Lechrain: Mohnblumen und Taglilien zeigen, wie Gesellschaft tickt
Zwei Blumenwiesen bei Aindling und St. Stephan sind ganz nah und doch ziemlich entfernt.
Die zwei Blumenwiesen am Lechrain liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt – das herrliche rote Mohnfeld bei Aindling und das immer spärlichere gelbe Taglilienfeld bei St. Stephan trennen aus naturschutzfachlicher Sicht aber Welten. Hier das bunte Zufallsprodukt auf einer normalerweise intensiv genutzten landwirtschaftlichen Fläche, die nur einen einzigen Frühsommer lang so blüht. Dort das einzigartige botanische Feld, das seit Generationen von Naturschützern mit Liebe und Aufwand gepflegt wird, um es zu bewahren. Hier ein Farbklecks, der zur Attraktion und zum Internet-Hype der Social-Media-Fotografen aus nah und fern geworden ist. Dort die herrlichen Taglilien, denen der Klimawandel zu schaffen macht und der Schatten fehlt. Hier die Trampelschneisen, über die sich Fans des roten Wunders ärgern, die aber den Mohnblumen-Bestand auf dem Planeten wahrlich nicht bedrohen. Dort ein außergewöhnliches Naturdenkmal, das in Gefahr ist und uns vor Augen führt, wie Artenvielfalt vor unserer Haustüre ganz leise schwindet.
Diese beiden Wiesen am Lechrain zeigen aber auch auf, wie unsere Gesellschaft heute tickt. Natur ist schön, gerade „in“ und dann besonders interessant, wenn sie zum Event wird. Natur-, Umwelt- und Klimaschutz ist aber keine Kurzzeit-Instagram-Story. Jeder Einzelne ist konkret gefordert zu handeln. Wir müssen verzichten, sparen, nachhaltiger leben – und nicht nur einen Frühsommer lang.
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