„Das Amateurtheater im Landkreis Aichach-Friedberg ist unbezahlbar.“ So begrüßte Kreisheimatpfleger und Amateurtheaterberater Michael Schmidberger 59 Teilnehmer von 23 Laienbühnen zur 39. Amateurtheatertagung im Landratsamt. Er meinte damit nicht die Eintrittspreise, denn die sind moderat. Er sprach vielmehr von der Summe aller Leistungen, die einerseits alle Mitwirkenden für die Produktion des eigenen Theatervereins und die andererseits alle Bühnen zusammen für das kulturelle Angebot im Landkreis beisteuern.
Schmidberger würdigte den enormen Aufwand an Zeit, an Erfahrung und Kompetenz, an Können und Kreativität. Angefangen bei der Stückauswahl, Rollenbesetzung, Lernen der Texte, Einstudieren von Songs und Üben von Tanzschritten. Oder Theaterproben, Bühnenbild, Ausstattung, Licht- und Tontechnik. Auch das Schminken, Frisieren, Kostüme nähen oder beschaffen, Einweisen der Kulissenschieber und des Vorhangziehers, das Betreuen der Homepage und die übrige Öffentlichkeitsarbeit hob Schmidberger hervor.
Landrat Klaus Metzger schloss sich dem Lob an: „Ich bin immer wieder beeindruckt, wie viele Theatergruppen immer wieder zur Tagung kommen.“ Er bedankte sich für das viele Herzblut, das immer eingebracht werde und wünschte den Theatermachern: „Viel Erfolg, viele Zuschauer und immer genügend Nachwuchs.“
30 aktive Gruppen, 34 Produktionen: Theater im Landkreis haben ein beachtliches Jahr hinter sich
„Theater ist kostbar, es füllt das Herz und inspiriert den Kopf“, lobte Schmidberger weiter. Dem Landkreis seien im vergangenen Jahr große Bühnenmomente geschenkt worden. Es gibt aktuell 35 Theatervereine und Theatergruppen, von denen 30 aktiv waren. Weil zwei dieser 30 Bühnen nicht nur eine, sondern drei Spielzeiten bestritten, ergibt sich für 2024 eine Summe von 34 Produktionen. Die besonders aktiven Bühnen mit gleich drei Spielzeiten waren die Krebsbachtaler Dorfbühne Hollenbach und das Neue Theater Mering. Eine reine Einakter-Saison bestritten die Theatergruppe Rehrosbach/Rinnenthal und die Theaterfreunde Schmiechen. Eine Dreiakter-Einakter-Kombination war traditionell zu sehen bei der Theatergruppe Grimolzhausen. Das Neue Theater Mering, die Theaterfreunde Ried und die Hofbergjugend Schiltberg führen eigene Kinder- und/oder Jugend-Ensembles.

Die Rangliste der meistgespielten Autoren führt im Theaterjahr 2024 wieder einmal mit vier Dreiaktern Ralph Wallner vor Sebastian Kolb, Markus Scheble und Martin Gasteiger sowie Regina Rösch an. „Der Vampir von Zwickelbach“, „Hulahupp und Himbeerguatl“, „Bodschamperlspuk“ und „Deifi Sparifankerl“ begeisterten das Publikum. Wallner war auch Teil des Autorenteams, das Thomas Wegler und Ludwig zur Hörst vom „Drei-Masken-Verlag“ für den Fortbildungsteil für die Darsteller, Regisseure und andere Theaterleute mitgebracht hatten. Zu dem Autorenteam zählten neben Wallner Marcus Everding, Dominique Lorenz, Karsten Morschett und Thomas Vetsch, die sich und ihre neuesten Werke in kurzen Lesungen vorstellten.
Ärger wegen Aufführungen an „Stillen Tagen“: Theatergruppen schreiben an das Landratsamt
Michael Schmidberger kann im Amateurtheater des Landkreises zwei „Geschäftsmodelle“ erkennen. Das eine beschreibt er mit der Formel „Never change a winning team“. Soll heißen: „Halte auch bei der nächsten Produktion am Bewährten und Vertrauten fest.“ Das andere Konzept setzt auf Abwechslung. „Wer sich davon leiten lässt, begibt sich auf eine Entdeckungsreise“, so der Amateurtheaterberater. Er lobte die weniger bekannten Stücke und Autoren.
So waren einige Bühnen ins Risiko gegangen, zum Beispiel „Ein Ufo fürs Dorf“ von Steffen Vogel (Baindlkirch), „Geistreiche Komödie“ von Noel Coward (Freienried), „Die Western-Schwestern“ von Bernd Kietzke (Hofhegnenberg), „Der heilige Korbinian und die falsche Braut“ von Sonja Beer (Kühbach), „Lügen haben hübsche Beine“ von Josef Brun (Trachtenverein Mering), „Moorleichenpoker“ von Heidi Faltlhauser (Ottmaring), „Die Millionenoma“ von Monika Steinbacher (Stotzard) oder „Brautnacht“ von Ludwig Herzer (Landjugend Todtenweis). Insgesamt hatte das Publikum viel zu lachen: Die Genre-Bezeichnungen Schwank und Lustspiel führten klar die Hitliste an.
Ein Punkt blieb aber noch: Stefan Dauber vom Aichacher Volkstheater und Liane Oswald von der Theatergruppe des SSV Alsmoos-Petersdorf berichteten, dass ihre Vereine Abmahnungen mit Androhung von mehreren tausend Euro Bußgeld erhalten hatten. Im November fanden jeweils Aufführungen an „Stillen Tagen“ statt, nämlich Volkstrauertag beziehungsweise Totensonntag. In beiden Fällen hätten die Bürgermeister Ausnahmegenehmigungen erteilt. „Wir brauchen die Sonntagsvorstellungen, weil diese besonders gut besucht sind“, sagte Dauber. Die Anwesenden stimmten einstimmig dafür, beim Landratsamt einen Antrag zu stellen, dass an diesen Tagen gespielt werden darf.
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