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Zweite Karriere statt Rente: Dieser Mann ist nun Energieberater

Pöttmes

Von wegen „altes Eisen“: Im Rentenalter wird Johann Meyr Energieberater

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    Johann Meyr aus Pöttmes absolvierte im Rentenalter die Ausbildung zum Energieberater.
    Johann Meyr aus Pöttmes absolvierte im Rentenalter die Ausbildung zum Energieberater. Foto: Thomas Kirner

    Eigentlich ist der Heizungs- und Lüftungsbaumeister Johann Meyr aus Pöttmes längst im Rentenalter. Zum alten Eisen zählt er sich aber noch lange nicht: 2024 hat er seine Ausbildung zum Energieberater im Energie- und Umweltzentrum in Kempten abgeschlossen.

    Der 1954 im Pöttmeser Ortsteil Kühnhausen geborene Meyr machte zunächst eine Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker. Danach ging er zur Bundeswehr nach Erding, wo er als Klimamechaniker für Starfighter arbeitete. Aufgrund der Erfahrungen, die er dort sammelte, konnte er seine Prüfung zum Heizungs- und Lüftungsbauer ablegen, ohne nochmals eine Berufsschule zu besuchen. Er erreichte die respektable Note zwei.

    In verkürzter Zeit erlangt Johann Meyr den Meisterbrief

    Zur damaligen Zeit waren noch vier Gesellenjahre vorgeschrieben, bevor ein Geselle eine Meisterschule besuchen durfte. Glücklicherweise wurde Meyr die Zeit bei der Bundeswehr anerkannt. Die Meisterschule in München verkürzte er mit einer Sondergenehmigung um ein halbes Jahr, sodass er seinen Meisterbrief schon bald in der Tasche hatte.

    Einige Jahre hatte Meyr die Werksvertretung der Firma Stadler Heizkessel für den Bezirk Schwaben unter sich. Dann sah der Handwerksmeister die Zeit gekommen, um sich selbstständig zu machen. Er gründete die Firma Meyr Heizkessel, die sich schnell etablierte. Voller Stolz blickt Meyr auf sein Schaffen zurück, das im Jahr 2021 mit dem Goldenen Meisterbrief gekrönt wurde.

    Sohn hat die Geschäfte im Pöttmeser Betrieb übernommen

    Vor etwa fünf Jahren übernahm Sohn Rainer die Geschäfte. Inzwischen zählen zur Firma etwa 20 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die Bauherren bei Planung und Bau von Heizungssystemen, Sanitärinstallationen sowie dem Einbau von Lüftungstechniken unterstützen. Zeitgleich mit der Übernahme gründete Rainer Meyr die Firma Smart Cube 360, die sich insbesondere während der Coronazeit mit ihren Filtersystemen für Klassenzimmer einen Namen machte. Nach und nach möchte sich der Seniorchef aus den alltäglichen Geschäften herausnehmen. Allerdings fühlt er sich noch viel zu fit, um die Hände in den Schoß zu legen.

    Bedingt durch seine Vorkenntnisse und weil ihn das Thema interessiert, ließ er sich zum Energieberater ausbilden. Ganz ohne Mühen ging das natürlich nicht vonstatten. Ganze acht Monate verbrachte er von Donnerstag bis Samstag die Zeit in Kempten damit, sich den Unterrichtsstoff einzuprägen. Gemeinsam mit etwa 20 Mitschülern drückte er die Schulbank – als mit Abstand ältester Teilnehmer. Meyr vermutet, dass er wohl auch der Einzige mit Hauptschulabschluss war, denn unter seinen Mitschülern befanden sich reihenweise Architekten und Ingenieure.

    Energieberatung ist oft die Voraussetzung für Fördergelder

    Der Bedarf für energetische Beratung ist groß. Schließlich hat sich die Regierung das Ziel gesteckt, den Gebäudebestand in Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen. Deshalb gibt es für verschiedene Maßnahmen Fördertöpfe, um Hausbesitzern und -besitzerinnen bei der Sanierung unter die Arme zu greifen. Um aber in den Genuss einer Förderung zu gelangen, muss ein qualifizierter Energieberater ins Boot geholt werden. Mit seiner Unterschrift auf dem Förderantrag bestätigt er die rechtmäßige Beratung und Sinnhaftigkeit der Maßnahme.

    Meyr fungiert dabei entweder direkt baubegleitend für größere Projekte, oder überprüft die Angebote für Einzelmaßnahmen, wie Fenster- oder Heizungstausch. „Der Kontakt zu den Menschen macht mir viel Freude“, erzählt er. „Vor allem, weil viele wirklich dankbar sind, wenn man ihnen zeigt, was im jeweils speziellen Fall Sinn macht und wo gut Energie und somit Kosten eingespart werden können.“ Er erklärt: „Das muss sich ja auch finanziell rentieren und amortisieren“. Nicht jede bauliche Veränderung bringe überall Nutzen für Hausbesitzer und Umwelt, fasst er zusammen.

    Der Energieberater ist gut ausgelastet

    Über einen Mangel an Aufträgen kann sich Meyr derzeit jedenfalls nicht beschweren. Er ist gut ausgelastet, hat aber dennoch meistens Zeit, den einen oder anderen Auftrag dazwischenzuschieben.

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