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Renaturierung des Lechs: Startschuss für das Projekt „Licca liber“ in Rehling

Rehling/Langweid

Den Lech befreien: Bei Rehling geht‘s los mit „Licca liber“

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    Diese Drohnenaufnahme zeigt den schmalen Uferstreifen zwischen Wasser und Weg bei Rehling. In dieser Woche beginnen die Arbeiten, um die Ufergehölze zu entfernen. Das ist der Start für die Anlage einer Musterstrecke zur Befreiung des Lechs.
    Diese Drohnenaufnahme zeigt den schmalen Uferstreifen zwischen Wasser und Weg bei Rehling. In dieser Woche beginnen die Arbeiten, um die Ufergehölze zu entfernen. Das ist der Start für die Anlage einer Musterstrecke zur Befreiung des Lechs. Foto: Wasserwirtschaftsamt Donauwörth

    Den Lech befreien – das ist das Ziel des Großprojektes „Licca liber“. Schon 2013 starteten die ersten Überlegungen, um dem von Menschenhand eingeengten Fluss wieder mehr Spielraum zum Entfalten zu verschaffen. Nun, über zehn Jahre später, wird der erste Schritt gemacht: Auf einer kleinen Musterstrecke bei Rehling und Langweid wird der Lech in diesem Jahr renaturiert. In dieser Woche starten die Vorarbeiten

    Gudrun Seidel, Leiterin des Wasserwirtschaftsamtes (WWA) Donauwörth bezeichnet den Lech als die „wichtigste Lebensader Schwabens“. Im Zuge des Projektes „Licca liber“ soll der Fluss zwischen der Staustufe 23 bei Merching bis zur Mündung in die Donau nördlich von Rain/Lech renaturiert werden. Viola Frietsch, die im WWA das Projekt leitet, ist voller Vorfreude: „Das ist die allererste Baumaßnahme von Licca liber. Es geht jetzt los und das finde ich sehr positiv.“

    Die Musterstrecke für Licca Liber liegt nördlich der Langweider Brücke

    Gestartet wird im Abschnitt III, der vom Gersthofer Wehr bis zur Einmündung des Lechkanals bei Ellgau (Kreis Augsburg) reicht, und zwar auf Rehlinger Flur nördlich der Langweider Brücke zwischen St. Stephan und Langweid. Dort wird die erste von mehreren geplanten Musterstrecken realisiert. Deren Ziel ist es laut Mitteilung des WWA, „die Struktur im Gewässerbett zu verbessern, die Sohle durch Geschiebefreigabe weiter zu stabilisieren und natürlichere Ufer mit einer höheren Artenvielfalt zu bilden“. Das WWA wird die Entwicklung der Strecke beobachten und dokumentieren, „sodass diese als Beispiel für weitere Maßnahmen dienen kann“. Frietsch: „Es geht darum, dass man eine Initialzündung schafft.“ Mit deren Hilfe soll sich der Lech eigendynamisch entwickeln können.

    Eine Mitarbeiterin des Wasserwirtschaftsamtes untersucht die Bäume vor der Rodung hinsichtlich potenziell vorhandener Baumhöhlen. Der Weg enthält historisch bedingt Altlasten, die beim Rückbau entsorgt werden.
    Eine Mitarbeiterin des Wasserwirtschaftsamtes untersucht die Bäume vor der Rodung hinsichtlich potenziell vorhandener Baumhöhlen. Der Weg enthält historisch bedingt Altlasten, die beim Rückbau entsorgt werden. Foto: Wasserwirtschaftsamt Donauwörth

    Dazu wird am Ostufer entlang von etwa 150 Metern zunächst die Uferverbauung entfernt. Hierfür müssen zunächst die Bäume gefällt werden. Voraussichtlich am Dienstag startet die Flussmeisterstelle Augsburg mit der Abholzung des schmalen Gehölzstreifens zwischen Fluss und anliegendem Weg. Im Frühjahr folgen laut Frietsch naturschutzfachliche Maßnahmen. Das bedeutet, dass wertvolle Zier- und Pflanzenarten entfernt und gesichert werden müssen. Ein Beispiel sind Zauneidechsen, die sich in den verbauten Steinen nach Auskunft der Fachfrau sehr wohlfühlen. Sie werden abgefangen und an geeigneten Stellen wieder ausgesetzt.

