Ein Sommerfest, das um 8.30 Uhr morgens beginnt? Das erscheint auf den ersten Blick schon recht ungewöhnlich. Umso erstaunlicher, dass das extra für die Feier aufgebaute Festzelt auf dem Gelände der Ulrichswerkstätten Aichach (UWA) gut gefüllt ist. Rund 300 Gäste haben ihren Weg in die Aichacher Flurstraße gefunden. Gefeiert wird aber nicht nur das Sommerfest, sondern auch die offizielle Einweihung der neuen Gebäude, die während Corona nicht stattfinden konnte. Was an diesem Tag geboten war.
Peter Naßl, der sonst als Leiter einer Arbeitsgruppe bei den UWA tätig ist, begrüßte in humorvoller Art und Weise die Gäste: „Wir sind stolz, dass so viel Politprominenz zu uns gekommen ist. Wir freuen uns auf ihre Reden (leicht ironischer Unterton) und für die anderen gibt es danach ja Brotzeit.“ Landrat Klaus Metzger und Bürgermeister Klaus Habermann reagierten auf diese kleine Spitze mit Gelächter. Nach Naßls kurzer Begrüßung trug der Chor der UWA-Beschäftigten mit „An Tagen wie diesen“ ihr erstes Lied vor, das die Gäste zum Mitklatschen animierte.
Diakon Müller segnet neue Gebäude der Ulrichswerkstätten Aichach
Im Anschluss folgten Reden von Standortleiter Johannes Kuderna, der Geschäftsführerin des Bereichs Behindertenhilfe der Caritas, Sonja Schoenberner, und Bürgermeister Habermann. Letzterer konnte sich einen Kommentar zur frühen Uhrzeit nicht ganz verkneifen: „Ich war richtig überrascht, als ich die Einladung gesehen habe. Um 8.30 Uhr, also mitten in der Nacht, fangen die an.“ Für diese Aussage erntete er Gelächter. Er bedankte sich stellvertretend auch für Metzger bei allen Mitarbeitenden für deren Einsatz und wünschte sich weiterhin ein positives Miteinander.
Nachdem der Chor mit „Laudato Si“ sein zweites Lied gesungen hatte, segnete Diakon Markus Müller die neuen Werkstätten in seiner Andacht und dankte den Menschen für ihren Einsatz. Auch Müller erntete Gelächter, als er auf Habermanns Ansprache Bezug nahm. „Die Uhrzeit wurde vermutlich auf mich abgestimmt, Herr Bürgermeister, da ich nämlich gleich weiter muss. Ich nehme also alle Schuld auf mich.“ Nach dem dritten Lied des Chors, dem Titel „Auf uns“, begrüßten auch der Werkstattrat und die Frauenbeauftragten der UWA die Gäste und wünschten ein schönes Fest. Damit endete der offizielle Teil.
Talentwettbewerb UWA sucht den Superstar begeistert das Publikum
Für den festlichen Teil waren mit einer Torwand, Riesenseifenblasen und Dosenwerfen gleich mehrere Stationen zum Mitmachen aufgebaut. Die bekannte Trommelgruppe Pica Pau und die Band Leicht-Sinn.Musik sorgten für die musikalische Untermalung. Für die Autobegeisterten stellten die Oldtimer & Youngtimer Freunde Friedberg drei ihrer Fahrzeuge für kurze Fahrten durch Aichach zur Verfügung. Neben einer Brotzeit am Vormittag gab es auch Mittagessen und Eis von einem Eiswagen.
Ein besonderer Programmpunkt war der Talentwettbewerb, „UWA sucht den Superstar“. Dabei präsentierten mehrere Beschäftigte den Gästen ihr gesangliches Talent. Bewertet wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von einer als Dieter Bohlen, Bill Kaulitz und Katja Krasavice verkleideten Jury. Am Ende konnte das Publikum per Applaus-Abstimmung entscheiden, wer gewonnen hatte. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten eine Urkunde. Der Sieger mit seinem Song „We are the world“ durfte sich sogar über einen kleinen Pokal freuen.
Zugangsbarrieren zum Arbeitsmarkt sind für Menschen mit Behinderung hoch
Dass sich die Menschen mit Behinderung an ihren neuen Arbeitsplätzen wohlfühlen, ist ihnen nicht nur beim Sommerfest anzusehen. Nach der Generalsanierung der Bestandsgebäude und dem Neubau einer Halle sind alle Räume barrierefrei und die Ausstattung ist moderner. In den neuen Räumlichkeiten ist genug Platz für die drei Hauptbereiche der Einrichtung: Den Arbeitsbereich mit seinen fünf Werkstätten, den Förderbereich, in dem Menschen mit höherem Pflegeaufwand eine Tagesstruktur gegeben wird, und dem Berufsbildungsbereich. In Letzterem können junge Menschen nach der Schule die verschiedenen Arbeitsbereiche der UWA kennenlernen und sich in einer Art Ausbildung im Wunschbereich zertifizieren lassen.
Stolz ist Leiter Johannes Kuderna auch auf die Vielfalt an seinem Standort: „Auch wenn wir die Caritas als kirchlichen Träger haben, sind wir hier komplett offen für andere Religionen. Bei uns sind sämtliche Nationen vertreten, auch in der Belegschaft.“ In Zukunft wollen die UWA ihr Angebot noch weiter ausbauen. Schon jetzt arbeitet man mit Kooperationsunternehmen und der Stadt Aichach zusammen, um UWA-Beschäftigten den Schritt auf den Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Das sei aber teilweise nicht so leicht. „Es ist schwierig, geeignete Plätze und Kooperationspartner zu finden. Häufig sind die Zugangsbarrieren sehr hoch“, so Kuderna.
UWA Sommerfest ermöglicht Menschen mit Behinderung Teilhabe am öffentlichen Leben
Mit dem Sommerfest ermöglicht man auch Menschen mit Behinderung, am öffentlichen Leben teilzuhaben. „Für uns sind solche Veranstaltungen Highlights. Wir können uns jederzeit in ein Auto setzen und irgendwo hinfahren. Das können die Menschen hier aber nicht. Auch, weil oft Barrieren bestehen“, sagt Kuderna.
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