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Aichach-Friedberg: Mit Strom in die Zukunft: Was sich auf der Paartalbahn ändert

Aichach-Friedberg

Mit Strom in die Zukunft: Was sich auf der Paartalbahn ändert

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    Seit Dezember 2022 sind auf der Paartalbahn neue Diesel-Triebwagen unterwegs. Der Freistaat setzt für die Zukunft auf Akku-Züge.
    Seit Dezember 2022 sind auf der Paartalbahn neue Diesel-Triebwagen unterwegs. Der Freistaat setzt für die Zukunft auf Akku-Züge. Foto: Lara Voelter (Archivbild)

    Weg vom Diesel, hin zum Strom: So lautet die Zukunftsperspektive für den Bahnverkehr in Schwaben. Vergangene Woche gab das bayerische Verkehrsministerium die Modernisierungspläne mit Akku-Zügen bekannt. Doch was bedeutet das konkret für die Paartalbahn? Und was wird aus der Wasserstoff-Technik auf Schienen, die seit dieser Woche im Landkreissüden unterwegs ist? Hat sie trotzdem eine Chance?

    Die Pläne für die Paartalbahn sind ganz konkret. Sie sehen den Bau einer Oberleitung zwischen Augsburg-Hochzoll und Obergriesbach vor. Auf diesem elektrifizierten Abschnitt können moderne Züge ihre Akkus aufladen. Sie halten dann etwa 40 Kilometer gut durch, weiß Manfred Schnell. Der Friedberger ist ein Kenner der Paartalbahn und Beauftragter des Fahrgastverbands Pro Bahn für diesen Streckenabschnitt. Die Pläne leuchten ihm technisch ein. Denn ab Zuchering gibt es bis Ingolstadt eine weitere Oberleitung zum Auftanken, um die Rückfahrt sicherzustellen.

    Die Paartalbahn Augsburg-Ingolstadt wird in diesem Jahr 150 Jahre alt

    Für Schnell ist der Wechsel von Diesel zu Strom „grundsätzlich sehr positiv“. Er sei „bitter nötig“ und längst fällig. Schnell spricht von einer Investition in die Zukunftssicherheit der Paartalbahn, die in diesem Jahr 150 Jahre alt wird. Mit Stromantrieb werde der CO₂-Ausstoß verringert und es gebe deutlich weniger Umweltverschmutzung, wenn auch die moderne Diesel-Generation schon relativ sauber sei. Die Pläne sind auch aus der Sicht des Landkreises eine „gute Sache“, teilt Wolfgang Müller, Pressesprecher des Landratsamtes, mit.

    Auf den klimaschonenden Bahnverkehr durchs Wittelsbacher Land freut sich auch Peter Tomaschko. Der CSU-Landtagsabgeordnete aus Merching hat sich nach eigenen Angaben für diese Modernisierung eingesetzt: „Die Paartalbahn ist eine zentrale Verkehrsader für unsere Region. Ein moderner, zuverlässiger und barrierefreier Schienenverkehr ist essenziell für unsere Bürgerinnen und Bürger.“ Der Akkubetrieb werde die Züge schneller, leiser und klimafreundlicher machen, sagt Tomaschko. Seine Kollegin von den Freien Wählern, Marina Jakob, spricht von einem „wichtigen Schritt hin zu einer klimafreundlichen und leistungsfähigen Bahn in unserer Region“.

    Doch wie wird dieser umgesetzt? Erst zum Fahrplanwechsel 2022 hat die Bayerische Regiobahn (BRB) als Betreiberin des Zugverkehrs zwischen Augsburg und Ingolstadt neue Diesel-Triebwagen eingesetzt. Müssen die jetzt alle weg? Pressesprecherin Annette Luckner verweist auf den aktuellen Vertrag, der noch bis 2031 läuft. Elektrischer Bahnverkehr ist aber für die Transdev-Gruppe, deren Tochter die BRB ist, kein Neuland, sondern im Netz Chiemgau-Innzell und Berchtesgaden-Ruhpolding schon Realität. Grundsätzlich aber ist laut Luckner die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) für die Planung des Bahnverkehrs zuständig.

    Auf Anfrage verweist die BEG auf das Ziel des Freistaats, den Personennahverkehr auf den Schienen sukzessive bis spätestens 2040 emissionsfrei umzustellen. Das gelte auch für die Paartalbahn. Frühestens im Laufe dieses Jahres könne mit der Planung für die Elektrifizierung zwischen Hochzoll und Obergriesbach begonnen werden. Wann genau die Akku-Züge im Paartal Einstand halten, ist damit zum jetzigen Zeitpunkt offen.

    Die neuen Pläne des Verkehrsministeriums stellen eine Abkehr von einer zunächst für den Freistaat ins Auge gefassten Kombination von Akku- und Wasserstoff-Antrieb dar – vor allem wegen sehr hoher Kosten. Trotzdem läuft seit dieser Woche der Testbetrieb eines Wasserstoffzuges. Er führt auch durch den Landkreissüden. Der Testzug ist wochenweise abwechselnd zwischen Augsburg-Füssen und Augsburg-Weilheim mit Halt in Mering unterwegs. Tomaschko plädiert für Technologieoffenheit. Er sei gespannt, wie sich der Wasserstoffantrieb in Zukunft entwickeln werde.

    Akku-Züge auf der Paartalbahn sind übrigens nichts Neues. Manfred Schnell erinnert sich noch gut an akkubetriebene Triebwagen, die hier Ende der 60er und Anfang der 70er Jahrer unterwegs waren. In Ingolstadt und Aichach wurden die Akkus der „Schienenbusse“ getauscht. „Es war ein sehr schönes und angenehmes Fahren“, sagt Schnell, der damals Schüler war. Doch die Züge konnten sich nicht durchsetzen. Ihre Leistungsfähigkeit war zu gering. Heute punktet die Paartalbahn aus Schnells Sicht dreifach. „Schnellere Züge, sehr kurze Fahrzeiten, sehr attraktives Angebot“, lobt er. Die neuen Bahnsteige, die in diesem Jahr in Friedberg und, wie er hofft, in den nächsten drei bis vier Jahren auch in Aichach kommen sollen, werden für eine weitere Beschleunigung sorgen. Dann sei ein schnelleres Ein- und Ausfahren aus den Bahnhöfen möglich, sagt Schnell.

    Die Akku-Züge von heute können dieses Tempo mitgehen. Und sie punkten nicht nur beim Thema Umwelt, sondern auch beim Lärm. Schnell hofft jetzt nur auf eines: dass die Verantwortlichen „in die Pötte kommen“ und bereits die nächste Ausschreibung auf die Akku-Technik auslegen. Denn „dann kommt die Zukunft und der Fortschritt schneller zu uns“.

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    1 Kommentar
    Brigitte Gossner

    Auf jeden Fall eine gute Sache, dass der Freistaat in die Elektrifizierung investiert. Allerdings fragt man sich, warum bis zum Haltepunkt (!) Obergriesbach elektrifiziert werden soll und nicht noch wenige Kilometer weiter bei zum Bahnhof (!) Aichach, wo Züge regelmäßig wenden und enden und (auch über Nacht) geladen werden könnten.

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