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Kommentar: Wenn der Patient nicht auftaucht: Das letzte Mittel ist das Ausfallhonorar

Kommentar

Wenn der Patient nicht auftaucht: Das letzte Mittel ist das Ausfallhonorar

Dominik Durner
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    Sie haben es zumindest in die Praxis geschafft: Ärztinnen und Ärzte haben nicht nur mit noch mehr Arbeit zu kämpfen, sondern auch mit Patienten, die unentschuldigt nicht auftauchen.
    Sie haben es zumindest in die Praxis geschafft: Ärztinnen und Ärzte haben nicht nur mit noch mehr Arbeit zu kämpfen, sondern auch mit Patienten, die unentschuldigt nicht auftauchen. Foto: Patrick Pleul, dpa (Symbolbild)

    Es ist in den vergangenen Jahren ja nicht unbedingt leichter geworden, einen Termin beim Facharzt zu bekommen. Das hat mit Personalmangel zu tun, mit einem Zuwachs an Bürokratie und Bevölkerungswachstum, aber auch einem zunehmend unsozialen Verhalten von Patienten. Während nämlich einerseits die Wartezeiten auf einen Termin länger werden, lassen manche Patienten diese einfach platzen – ohne Entschuldigung.

    Der Versorgungsauftrag eines Arztes gilt allen Patienten gleichermaßen, was mit den genannten Faktoren wiederum mehr Arbeit für die Praxen bedeutet. Das heißt aber nicht, dass es mehr Ärzte gibt, im Gegenteil. Vereinzelt kommt es mittlerweile bereits vor, dass Ärzte ihre Öffnungszeiten einschränken, um den gewachsenen Ansprüchen abseits der medizinischen Behandlung gerecht zu werden. Denn Öffnungszeit bedeutet nicht gleich Arbeitszeit – umso ärgerlicher ist es dann, wenn Patienten die kostbaren Minuten eines Termins unentschuldigt nicht wahrnehmen. Da ist es nur gerecht, wenn Ärztinnen oder Ärzte sich diesen Ausfall bezahlen lassen.

    Strafgeld für ausgefallene Termine? Ärztinnen und Ärzte verdienen ihr Geld über die Behandlungsmenge

    Das kassenärztliche System in Deutschland ist auf Quantität ausgelegt. Die Fachärzte verdienen ihr Geld über die Menge der Patienten. Teilweise behandeln sie auch über ihr Budget hinaus, um dem medizinischen Bedarf Rechnung zu tragen. In der Praxis des Dermatologen und KVB-Regionalbeauftragten für Schwaben, Dr. Steffen Gass, werden beispielsweise rund 80 bis 120 Patienten vorstellig – täglich. Gleichzeitig stehen bei ihm jeden Abend im Durchschnitt fünf bis sechs Patienten auf der Liste, die unentschuldigt fehlten.

    Allein in einer Woche summiert sich das auf 25 bis 30 Termine, die gut und gerne eine andere oder ein anderer hätte wahrnehmen können – in einer einzigen Praxis. Gass greift deshalb – zwar selten, aber hin und wieder – auf das Werkzeug des Ausfallhonorars zurück. Bei der Friedberger Gynäkologin Dr. Natalia Schumann ist das mittlerweile sogar die Regel, wenn eine Patientin nicht erscheint, ohne sich vorher abgemeldet zu haben.

    Auch wenn diese Strafzahlungen drastisch klingen mögen und sich noch nicht flächendeckend durchgesetzt haben, sie sind gutes Recht der Ärztinnen und Ärzte, die damit ihre Termine verteidigen. Zu kostbar ist ihre Zeit mittlerweile und der Druck auf sie wird immer größer. Vielleicht zahlen die Ausfallhonorare ja auf eine Lernkurve ein. Denn am Ende leiden nur die Patientinnen und Patienten, die den Termin vielleicht dringender benötigt hätten und jetzt noch länger warten müssen.

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