    Im Herbst werden dann große Gerätschaften die Uferbebauung entfernen. Denn der Lech soll sich den ganzen Bereich auf einer Länge von 150 Metern zurückholen können, erklärt die Projektleiterin. In diesem Zug wird auch der Weg am Ufer zurückgebaut. Er enthält Altlasten. Dabei handelt es sich um Elektroofenschlacke. Diese muss entsorgt werden, damit die Belastung nicht im Lech landet.

    Wie viel Raum wird sich der Lech zurückerobern?

    Frietsch ist schon gespannt darauf, wie sich die Maßnahme auswirken wird. Sie erklärt, dass sich der Fluss die Lechkiesel, die im Ufer vorhanden sind, wieder holen und in seinem Bett verteilen kann. So wird dessen Sohle stabilisiert. Wie viel Platz wird sich der Lech zurückholen? Frietsch geht zunächst von einer Breite von zehn bis 15 Metern aus, doch „man muss gucken, wie weit sich der Lech den Bereich erobert“. Und das wiederum ist abhängig vom Wasserstand.

    Raum zur Entfaltung ist genügend vorhanden. Denn das angrenzende Gelände ist bewaldet. Dort verlaufen mehrere Wege. Sie bieten sich als Umleitung für den Uferweg an, der zurückgebaut wird. Die Menschen werden also auch weiterhin östlich des Lechs spazieren gehen und Rad fahren können. Der offizielle Radweg verläuft ohnehin auf der anderen, der westlichen Seite. Diese wiederum ist für eine ökologische Aufwertung nicht geeignet. Hier verläuft der Lechkanal und es ist kein Spielraum vorhanden.

    Dieser befestigte Uferstreifen nördlich der Lechbrücke zwischen St. Stephan und Langweid wird in diesem Jahr für die eigendynamische Entwicklung des Lechs vorbereitet.
    Dieser befestigte Uferstreifen nördlich der Lechbrücke zwischen St. Stephan und Langweid wird in diesem Jahr für die eigendynamische Entwicklung des Lechs vorbereitet. Foto: Wasserwirtschaftsamt Donawörth

    Die Musterstrecke ist, so beschreibt es Frietsch, Teil des großen Projektes und ein Anschauungsbeispiel für weitere Maßnahmen. Die Bürgerinnen und Bürger sollen sich so ein Bild machen können, „wie so etwas ausschauen kann, was da passiert und wie schön sich der Lech entwickeln kann“. Aber das Beispiel ist auch wichtig für die Fachleute. Sie wollen sehen und lernen können, wie sich der Lech verhält.

    Und wie geht es danach weiter? Auf Höhe von Gersthofen ist eine weitere Musterstrecke geplant. Sie befindet sich noch im Genehmigungsverfahren. In diesem und im nächsten Jahr sind weiterführende Untersuchungen geplant. 2027 ist die Ausschreibung einer Entwurfs- und Genehmigungsplanung vorgesehen.

    Ein kleines Beispiel der Befreiung hat sich der Fluss übrigens ganz von allein geschaffen, ganz ohne Planung oder Genehmigung. Auf Höhe der Kläranlage von Stettenhofen (Langweid) ein gutes Stück nördlich der Lechbrücke hat sich der Lech Randbereiche geholt. Er hat sich ins Ufer „reingearbeitet“, wie sich Frietsch ausdrückt. So ähnlich kann es in einiger Zeit auch auf der Musterstrecke bei Rehling aussehen.

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