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Foto: Manuela Rieger
Foto: Manuela Rieger

Das SeppDeppSeptett begeisterte wieder das Publikum in Aichach: (von links) Felix Franzl, Raphael Munno, Sebastian (Sepp) Gröller Michael Rast, Valentin Erny, Jonathan Baur, Aileen Jenter und Robin Nikol.

Musik
12.03.2019

Musikrebellen mischen Sagen auf

Von Manuela Rieger

Das SeppDeppSeptett, das eigentlich ein Oktett ist, zeigt im voll besetzten Pfarrzentrum in Aichach eine besondere Mischung aus Musik und Spielszenen nach den Gebrüdern Grimm

Ein wenig konnte der Besucher schon vor dem Konzert mit dem SeppDeppSeptett in Aichach ahnen, dass im Saal im Pfarrzentrum kein einziger Sitzplatz frei bleiben würde. Und dieser Konzertabend lieferte den besten Beweis dafür: Das SeppDeppSeptett ist nicht irgendeine Band, die mal aus Jux und Tollerei ein Blödel-Konzert spielt. Die sieben studierten Musikrebellen und dieses Mal nur eine Rebellin haben mittlerweile im Schwabenländle, aber auch darüber hinaus Kultstatus.

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In ihrem neuen Programm „Acht auf einen Streich“ begeben sich die acht Musiker vom SeppDeppSeptett in die märchenhafte Welt der Gebrüder Grimm. Aileen Jenter, Raphael Manno und Jonathan Baur spielen das Horn, Valentin Erny, Sepp Gröller und Robin Nikol blasen die Trompete, Felix Franzl quetscht das Akkordeon und Michael Rast begleitete schließlich alle auf der Tuba.

Dabei ging der Musikmix des Oktetts munter zwischen Ravel, Mahler und Grieg, Tschaikowsky und Prokofjew sowie über die Beatles, Pop und Volksweisen hin und her. Dazu kamen einige Eigenkompositionen.

Nicht nur sind die Texte überaus eingängig, sie treffen auch den Nerv der Zeit und halten dem konservativen Establishment ein ums andere Mal den Spiegel vor die Nase. Das SeppDeppSeptett macht vor nichts und niemandem halt und hat das überragende Talent, seinen Sound nicht nur auf eine subversive, sondern gleichzeitig eben auf eine verdammt witzige und unprätentiöse Weise unter sein Publikum zu schleudern.

Das erfolgversprechende Element der Band besteht darin, dass sie sich selbst bei diesem Tun am wenigsten ernst nimmt und deshalb gleichzeitig extrem authentisch und überzeugend daherkommt.

Von außen betrachtet kann man die Darbietung der acht Protagonisten am besten so beschreiben: Der Dialekt markant, die Instrumente immer noch nah an einer typischen Volksmusikbesetzung, der ein- bis dreistimmige Gesang trifft sich oder auch nicht, die Moll-Akkorde korrigieren ganz plötzlich das Überschäumende und Ausufernde in ihren langen Stücken der Klassik, wo die Interpretation dem Spiel Tiefe und Qualität gibt.

Und was lehren die Märchen? War Rumpelstilzchen wirklich geldgierig oder nur einsam ob seiner Eigenart? Und starb Schneewitt(depp)chen – wunderbar gespielt von Valentin Erny –, süchtig nach vielen Followern im sozialen Netzwerk nach Alkohol und anderen giftig wirkenden Substanzen trotzdem alleine? War Sepp im Glück tatsächlich glücklich oder warnt Hans im Glück vor den fragwürdigen Machenschaften und Tauschgeschäften des Lebens? Und die Fressgier des bösen Wolfes ließ ein Depplein übrig – warum?

Das, was gesagt werden will und muss, umgarnt und fesselt die Zuhörer und zaubert Bilder in ihren Köpfen, die gepaart mit wunderschönen Melodien zum Sog werden und einen tagelang begleiten können. Das Dadaistisch-Komische, der Minimalismus und die Einfachheit, das Abgedrehte und Verträumte, das ist das SeppDeppSeptett, die internationale, zusammengewürfelte Band aus dem schwäbischen Raum. Hingehen beim nächsten Auftritt.

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