
Aindling nimmt den Glasfaserausbau selbst in die Hand

Plus Keine Firma will die Marktgemeinde Aindling eigenwirtschaftlich mit Glasfaser erschließen. Für knapp 700 neue Anschlüsse erhält Aindling aber eine hohe Förderung.

Der Markt Aindling muss selbst für schnelleres Internet im Gemeindegebiet sorgen. Wie eine Abfrage ergeben hat, ist kein Telekommunikationsunternehmen an einem eigenwirtschftlichen Breitbandausbau in Aindling interessiert. Deshalb muss die Gemeinde die Arbeiten selbst ausschreiben und vergeben. Die Kosten liegen bei 3,7 Millionen Euro. Vom Freistaat soll aber eine Förderung von 90 Prozent kommen. Damit bliebe noch ein Eigenanteil von circa 371.000 Euro.
Der hohe Zuschuss des Freistaats fließt aber nur, wenn sich die Gemeinde an die Vorgaben der Bayerischen Gigabitrichtlinie hält. Förderfähig sind dabei nur Privatanschlüsse, die derzeit kein Netz haben, das mindestens 100 Mbit/s im Download erreicht. Da dieser Wert aber bereits bei vielen Anschlüssen im Gemeindegebiet erreicht wird oder zumindest gebucht werden kann, dürfen zahlreiche Grundstücke nicht mit ausgeschrieben werden. Gewerbliche Anschlüsse sind dann förderfähig, wenn nicht mindestens 200 Mbit/s im Down- und Upload erreicht werden. Aindling will sich aber zunächst auf Privatanschlüsse konzentrieren, weil bei den Gewerbe-Anschlüssen nicht kostendeckend gearbeitet werden kann.
Übersichtsplan zeigt förderfähige Aindlinger Gebiete
Alfred Wöcherl vom Büro Breitbandberatung Bayern GmbH aus der Oberpfalz hatte für die Gemeinde eine Karte erarbeitet, auf der die förderfähigen Gebiete eingezeichnet sind. Dieser Übersichtsplan wurde bereits im Haupt- und Finanzausschuss besprochen und ergänzt. Jetzt lag er dem Marktgemeinderat vor. Insgesamt haben sich daraus 14 Erschließungsgebiete mit 686 Glasfaser-Anschlüssen ergeben. Die Aindlinger Ortsteile Edenhausen, Pichl, Arnhofen, Stotzard und Neßlach können demnach komplett ausgeschrieben und damit durchgängig mit Glasfaser ausgestattet werden. In Binnenbach kann nur der nordwestliche Teil berücksichtigt werden und in Eisingersdorf nur die Siedlung. In Hausen ist nur der Außenbereich im Nordosten des Ortes förderfähig. In Gaulzhofen können nur einige Häuser im Südosten mit erschlossen werden. Weichenberg ist laut Plan bereits ausreichend mit Glasfaser abgedeckt.
Im Kernort Aindling wird der Großteil der Haushalte von Vodafone versorgt. Wie Alfred Wöcherl erläuterte, gibt es hier einen Gebietsschutz. "Die Vodafone-Leute könnten bis zu 500 Mbit/s buchen", betonte er. Deshalb darf dieses Gebiet bei der Ausschreibung nicht mit berücksichtigt werden. So dürfen in Aindling selbst nur 182 Anschlüsse angesetzt werden: im äußersten Osten und Westen, im Nordosten, Am Kleefeld und im Zieglerweg. Zudem soll das Sportgelände beim TSV Aindling bis zum alten Sportheim einbezogen werden. Das Tennisheim wird dagegen nicht ausgestattet.
Glasfaser soll bis ins Gebäude gehen
Wöcherl riet den Gremiumsmitgliedern dazu, bei der Art der Erschließung in der Ausschreibung einen Ausbau bis ins Gebäude vorzugeben, nicht nur bis an die Grundstücksgrenze. Zudem empfahl er eine interkommunale Zusammenarbeit zwischen Aindling, Petersdorf und Todtenweis. Wie Kämmerer Andreas Grägel auf Anfrage unserer Redaktion erläuterte, stand der Breitbandausbau am Mittwochabend auf der Tagesordnung des Todtenweiser Gemeinderats, in Petersdorf laufe gerade die Markterkundung. Laut Wöcherl könnten die drei Gemeinden zusammen bessere Preise erzielen.
Er plädierte auch dafür, bei der Ausschreibung eine Obergrenze der Wirtschaftlichkeitslücke von 3,2 Millionen Euro anzugeben. Sollten die Angebote über dieser Obergrenze liegen, müsste Aindling keinen Auftrag vergeben. Sollten die drei Gemeinden zusammenarbeiten, geht Wöcherl von Kosten über 5,38 Millionen Euro aus. Dann muss EU-weit ausgeschrieben werden, was er allerdings nicht als Problem sieht: "Wir haben bei derartigen Ausschreibungen noch kein einziges Angebot von einer nicht-deutschen Firma erhalten."
Muss Aindling einen Kredit aufnehmen?
Eine der drängendsten Fragen für Bürgermeisterin Gertrud Hitzler und einiger ihrer Ratskollegen war, ob nach dem Projektbeginn zeitnah mit den Fördergeldern des Freistaats zu rechnen ist oder ob die Gemeinde wieder - wie bei anderen Förderzusagen - vorfinanzieren muss. Wöcherl zeigte sich zuversichtlich, dass das Geld rechtzeitig kommt. Kämmerer Grägel warnte in der Sitzungsvorlage aber vor zu großer Euphorie und schloss eine eventuell doch nötige Vorfinanzierung durch Fremdkapital nicht aus.
Gemeinderat Karl Gamperl, der eine Reihe von Fragen und Anregungen vorbrachte, wollte schließlich wissen, wie lange der Breitbandausbau dauern wird. Laut Wöcherl liegt die Ausbauzeit derzeit bei vier Jahren. Einschließlich Ausschreibung und Vergabe rechnet er mit der Fertigstellung im Sommer 2027. Letztlich stimmten alle Gemeinderäte dessen Vorschlägen und den Ausschreibungsbedingungen zu.
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