
Gedenkstätte für Aichachs „vergessene Frauen“


Das Frauenforum will in Aichach an die Opfer der NS-Zeit erinnern. Viele Frauen sind aus der Justizvollzugsanstalt in Konzentrationslager deportiert worden.
Sie sollen nicht vergessen werden: die Frauen, die während der Zeit des Nationalsozialismus Insassen der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Aichach waren und in der Folge in Konzentrationslager deportiert wurden. Das Frauenforum Aichach-Friedberg will für sie in Aichach eine Gedenkstätte schaffen. Im Finanzausschuss des Aichacher Stadtrats gab es dafür einhellige Zustimmung und die Zusage, sich mit 7500 Euro daran zu beteiligen.
Das Frauenforum Aichach-Friedberg erforscht seit einigen Jahren die Geschichte der Frauen, die während der NS-Zeit im Aichacher Gefängnis inhaftiert waren und nach Auschwitz oder in andere Konzentrationslager deportiert wurden, berichtete Hauptamtsleiterin Aurelija Igel.
Politische Gefangene und "asoziale" Frauen
Die JVA war damals das größte Frauengefängnis in Bayern. Zeitweilig saßen in der auf 500 Insassen ausgelegten Anstalt bis zu 2000 Frauen ein. Darunter waren politische Gefangene ebenso wie Frauen, die wegen Wehrkraftzersetzung oder „Rundfunkverbrechen“, wie das Hören von „Feindsendern“ genannt wurde, einsaßen, oder sogenannte „asoziale“ Frauen – Alkoholkranke, Langzeitarbeitslose, Bettlerinnen und Prostituierte.
Ziel des Frauenforums ist es nun, diese Schicksale unvergessen zu lassen. Das Frauenforum hat dazu schon mehrfach Lesungen und Vorträge in Aichach veranstaltet, unter anderem mit dem Historiker Franz Josef Merkl. Die Veranstaltungen waren einigen Stadträten noch deutlich in Erinnerung. Das Frauenforum will für diese Frauen einen Erinnerungsort schaffen.
Gestaltung steht noch nicht fest
Wie die Gedenkstätte gestaltet wird, soll ein künstlerischer Einladungswettbewerb ergeben. Um das zu finanzieren, hat sich das Frauenforum an die Stadt und den Landkreis gewandt. Auch Sponsoren sollen noch gesucht werden. Bei den Kosten sei von etwa 20000 Euro die Rede, sagte Bürgermeister Klaus Habermann. Davon übernimmt die Stadt nach einstimmigem Beschluss 7500 Euro.
Für Habermann stand das außer Frage: „Diese Epoche der Geschichte der JVA sollte nicht in Vergessenheit geraten.“ So sahen es auch die Ausschussmitglieder. Über den Standort mache man sich noch Gedanken, sagte Habermann.
Direkt an der JVA könne es aber nicht aufgestellt werden. Der Grund gehöre dem Justizministerium, so der Bürgermeister: „Die wollen das nicht machen.“ Mit dem Frauenforum und Historiker Merk sei über mehrere mögliche Standorte gesprochen worden, unter anderem über einen beim Stadtmuseum, nahe dem Alten Friedhof an der Schulstraße, wo es auch eine Gräberzeile aus dieser Zeit gibt.
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