
Gefordert, aber noch nicht überfordert

Pöttmeser bekunden großes Interesse am Thema Asyl. Dabei werden positive Seiten herausgekehrt
Über 100 Asylbewerber aus Syrien, Afghanistan und Somalia sind in Pöttmes untergebracht. Bürgermeister Franz Schindele sieht im Miteinander mit Menschen anderer Kulturen sowohl Lasten wie auch Chancen. „Wir packen das“, betonte der Rathauschef am Ende einer zweistündigen Bürgerversammlung, bei der sich eine rege und faire Diskussion ergab. Schindele sprach von einer allgemein positiven Stimmung im Ort, auch wenn es gelegentlich kleinere Konflikte gebe. Dazu habe man vergangene Woche eigens alle Asylbewerber ins Rathaus geladen, um besonders heikle Punkte zu klären: das Verhalten an der Sammelstelle, Sauberkeit an den Wohnhäusern, Pünktlichkeit, Verkehrssicherheit und Benimmregeln. Exakt diese Fragen waren – unter anderen – auch Gegenstand der Diskussion. Lisa Zimmermann und Susanne Riechert vom Landratsamt gingen auf einzelne Aspekte. Sie erzählten, wie hoch die monatliche Unterstützung sei (leicht über 300 Euro pro alleinstehendem Erwachsenen) oder Miethöhen (die ortsübliche Miete plus ein gewisser Aufschlag, keine Pro-Kopf-Miete). Andreas Reimann, Geschäftsführer der Caritas, plädierte dafür, sich darauf einzustellen, dass die Flüchtlinge langfristig Fuß fassen müssen. Man müsse sie in den Arbeitsprozess einbinden. Melanie Höß betreut für die Caritas den nördlichen Landkreis und hält in Pöttmes wöchentlich eine Sprechstunde ab. Sie arbeitet eng mit dem örtlichen Asylkreis zusammen, dem sie „einen Löwenanteil an der Integrationsarbeit“ bescheinigte. Wie gut das im Kindergarten funktioniert, berichtete Dagmar Lesti, Leiterin des „Spatzennest“, in dem vier Flüchtlingskinder betreut werden. „Über ihre Kinder werden die Eltern motiviert und bekommen eine Struktur“, betonte Lesti. Das gilt auch für die Schul- und Krabbelgruppenkinder.
Fünf junge Leute aus Somalia, Afghanistan und Syrien sind in der Berufsschule Aichach, zwei Männer arbeiten im Pöttmeser Bauhof, ein Syrer als Krankenpfleger im St.-Hildegard-Heim, eine Frau ist Putzhilfe in der Schule. Noor Norzai aus Afghanistan fungiert als Dolmetscher. Mehrere Pöttmeser Betriebe bieten Praktikumsstellen an. Der TSV Pöttmes ist sportlich integrativ engagiert. Ebenso mehrere Pöttmeser Familien, die regelmäßige Kontakte pflegen. Sarah Huber berichtete von ihren positiven Erfahrungen als Deutschunterrichtende. Derzeit stehen dafür zehn Ehrenamtliche bereit, immer noch zu wenig, angesichts der gut 90 „Schüler“ und deren Wunsch nach mehr Unterrichtsstunden. Am kommenden Samstag wird die „Kleiderkiste“ in Pöttmes eröffnet, berichtete Barbara Pawel. Gesprächsbedarf gab es hinsichtlich Arbeitserlaubnis, Versicherung oder Haftpflicht. Ein Kümmerer, der Gemeinde und Ehrenamtliche entlasten würde, stünde Pöttmes zu, forderte Helmut Pawel. Hier liefen noch Bewerbungsgespräche, beruhigte Lisa Zimmermann. Deutschunterricht mit professionellen Netzprogrammen wünschte sich der Asylkreis. Am Ende überwog das Versöhnliche. Der Eindruck, mit dem Fremdem zurechtzukommen, die Einsicht, dass das eine Bereicherung sein kann. Aber auch die Forderung an die, die bleiben wollen, sich um das Willkommen zu bemühen.
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