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Aichach-Oberbernbach: Musikalisches Feingefühl bei der Johannespassion in Oberbernbach

Aichach-Oberbernbach

Musikalisches Feingefühl bei der Johannespassion in Oberbernbach

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    Das Ensemble Naumann sorgte mit seiner Inszenierung der Johannespassion für einen unvergesslichen Abend in Oberbernbach. 


    Das Ensemble Naumann sorgte mit seiner Inszenierung der Johannespassion für einen unvergesslichen Abend in Oberbernbach.  Foto: Inge von Wenczowski

    Ursprünglich sollte die Johannespassion in der stimmungsvollen Burgkirche im Aichacher Stadtteil Oberwittelsbach erklingen, doch die Karten waren schneller vergriffen als gedacht. Die große Nachfrage brachte die Veranstalter dazu, ein Wagnis einzugehen: Einen Umzug in einen anderen Aichacher Stadtteil in die geräumigere Geburt-Christi-Kirche in Oberbernbach. Ein Risiko? Vielleicht. Doch es zahlte sich aus. Auch dort waren alle Plätze für das Konzert des Ensembles Naumann – immerhin fast 400 – rasch belegt.

    Wo es möglich war, wurden zusätzliche Sitzgelegenheiten aufgestellt, sodass alle Gäste bequem Platz fanden. Dennoch kam der ein oder andere Zuhörer leicht abgehetzt an, weil er zunächst in der falschen Kirche stand. Spätestens mit dem ersten Einsatz des Chors war die kleine Verwirrung jedoch vergessen.

    Auf dem Programm stand ein musikalisches Meisterwerk: die Johannespassion von Johann Sebastian Bach. Das Werk, 1724 in Leipzig uraufgeführt, zählt zu den bedeutendsten Kompositionen der Kirchenmusik. In dichten Chorsätzen, bewegenden Arien und erzählenden Rezitativen, einer gesungenen Erzählform, entfaltet sich die Passionsgeschichte nach dem Evangelisten Johannes. Eindringlich, dramatisch und zugleich von stiller Tiefe geprägt, zeichnet sie die Leidensgeschichte Jesu nach – perfekt passend in die vorösterliche Zeit.

    Das Ensemble Naumann aus Augsburg wurde erst vor zwei Jahren gegründet

    Dass dieses anspruchsvolle Werk so eindrucksvoll zur Geltung kam, ist dem Ensemble Naumann zu verdanken. Der noch junge Klangkörper aus Augsburg, gegründet im Februar 2023, vereint professionelle Sängerinnen und Sänger, Musikpädagogen und ambitionierte Laien. Jeder bringt seine individuelle Stimme ein – und doch entsteht ein ausgewogener, homogener Gesamtklang. Benannt ist das Ensemble nach Benediktiner-Pater Hermann Naumann, einem geschätzten Musiklehrer, der viele Mitglieder musikalisch prägte.

    Begleitet wurde das Ensemble von einem 16-köpfigen Orchester mit Streichinstrumenten, Orgel, Cembalo, Flöte, Oboe und Fagott. Die Musikerinnen und Musiker stammen aus dem erweiterten Netzwerk der Chormitglieder. Sie überzeugten nicht nur mit technischer Präzision, sondern auch mit musikalischem Feingefühl: Der Gesang wurde nicht übertönt, sondern kunstvoll getragen und unterstrichen. So entstand ein ausgewogenes, durchsichtiges Klangbild, das Raum ließ für jedes Detail.

    Dirigent Matthias Egger agiert beim Konzert in Oberbernbach mit Ruhe und Präzision

    Mit großer Ruhe und Präzision führte Dirigent Matthias Egger, der seit 2016 Dommusikdirektor in Freising ist, durch die Aufführung. Souverän hielt er Chor und Orchester zusammen – auch in technisch herausfordernden Passagen. „Ein toller Dirigent, immer freundlich, gut gelaunt und geduldig“, lobte Chormitglied und Solist Michael Etzel. Der gebürtige Hollenbacher ist selbst kein Unbekannter. Bei den Passionsspielen in Oberammergau stand er auf der Bühne und wirkte als Sänger mit.

    Die Übergänge im Konzert wirkten fließend, die Töne klar und rein, jeder Einsatz saß. Auch die Solistinnen und Solisten überzeugten durch Ausdrucksstärke und stilistische Sicherheit. Das Publikum lauschte still und konzentriert. Viele verfolgten die Texte mit. Eine andächtige, fast meditative Stimmung erfüllte den Kirchenraum. Die Musik zog die Zuhörerinnen und Zuhörer spürbar in ihren Bann. Am Ende brandete lang anhaltender Applaus auf. Im Stehen dankte das Publikum den Mitwirkenden: ein Zeichen großer Begeisterung für einen Konzertabend, der noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

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