Aichacher gibt Depressionen ein Gesicht
Fotograf Alexander Andres will mit seinen Bildern die Krankheit enttabuisieren. Jetzt sind sie im Aichacher Rathaus zu sehen.
Die Frau auf dem Foto schreit. Sie hält ihren Kopf in ihren Händen. Ihre Haare sind zerzaust, ihre Augen geschlossen. Das Bild gehört zu einer ganzen Reihe von Fotografien, die seit Dienstagabend im Aichacher Rathaus zu sehen sind. Sie zeigen Menschen, die unter Depressionen leiden. Der Aichacher Fotograf Alexander Andres will mit diesen Bildern die Krankheit enttabuisieren. „Gesicht zeigen“ heißt die Ausstellung, die jetzt im Rahmen der Paarkunst 2018 eröffnet wurde. Die Veranstaltungsreihe, die sechs Kommunen entlang der Paar von Mering bis Schrobenhausen gemeinsam gestalten, steht dieses Jahr unter dem Motto „Gesund“. Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann freute sich bei der Ausstellungseröffnung am Dienstagabend, dass das Projekt „Paarkunst“ schon zum elften Mal in Folge stattfindet. Alexander Andres sei ein renommierter Fotograf, der mit seinen künstlerischen Fotos immer wieder Aufmerksamkeit erzeugt habe. Zum Thema der Ausstellung erinnerte Habermann an das Schicksal des bekannten Fußballtorwarts Robert Enke, der an Depressionen litt und dessen Tod die Menschen in ganz Deutschland bewegte. „Andres hat mit seinen unglaublich tiefgehenden künstlerischen Fotos dieser Krankheit ein Gesicht gegeben“, sagte Habermann. „Es sind Bilder, die dazu beitragen sollen, das Thema Depression zu enttabuisieren, was nach wie vor auch dringend notwendig ist.“
Alexander Andres war selbst depressiv. Das ist mittlerweile zehn Jahre her. „Ich bin immer sehr bewegt, wenn ich die Bilder betrachte“, sagte er. Heute führe er wieder ein normales Leben. Zu seinem Fotoprojekt hat Andres die Australierin Whitney Develle inspiriert – eine Tätowiererin, die für ihr „Scars Project“ Menschen tätowierte, die sich aufgrund ihrer Depression Verletzungen zugefügt hatten. Andres bot Betroffenen ein kostenloses Shooting in seinem Studio an, das sie an die Zeit der Depression erinnern soll. Die Aktion stieß auf große Resonanz. Es kamen Anfragen von Leuten aus halb Deutschland, die sich fotografieren lassen wollten, erzählt Andres. Diesen Ansturm habe er gar nicht bewältigen können. 25 Menschen hat er abgelichtet. „Die „Modelle“ seien bereit gewesen, sich zu öffnen, sagt Andres. Das könne ihnen selbst und auch anderen helfen. Die Seele des Menschen sei mit modernen medizinischen Apparaten nicht zu durchleuchten.
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