
Bei Pöttmes und Reicherstein sollen mehrere Bürger-Solarparks entstehen

Plus Am Gumppenberg bei Pöttmes und nahe Reicherstein sollen mehrere Solarparks entstehen. Sie hätten finanzielle Vorteile für die Marktgemeinde und ihre Bürger.

Im Markt Pöttmes sind mehrere Solarparks mit einer Gesamtgröße von rund 50 Hektar geplant. Sie sollen am Gumppenberg bei Pöttmes sowie auf Reichersteiner und Echsheimer Flur entstehen. Bürgerinnen und Bürger können sich an den Anlagen beteiligen.
Eine etwa zwölf Hektar große Freiflächenfotovoltaikanlage ist am Gumppenberg bei Pöttmes geplant. Sie würde im Süden an die Staatsstraße 2045 (Pöttmes-Kühnhausen) und im Osten an die Staatsstraße 2035 (Pöttmes-Neuburg) angrenzen. Außerdem sind Solarparks mit einer Gesamtfläche von rund 32 Hektar zwischen dem Ortsteil Reicherstein und der Gemeindegrenze zu Ehekirchen (Kreis Neuburg-Schrobenhausen) vorgesehen. Weitere sechs Hektar auf Echsheimer Flur kamen kurzfristig hinzu, weshalb der Gemeinderat über sie aus formalen Gründen nicht mehr entscheiden konnte. Das wird demnächst nachgeholt.
Kritik an Nutzung wertvoller Ackerflächen bei Reicherstein für Solarparks
Der geplante Solarpark am Gumppenberg bei Pöttmes traf im Gremium auf einhellige Zustimmung. Auch in der Hoffnung, dass dadurch Abschwemmungen bei starkem Regen verhindert werden, wie es sie in der Vergangenheit gab.
Mehr Diskussionen gab es über den Bebauungsplan für die Solarparks bei Reicherstein. Zwar segneten die Ratsmitglieder mehrheitlich auch ihn ab (Gegenstimmen: Sissi Veit-Wiedemann, Claus Kopold, beide CSU; Erich Poisl, CWG). Doch einige bedauerten, dass hier wertvolles Ackerland künftig nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werde. CSU-Fraktionssprecher Christian Vetter ahnte: "Da werden dem ein oder anderen Landwirt die Tränen in den Augen stehen." Sissi Veit-Wiedemann sagte: "Es ist schön, wenn ich fürs Handy und den Fernseher Strom habe. Aber wenn ich nichts zu beißen habe, ist es noch schlechter." CWG-Fraktionssprecher Alwin Wagner teilte diese Kritik, gab aber auch zu bedenken: "Der Landwirt, der jetzt verpachtet, kriegt weit mehr Geld, als wenn er Lebensmittel produziert."
Veit-Wiedemann: Parkplätze statt Felder mit Fotovoltaik überdachen
Projektmanager Kay Kaiser von der Firma Südwerk Energie aus Burgkunstadt (Oberfranken), die die Solarparks bauen möchte, versuchte, die Argumente zu entkräften. Die Firma hat nach eigenen Angaben bislang 35 Solarparks gebaut, die sich in Betrieb befinden und 95.000 Haushalte mit Strom versorgen. 48 weitere Anlagen entstehen derzeit.
Was auf den Flächen bei Reicherstein angebaut werde, lande teils jetzt schon in der Biogasanlage, so Kaiser. Veit-Wiedemann regte an, schwer zu bewirtschaftende Flächen zu tauschen. Kaiser erwiderte, Flächentausch sei in einem Umfang wie bei diesem Projekt nicht möglich. Aber erst ab einer gewissen Größe seien Solarparks rentabel. Aus demselben Grund erteilte er Veit-Wiedemanns Vorschlag eine Absage, lieber Parkplätze mit Fotovoltaik zu überdachen statt Felder. Rund 15 Grundeigentümer bei Reicherstein sind Kaiser zufolge zu dem Projekt bereit. Dadurch gebe es einen breiten Konsens. Das sei wichtig, schließlich stünden die Anlagen mindestens 20 Jahre. Danach würden sie ohne Rückstände zurückgebaut.
Strom aus Pöttmeser Solarparks soll in rund drei Jahren ins Netz fließen
Kaiser ging davon aus, dass in rund drei Jahren Strom aus den Solarparks ins Netz fließt. Ihm zufolge will Südwerk Energie ein Umspannwerk vor Ort errichten, damit die erzeugte Energie ins Netz eingespeist werden kann. Bislang liege lediglich eine Einspeise-Zusage der Lechwerke für die 110-kV-Leitung bei Holzheim (Kreis Donau-Ries) vor. Die Antwort von Bayernwerk stehe noch aus. Die Solarparks liegen in den Einzugsgebieten beider Unternehmen. Batterie-Speicher sollen gewährleisten, dass der Strom vor allem zu Bedarfszeiten ins Netz geht. So ist er besser vermarktbar. Zunächst aber stehen viele Gutachten an.
Für die Marktgemeinde hätten die Solarparks mehrere finanzielle Vorteile. Zum einen gingen 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde an sie, wodurch laut Firma circa zwei Millionen Euro in 20 Jahren zusammenkämen. Zum anderen will sich das Unternehmen verpflichten, eine Betreibergesellschaft vor Ort zu gründen. So bliebe die Gewerbesteuer in Pöttmes, was etwa einer weiteren Million Euro in 20 Jahren entspräche. Kaiser zeigte sich überzeugt: "Die Regionalität der Stromversorgung wird ein Standortvorteil und zunehmend ein wirtschaftlicher Faktor für die Gemeinde werden."
Umweltreferent Ernst Haile nennt Projekt "sehr gut vorbereitet"
Umweltreferent Ernst Haile ermutigte die Ratsmitglieder zur Zustimmung. Er sprach von einem "sehr gut vorbereiteten" Projekt. Auch Bürgerinnen und Bürger sollen etwas davon haben. Für ihre Beteiligung gibt es zwei Modelle: das Bürgersparen durch ein Sparbuch. Oder die Bürgerfinanzierung – eine Crowdfunding-Plattform, die online verwaltet wird. Für beides soll es Zinsen geben. Die Änderung des Flächennutzungsplans für die geplanten Solarparks ging mit einer Gegenstimme (Poisl) durch.
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