
Warum in Haiti die Schule Luxus ist

Fünfte Klassen am Deutschherren-Gymnasium übernehmen Patenschaften
Keiner kann glauben, dass man das essen kann, was Claire Höfer zeigt: einen Fladen aus purem trockenem Lehm. Kann man eigentlich auch nicht, aber in Haiti wird es trotzdem auf dem Markt für umgerechnet ein paar Cent verkauft – und die Menschen dort kaufen es, um ihren Hunger günstig stillen zu können. „Ein wenig Salz ist noch drin, für den Geschmack“, erklärt Höfer, Vorsitzende der Haiti-Kinder-Hilfe den rund 120 Fünftklässlern am Deutschherren-Gymnasium in Aichach.
Zusammen mit ihrem Mann Frank Höfer und dem Schatzmeister des Vereins, Alois Vogg, ist sie in die Aula der Schule gekommen, um den Kindern zu zeigen und zu erklären, wo die Haiti-Kinder-Hilfe aktiv wird.
Sie berichten über die Geschichte des Landes, erläutern, welcher Luxus dort der Schulbesuch ist und zeigen auf, unter welch unvorstellbaren Bedingungen vor allem seit dem Erdbeben 2010 die Kinder Haitis groß werden.
Ein Videofilm, aufgezeichnet unter nicht ganz ungefährlichen Bedingungen in einem Slum in Cap Haitien, gibt einen kleinen, aber eindrücklichen Einblick, wie wichtig es für die Kinder ist, die Schule besuchen zu können. Dicht an dicht gedrängt stehen da kleine behelfsmäßige Hütten aus Wellblech und Plastikfolien ohne Tür und Fenster. Es gibt nur einen Raum für alles, was sich im Familienalltag abspielt. In den engen Gassen dazwischen trifft man auf waschende Frauen, aggressive Bandenmitglieder und auf dankbare Menschen, deren Kinder – dank der Haiti-Kinder-Hilfe – eine Schule besuchen können und somit eine echte Chance darauf haben, aus diesem Kreislauf auszubrechen. Eins fällt den Aichacher Kindern noch besonders ins Auge: Müll. So weit das Auge reicht. Unvorstellbar ist ihnen, dass es in Haiti keine geregelte Abfallentsorgung gibt und so die Menschen im Müll leben, wo Krankheiten und Infektionen sich rasend ausbreiten, sauberes Trinkwasser dagegen nur noch in Flaschen erhältlich ist. „Gerade dafür ist die Schule wichtig“, mahnt Claire Höfer, „wie sollen Menschen ihr Land sauber halten, wenn sie nicht wissen, wie viel Schaden dieser Müll anrichtet? Und wie sollen sie es erfahren, wenn sie nicht lesen und schreiben können?“
In Zukunft möchte die Mehrheit der Aichacher Fünftklässler ihren Teil dazu beitragen und mit einer Patenschaft einem Kind in Haiti den so wichtigen Schulbesuch ermöglichen. Dieser beinhaltet neben Lesen, Schreiben und Rechnen übrigens auch täglich ein nahrhaftes Essen. (AN)
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