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So geht es queeren Menschen im Landkreis: Aktionstag verweist auf ihre Probleme

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Queere Menschen im Landkreis berichten von Vorurteilen

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    Welche Erfahrungen machen queere Menschen? Das erfuhren Gäste des Aktionstages "Kreativ gegen Hass" in Aichach aus erster Hand.
    Welche Erfahrungen machen queere Menschen? Das erfuhren Gäste des Aktionstages "Kreativ gegen Hass" in Aichach aus erster Hand. Foto: Andreas Matthes

    Wie fühlt sich Hass im Netz an? Wie wichtig sind Schutz und Sichtbarkeit für queere Menschen? Wie stark sind bis heute Vorurteile? Wie steht es um die Gleichberechtigung? Diese Fragen und vor allem die Sprachsensibilität standen im Mittelpunkt des Aktionstages „Kreativ gegen Hass“ in Aichach.

    Anlässlich des Internationalen Tages gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie (IDAHOBIT) veranstalteten der Queere Stammtisch Aichach-Friedberg und Aichach bleibt bunt diesen Tag im Aichacher Jugendzentrum. Die Tür, an der eine Regenbogenfahne hing, stand weit offen. Interessierte nutzten das Angebot rege, um ein Zeichen gegen Queerfeindlichkeit und Menschenverachtung zu setzen. Der IDAHOBIT wurde 2005 vom französischen Aktivisten Louis-Georges Tin ins Leben gerufen. Heute erinnert er an den 17. Mai 1990, den Tag, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel ICD-10 strich, wodurch sie nicht mehr als Krankheit galt. Doch noch immer gelte in über 60 Ländern Homosexualität als Straftat und auch die Gewalt nehme wieder zu, besonders in Onlineräumen, war vor Ort zu erfahren.

    Dies zeigte laut Mitteilung auch eindringlich die Ausstellung im Eingangsbereich. Zum Thema „Hass im Netz“ konnten die Besucher Zitate von queeren Menschen aus dem Landkreis lesen, die deutlich machen, welcher Stigmatisierung und Anfeindung diese im Internet, aber auch im Alltag immer wieder ausgesetzt sind. Es wird von Beleidigungen auf offener Straße berichtet, Unfreundlichkeiten im Supermarkt, Problemen mit der Elterngeneration, aber auch von verletzenden „gut gemeinten“ Ratschlägen. Besonders drastisch sei die Diffamierung im Netz. Hier wird von Anfeindungen bis hin zur Forderung nach der Todesstrafe berichtet.

    Zehn Prozent der Gesellschaft sind queer

    Dass Aufklärung Verständnis schafft, machte der Vortrag von Aiden Ziegler deutlich. Er ist Intersectional Activist, queerer Dramaautor, Künstler und aktiv bei Queer Augsburg e. V. Diesen hatte die Organisatorin und Leiterin des Queeren Stammtischs Aichach-Friedberg Kathrin Schneider kurzfristig gewinnen können. Ziegler machte deutlich, dass Queerfeindlichkeit nicht erst bei Hasskriminalität und Gewalt beginnt. Sie zeige sich auch durch Intoleranz, Vorurteile und Ablehnung in der Breite der Gesellschaft, obwohl queere Personen etwa zehn Prozent dieser ausmachen. Das Thema sei noch immer tabuisiert, oft pathologisiert, würde als „Krankheit“, „Störung“ oder „Phase“ abgetan, erklärte der Referent. Erst seit 2018 gebe es den Geschlechtereintrag „divers“. Doch auch in der Community selbst herrschten Vorurteile und Ausgrenzung („Gatekeeping“).

    Nach dem Vortrag dankten Kathrin Schneider und Nicole Matthes von Aichach bleibt bunt mit Blumen an Sonja Falkner und Cristoforo Calabro vom Juze für die gute Zusammenarbeit. Die Organisatoren Schneider und Daniel Hauke zeigten sich überaus zufrieden mit der Veranstaltung und dem bunt gemischten Publikum.

    Liedermacher Trubartic trat beim Aktionstag "Kreativ gegen Hass" in Aichach auf
    Liedermacher Trubartic trat beim Aktionstag "Kreativ gegen Hass" in Aichach auf Foto: Katja Pokorny

    Am Abend trat auf Einladung von Daniel Hauke der Oldenburger Liedermacher Trubartic auf, der seine Kunst gezielt gegen Intoleranz, Menschenverachtung und die wachsenden rechtsextremen Strömungen richtet. Mit Zitaten von Margot Friedländer und Bert Brecht machte er zwischen den gesellschaftskritischen Songs immer wieder auf die Würde des Menschen aufmerksam, stellte das Menschsein in den Mittelpunkt, unabhängig von Nationalität, Geschlecht, Sprache, Religion, sozialen Hintergründen oder Lebensentwürfe. Der Künstler fasste zusammen, was dieser gelungene Aktionstag bewirken sollte: das Überwinden von Hürden und das einander zugewandt Bleiben. (AZ)

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