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Ulrichswerkstätten Aichach präsentieren ihre Arbeit - die ist außergewöhnlich

Aichach-Friedberg

In den Ulrichswerkstätten arbeiten 200 Leute - sie bieten mehr als einen Job

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    MItarbeiter Markus Wehmeyer freute sich sehr über die vielen Gäste und präsentierte stolz das Angebot der Ulrichswerkstätten Aichach.
    MItarbeiter Markus Wehmeyer freute sich sehr über die vielen Gäste und präsentierte stolz das Angebot der Ulrichswerkstätten Aichach. Foto: Inge von Wenczowski

    Die Ulrichswerkstätten Aichach (UWA) hatten nach einem Vierteljahrhundert erstmals wieder zu einem Tag der offenen Tür eingeladen – und wurden regelrecht überrannt. Bereits gegen 10 Uhr kamen die ersten Besucherinnen und Besucher, bis 13 Uhr wurden über 900 gezählt. Der große Andrang und das aufrichtige Interesse der Gäste zeigten: Viele wollten einmal genauer wissen, wie in einer solchen Einrichtung gearbeitet wird und was sie tatsächlich leistet.

    Die UWA bieten Menschen mit Behinderung Arbeits- und Fördermöglichkeiten in unterschiedlichen Bereichen, etwa Montage, Verpackung, Metallverarbeitung oder Frästechnik. Derzeit arbeiten 180 Personen im sogenannten Arbeitsbereich, dazu kommen weitere 40 in den Förderstätten. Insgesamt also 220 Beschäftigte.

    Ulrichswerkstätten Aichach: Öffentlichkeit sieht Einrichtungen oft kritisch

    Maschinen und Arbeitsplätze sind so gestaltet, dass sie sicher und barrierefrei bedient werden können – auch wenn es um Aufträge für große Firmen geht. Und gerade das war spürbar: Die Atmosphäre war offen, fröhlich und ausgesprochen herzlich. Viele Mitarbeitende berichteten mit leuchtenden Augen von ihrer Tätigkeit. „Es macht einfach Spaß, vor allem wenn so viele Leute kommen“, sagte etwa Markus Wehmeyer und strahlte dabei übers ganze Gesicht.

    Einrichtungsleiter Johannes Kuderna betonte: „Unser Haus steht jederzeit jedem offen. Wir haben nichts zu verstecken.“ Das sei wichtig, gerade weil Werkstätten für Menschen mit Behinderung in der öffentlichen Wahrnehmung zuletzt immer wieder kritisch betrachtet worden seien. Dabei gebe es vieles, das man sich unvoreingenommen anschauen sollte – zum Beispiel den „Snoezelraum“, der zur multisensorischen Stimulation dient. Dort geht es um Ruhe, Entspannung und das gezielte Anregen der Sinne, wovon sich auch mancher Gast überzeugte.

    Diese Halle (links im Bild) war das erste Gebäude der Ulrichswerkstätten in Aichach.
    Diese Halle (links im Bild) war das erste Gebäude der Ulrichswerkstätten in Aichach. Foto: Claudia Bammer (Archivbild)

    Die Betreuerinnen und Betreuer nehmen sich viel Zeit für die Beschäftigten. Gerade in den Förderstätten, die von Carla Lang geleitet werden, geht es um intensive Begleitung, individuelle Förderung und den Blick auf die Person – nicht auf deren Defizite. Neben Ausbildungen und Zertifikatskursen gibt es therapeutische Angebote wie Logopädie oder Ergotherapie, Sporteinheiten oder einfach die Möglichkeit, Pausen nach Bedarf zu gestalten. Auch künstlerische und kreative Aktivitäten spielen eine wichtige Rolle.

    In den Ulrichswerkstätten stehen darüber hinaus Tagesstrukturierung, Beratung und Bildung im Fokus. Es gibt Kursangebote in den Bereichen Allgemeinbildung, Sport oder Kreatives. In Zusammenarbeit mit Fachstellen wird bei Bedarf zur Unterstützten Kommunikation beraten oder zu geeigneten Wohnformen informiert. Ein zentrales Ziel ist es, berufliche Qualifizierung zu ermöglichen und Übergänge in Praktika oder Beschäftigung außerhalb der Werkstätten zu begleiten.

    Aichacher Ulrichswerkstätten: Ziel ist Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt

    Auch die Mitbestimmung kommt nicht zu kurz: Der Werkstattrat - ganz ähnlich wie ein Betriebsrat- vertritt die Interessen der Beschäftigten. Anliegen, die einzelne Beschäftigte vielleicht nicht offen ansprechen möchten, finden hier Gehör.

    Der langfristige Wunsch der Einrichtung sei, möglichst viele Menschen auf den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln, sagt Kuderna. „Nicht jeder schafft den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt – aber schon kleine Schritte in diese Richtung, wie etwa ein Praktikum oder eine tageweise Beschäftigung in einer Firma, sind für uns ein Erfolg“, ergänzt er.

    Am Tag der offenen Tür wurde auch für die Besucherinnen und Besucher viel geboten. Und er machte deutlich, dass die Ulrichswerkstätten ein lebendiger Ort gelebter Inklusion sind.

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