
So können Häftlinge Schiedsrichter werden

Zwölf Männer, die in der JVA Neuburg-Herrenwörth eine Haftstrafe absitzen, absolvieren erfolgreich den Schiedsrichterlehrgang. Unparteiische der Gruppe Neuburg geben ihnen nötiges Rüstzeug mit auf den Weg.
In der JVA Neuburg-Herrenwörth hat wieder eine Schiedsrichterausbildung stattgefunden. Das Angebot, das im Rahmen des Projekts „Anstoß für ein neues Leben“ der DFB-Stiftung Sepp Herberger einen Teil zur Resozialisierung junger Gefangener beitragen soll, stieß bereits im Vorfeld bei den Gefangenen auf großen Zuspruch.
So musste Anstaltslehrer Peter Liebelt, der mit der Unterstützung des Bayerischen Fußball-Verbandes und in Zusammenarbeit mit Jürgen Roth, Obmann der Schiedsrichtergruppe Neuburg, den Lehrgang organisierte, aus den zahlreichen Anträgen geeignete junge Männer aussuchen. Letztendlich wurde der Kurs mit 14 Gefangenen in der Schulabteilung der JVA Neuburg-Herrenwörth planmäßig durchgeführt.
Von Beginn waren die männlichen Straftäter mit Interesse und Aufmerksamkeit bei der Sache und stellten immer wieder konstruktive Fragen. Sie merkten schnell, dass das Regelwerk sehr umfassend ist und auch wenn so mancher vor seiner Haftzeit schon jahrelang als Fußballer aktiv war, gab es viele Bestimmungen, von denen sie zuvor noch nie etwas gehört hatten. Die drei Referenten der Schiedsrichtergruppe Neuburg, Patrick Höpfler, Patrick Krettek und Philipp Sofsky erzählten abwechslungsreiche Anekdoten aus ihrer teilweise jahrelangen Erfahrung als Schiedsrichter. So seien heftige Kritik und sogar Beleidigungen von Zuschauern, aber auch von Spielern und Trainern, nicht unüblich und gehörten fast schon zum Tagesgeschäft dazu. Damit umgehen zu können, sei eine der wichtigsten Eigenschaften eines guten Schiedsrichters. Die Fähigkeit, auch in „brenzligen Situationen“ die Ruhe zu bewahren und angemessen zu reagieren, um anschließend die richtige Entscheidung zu treffen, wachse im Laufe der Zeit und bedürfe viel Erfahrung.
Die drei Ausbilder bestätigten, dass sich diese Entwicklung auch bei ihnen vollzogen hat und sich darüber hinaus auf das Leben abseits des Sportplatzes positiv bemerkbar mache. Deshalb, so bestärkten sie, mache die Schiedsrichtertätigkeit nicht nur Spaß, sondern fördere jeden einzelnen auch charakterlich. Ein Aspekt, der im Rahmen der verschiedenen Resozialisierungsmaßnahmen von jungen Straftätern in der JVA Neuburg-Herrenwörth eine erhebliche Rolle spielen kann.
Am Ende des ersten Tages, der nicht nur Frontalunterricht, sondern auch Gruppenarbeit beinhaltete und von einem sehr angenehmen Arbeitsklima geprägt war, wurde den Teilnehmern entsprechendes Lernmaterial ausgehändigt, mit dem sich jeder einzelne individuell abends in seiner Zelle zusätzlich vorbereiten konnte. So konnten letztendlich zwölf junge Männer den Schiedsrichterlehrgang erfolgreich absolvieren, was zum Großteil auf die offene und verständliche Art und Weise, wie Patrick Höpfler, Patrick Krettek und Philipp Sofsky die Regeln den Inhaftierten vermittelten, zurückzuführen ist.
Vielleicht tragen die potenziellen Schiedsrichterneulinge in naher Zukunft dazu bei, dass die Nachwuchssorgen in diesem Bereich gemindert werden. Zudem bleibt zu hoffen, dass sich der ein oder andere nach seiner Haftzeit wieder einem normalen Freizeitverhalten widmet und als Schiedsrichter für seinen Heimatverein aufläuft, ganz nach dem Motto: „Regeln durchsetzen statt Regeln brechen!“. Das notwendige Rüstzeug für die schwierige und verantwortungsvolle Aufgabe wurde ihnen im Rahmen des Schiedsrichterlehrgangs mit auf den Weg gegeben.
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