
So sehen Handballer aus dem Kreis Aichach-Friedberg die WM

Plus Das Turnier findet in Ägypten statt. Heimische Handballer verraten, wie sie die Weltmeisterschaft verfolgen und wie sie die Austragung während der Pandemie sehen.

Sie sind ausgesprochen rar geworden, die großen Sportereignisse. In Zeiten der Corona-Pandemie wird überall die Frage nach den gesundheitlichen Risiken gestellt. Das gilt auch für die Handball-Weltmeisterschaft der Männer, die derzeit in Ägypten über die Bühne geht. Wie sehen die heimischen Handballer die Veranstaltung in Nordafrika? Wir haben uns beim TSV Aichach umgehört.
Früher war es mehr oder weniger üblich, dass die Mannschaften die Spiele im Fernsehen gemeinsam verfolgten. Die Abstandsregeln machen solchen Aktionen im Januar 2021 meist unmöglich. Tini Wonnenberg hält sich an die Vorschriften, gleichwohl kommt sie zu einem Gemeinschaftserlebnis – im Kreis der fünfköpfigen Familie. Bei der 28:29-Niederlage der deutschen Mannschaft gegen Ungarn durfte sie staunen über den Mann, der bei den Ungarn im Angriffszentrum agierte. Bence Banhidi beeindruckte nicht allein durch seine Leibesfülle mit 110 Kilogramm, verteilt auf 2,04 Meter, sondern als achtfacher Torschütze. „Der Mittelspieler ist super“, zeigte sich Tini Wonnenberg angetan von diesem Weltklassemann, „der ist schnell und wendig“.
Handball-WM: Deutschland gehört nicht zu den Favoriten
Weil im deutschen Team mit Wiencek und Pekeler zwei Routiniers fehlen, die im Innenblock abräumen könnten, glaubt sie: „Die Deutschen werden das Turnier sicher nicht gewinnen, leider.“ Für den Titel kommen für sie in erster Linie die „üblichen Verdächtigen“ in Betracht, Frankreich, Norwegen, Spanien und eben auch Ungarn.

Zwiespältig reagiert Tini Wonnenberg auf die Frage, ob es denn richtig ist, derzeit so ein Turnier durchzuführen: „Einerseits freut mich, dass man ein bisschen Abwechslung hat.“ Das gelte nicht allein den Handballern, sondern auch den Fußballern: „Ich bin den Profisportlern dankbar.“ Anderseits will sie die Corona-Sorgen nicht unter den Teppich kehren, die Mannschaft der Kap Verden ist bereits heimgereist. „Es würde mich nicht wundern“, so Wonnenberg, „wenn so was noch mal vorkommen würde.“ Mit 68 Treffern in 16 Auftritten wurde die TSV-Abteilungsleiterin in der vergangenen Runde noch mal erfolgreichste Werferin des TSV Aichach, in der gesamten Bezirksoberliga landete sie auf dem zehnten Rang. „Man bewegt sich zu wenig“, bedauert sie die aktuellen Einschränkungen.
Zwischen Handball-WM und Homeschooling
Derzeit sieht sich die gelernte Diplompädagogin in erster Linie als Grundschullehrerin, wie sie im Spaß anmerkt. Die beiden älteren Kinder lösen die Aufgaben im Homeschooling weitgehend selber, die Nummer drei aber braucht als Erstklässler noch Hilfe von der Mutter, die sich nicht vorstellen kann, dass die Landesligarunde weitergespielt wird. Turniere an drei Wochenenden waren angedacht. „Das fände ich nicht so glücklich.“
Aus dem Männerteam des TSV Aichach ist Thomas Bauer nicht wegzudenken. Zuletzt kam der 29-jährige Elektrotechniker auf knapp fünf Tore pro Einsatz in der Bezirksoberliga. Gemeinsam die Übertragungen aus Ägypten am Fernsehschirm zu verfolgen, ist für ihn nahezu unmöglich. Wenn in Ägypten der Anwurf um 20.30 Uhr erfolgt, kann er bis 21 Uhr nicht mehr daheim sein, wie es verlangt wird. Dass die WM derzeit ausgetragen wird, damit kann Bauer durchaus leben. Doch er fragt sich, ob die Teilnehmerzahl angemessen ist, die erstmalig 32 Teams umfasst: „In diesem großen Stil, ich weiß es nicht.“

Gehört für ihn Deutschland zum Favoritenkreis? Darauf antwortet er mit einem entschiedenen Kopfschütteln. Auch ihm sind die Probleme ins Auge gefallen, die am Dienstag der deutsche Mittelblock hatte. Norwegen könnte er sich als Weltmeister vorstellen. Aufseiten der Ungarn hat den Aichacher Rückraumakteur nicht zuletzt ebenfalls der Kreisspieler Bence Banhidi imponiert: „Den zu stoppen, ist nicht einfach.“ Da hätte man früher reagieren müssen. Vom TSV-Trainer Stefan Knittl hat es übrigens Anweisungen für die Handballer in der Bezirksoberliga gegeben, um halbwegs fit zu bleiben. Dass die Aichacher, zuletzt auf Rang fünf gelandet, in dieser Runde nochmals eingreifen werden, ist für Thomas Bauer kein Thema mehr.
Lesen Sie dazu auch:
Die Diskussion ist geschlossen.