
Narrensitzungen: Mit Bürgermeister Haberfrau auf dem Weg nach "Gorilling"

Die Narrensitzungen von Zell ohne See begeistern das Publikum in der Faschingshalle in Griesbeckerzell. Dabei wird Lokales und Überregionales aufs Korn genommen.
Die "Fünf Jahreszeiten" stehen im Mittelpunkt der Narrensitzungen 2023 der Faschingsgesellschaft Zell ohne See aus Griesbeckerzell. Geballte Komik, Akrobatik und Satire begeisterten am Samstag das Publikum in der ausverkauften Faschingshalle. Präsident Norbert Bachmann und Sitzungspräsident Wolfgang Kopp führten souverän durch den Abend.
Das Prinzenpaar, ihre Tollitäten Melanie II. (Melanie Modes) du Lukas I. (Lukas Naßl), begleitet von ihrem Hofmarshall Florian Kinze, begrüßten die Gäste huldvoll. Die Gardemädchen läuten in glitzernden, grünen Kostümen direkt die erste Jahreszeit ein, den Frühling, ehe das Prinzenpaar den Prinzenwalzer tanzt.

Die Ranzengarde betritt passend zum Thema Halloween in gruseligen Clownskostümen und schwarzen Umhängen die Bühne, wo sie mit schneller Choreografie und halsbrecherischer Akrobatik zu fetziger Musik begeistern. Die Kinder- und Teeniegarde steht den Großen in nichts nach. Die Jüngsten verkörperten in bunten Baströckchen den Sommer, die Teenies waren für Herbstwetter mit leuchtenden Regenschirmen und Regenmänteln bestens gerüstet.
Bevor die Garden zu weiteren Auftritten in der Region aufbrachen, kamen Prinzengarde und Ranzengarde noch einmal gemeinsam auf die Bühne, um erst den Winter in Eiskostümen zu mimen und dann die fünfte Jahreszeit mit fetzigen Sambarhythmen im Sinne des brasilianischen Faschings zu zeigen.

Matthias Naßl und Maximilian Kopp sind die Nächsten auf der Bühne. Als Radltrinker begeben sie sich auf den Fahrrädern ihrer Sprösslinge auf Vatertagsausflug. Da wird über die steigenden Preise – der Grund, warum man sich kein eigenes Radl mehr leisten kann, und auf die der Kinder zurückgreift – gelästert. Die Frage, wohin man in den Familienurlaub fährt, darf nicht mehr gestellt werden, schließlich muss es nachhaltig und klimaneutral sein. Also lautet die Antwort: "Mit dem Radl in den Bayerischen Wald."
Radweg nach Edenried in rund 40 Jahren
Die Eröffnung des Radwegs von Griesbeckerzell nach Edenried erwarten die Radltrinker in rund 40 Jahren und stellen sich schon mal darauf ein, ihn dann mit dem E-Bike zu befahren.
Der Flug von Berlin nach Rio de Janeiro im nächsten Beitrag muss aufgrund eines auf der Tragfläche festgeklebten Klimaaktivisten (Stefan Kopp) auf dem internationalen Flughafen Griesbeckerzell (GBZ) zwischenlanden.
Der Augsburger (Oliver Stief) und der Franzose (Patrick Stief) bekommen zunächst eindrücklich die Unterschiede zwischen erster und Holzklasse von Steward(esse) (Stefan Kopp) gezeigt: Schwimmflügel statt Rettungsweste für die Holzklasse und Tütensuppe statt Schuhbecks vegane Komposition "Schwedische Gardinen". Sie vertreiben sich die Zeit mit Rafting, was aber "ohne See" eher ins Wasser fällt, und "Downhillradln" am Zahlinger Berg.
Hartnäckiger Klimakleber
Während der neue "Klimakleber" von Saitenbacher den Aktivisten der "Allerletzten Generation" fest im Griff hat, kaufen die gestrandeten Passagiere im Duty-Free-Geschäft "K.A.S.T. GmbH" bei einer äußerst sympathischen Verkäuferin (Michael Kopp) in Pink ein.

Die Politsatire im "Wetten dass..?"-Format präsentiert sich mit prominenten Gästen. Moderator Wolfgang Koppschalk (Wolfgang Kopp) lädt Bundeskanzler Olaf Scholz (Daniela Seidel) und Annalena Baerbock (Ramona Kopp) zum Lästern über Corona-Politik, Gesundheitsminister, Fußballweltmeisterschaften, Infantino und Verteidigungsminister ein. Lieder wie "Ein Olaf steht im Walde", "Annlena" und "Tango korrupti" laden zum Mitsingen ein.

"Dia de los muertos" mitten in Zell
Danach wird es dunkel, und mit Neonkostümen im Schwarzlicht tanzt die Showtanzgruppe auf die mit einem riesigen bunten Totenkopf dekorierte Bühne: Der mexikanische "Dia de los muertos" (Tag der Toten) wird zu schnellen Rhythmen betanzt. Halsbrecherische Hebefiguren sorgen für Schnappatmung bei den Zuschauern.

Mit dem Neun-Euro-Ticket fährt die Familie Plank durch Deutschland (Tobias, Christian, Dominik und Vater Richard Plank). Ein stimmlich perfekt imitierter Bürgermeister Klaus Haberfrau, Ranjid der Inder, und die schwäbische Witwe Eva auf der Suche nach Ehemann Nummer vier.
Krötenwanderung am Hieslinger Weiher hält den Zug auf
Der Zug hat Verspätung wegen einer Krötenwanderung am Hieslinger Weiher. Ranjid sucht derweil nach "Gorilling", gemeint ist aber "Affing". Bürgermeister Haberfrau stellt fest, dass in der Politik "nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht". Eva fährt in Hamburg zum Klassentreffen, also ein "Kartonagenevent", da lauter alte Schachteln dort sein werden. Politisch korrekte Sprache wird thematisiert, und festgestellt man darf nicht mehr Altweibersommer sagen, sondern das muss jetzt "Feministischer Naturzustand ohne Menstruationshintergrund" heißen. Für jeden Beitrag gab es vom Publikum Applaus und zahlreiche Stimmungsraketen.

In den Pausen zwischen den Vorführungen schwingen die 200 Gäste zur Musik der Wadl Beißer das Tanzbein. Die Schindbachtaler Immer Rausch Kapelle sorgt für beschwipste Stimmung, nebst Trinksprüchen und Bauernregeln werden Lobeshymnen auf Griesbeckerzell gesungen. Das Publikum schunkelt fröhlich mit. Weit nach Mitternacht macht sich Schneeflittchen auf die Suche, um den Zwerg fürs Leben zu finden. Sie verschmäht Zwerg Fuzzi aus Affing und Zwergenfriseur Ferdinand" ebenso wie Zwergenlehrer Klaus und Tischlerzwerg Lenz. Ihre Wahl fällt schließlich auf "Konrad, den Zwerg vom Hacker". Und die Moral von der Geschicht'? "Mit derben Sprüchen baggert man an Frauen nicht".

Für das große Finale kommen alle Akteure zu Mallorca- und Ballermann-Hits im Sommer-Outfit zurück auf die Bühne. Ein letztes "Alles klar, es war wunderbar" beendet die Narrensitzung nach sechs Stunden Kurzweil. Vier weitere Sitzungen finden an den nächsten Wochenenden statt.
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