben, den Parkplatz auch nutzen dürfen. „Solche Leute haben wir gar nicht im Haus der Senioren“, überlegt Renate Schubert.
Wer den Parkplatz nutzen will, muss sich vorher im Haus der Senioren anmelden, dann kommt ein Kümmerer, der die Poller aufsperrt. Renate Schubert weist darauf hin, dass diese Gehbehinderten sich ohnehin anmelden müssten, weil für sie eine Rampe am Haus bereitgestellt werden müsste. Doch Blinde oder Contergan-Geschädigte, die den Parkplatz ebenfalls nutzen dürfen, brauchen wahrscheinlich gar keine Rampe. Als der Behindertenparkplatz frei befahrbar war, sei er von anderen genutzt worden, die gar nicht zum Haus der Senioren wollten, berichtet Renate Schubert.
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