Sahra Scheffler ist Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft der Tierversuchsgegner und Tierfreunde in Schwaben (Attis). Mit Unterstützung der Organisation hat der Landkreis Aichach-Friedberg im April für drei Kommunen eine Katzenschutzverordnung erlassen, die unter anderem vorschreibt, dass frei laufende Katzen in diesen Gebieten kastriert sein müssen. Dazu vier Fragen an die 58-Jährige aus Kühbach:
1. Vor dem Erlass der Katzenschutzverordnung hieß es: Tierschutzorganisationen im Landkreis haben über mehrere Jahre Daten gesammelt und so die Gebiete mit besonders vielen herrenlosen Katzen ermittelt. Was heißt das konkret?
SAHRA SCHEFFLER: Zunächst eine Klarstellung: „Herrenlose“ Katzen gibt es nicht. Selbst durch Aussetzen oder Zurücklassen kann das Eigentum an einem Tier laut Bundesverwaltungsgericht nicht aufgegeben werden. Das Gleiche gilt für die Nachkommen dieser Katzen. Alle frei lebenden, oftmals sehr scheuen Katzen, sind Fundtiere. Die Gemeinde des Fundortes ist somit für sie zuständig. Unser Verein Attis, den es schon seit 1988 gibt, bekommt täglich aus der Bevölkerung Hilferufe bezüglich frei lebender Katzen. Viele scheue Katzen (auch mit Nachwuchs) werden von uns mit Lebendfallen eingefangen, aufgenommen, gesund gepflegt, kastriert und vermittelt, sofern keine Besitzer bekannt sind. Die meisten erwachsenen Katzen werden nach der Kastration an den Fundort zurückgebracht, unter der Voraussetzung, dass sie dort weiter versorgt werden.
2. Anhand der eingefangenen Tiere bestimmen Sie die Anzahl der frei lebenden Katzen in den einzelnen Gemeinden?
SAHRA SCHEFFLER: Die Daten, also die Anzahl der eingefangenen Katzen, der Kastrationen sowie den Gesundheitszustand jeder einzelnen Katze, haben wir über Jahre hinweg dokumentiert. Außerdem haben wir auch Daten von anderen Tierschutzvereinen erhalten. Zusätzlich kennen wir noch viele Stellen mit vielen nicht kastrierten Katzen. Dort haben die Tierschutzvereine nicht die Erlaubnis für eine Kastration bekommen. Hier wurde die Zahl der sichtbaren Katzen aufgenommen. Wichtig ist, dass die Zahlen nur die Spitze des Eisbergs darstellen – nicht die Gesamtzahl der frei lebenden Katzen. Unsere personellen und finanziellen Kapazitäten sind beschränkt.

3. Aufgrund der Datensammlung gingen Dasing, Sielenbach, Teile der Stadt Aichach sowie Aindling und Affing als Kommunen mit besonders vielen verwilderten Katzen hervor. Warum gerade diese Orte?
SAHRA SCHEFFLER: Grundsätzlich legt das Landratsamt beziehungsweise das Veterinäramt die Gebiete fest. Das kann jederzeit um neue Orte erweitert werden. Wir haben genügend Daten auch aus anderen Kommunen im Landkreis, die ebenfalls für eine Katzenschutzverordnung ausreichen würden. Ich gehe nicht davon aus, dass es wesentliche Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden gibt. Obwohl wir mit dem Einfangen und der Versorgung frei lebender Katzen kommunale Pflichtaufgaben übernehmen, arbeiten wir ehrenamtlich. Wir können einfach nicht überall tätig sein, wo es eigentlich nötig wäre.
4. Sind landwirtschaftliche Höfe das Hauptproblem, wenn es um die unkontrollierte Vermehrung von Katzen geht?
SAHRA SCHEFFLER: Nein, das kann man so nicht sagen. Frei lebende Katzen sind nicht nur auf landwirtschaftlichen Höfen zu finden, sondern auch auf privaten Grundstücken, in Industriegebieten, Schrebergärten und so weiter. Landwirte haben allerdings oft damit zu kämpfen, dass bei ihnen frei lebende Katzen zuwandern, weil es hier einen warmen Schlafplatz und Futter für die hofeigenen Katzen gibt. Außerdem kommt es vor, dass Katzen bewusst im Umfeld landwirtschaftlicher Betriebe ausgesetzt werden. Sind diese Katzen nicht kastriert, ufert die Anzahl sehr schnell aus. Alle frei lebenden Katzen stammen von Halterkatzen ab, deren Besitzer sie nicht kastrieren ließen. Genau hier setzt die Katzenschutzverordnung an.
Die Zahl der sichtbaren Katzen als Grundlage ist doch sehr fragwürdig. Ich halte 3 Katzen und alle sind kastriert und dürfen raus. Dann schaut ein Tierschützer in meinen Garten und rechnet hoch dass bei uns im Ort X streunende und unkastrierte Katzen gibt. Haarsträubend!
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