Schottergärten zwischen Duldung und Verbot
Für politische Vertreter der Ammerseegemeinden ist das Thema nicht akut, sie wollen auch eher mit Empfehlungen reagieren. Ein Dießener steht zu seiner Steinfläche und nennt seine Gründe.
Schottergärten, manche nennen sie auch "Gärten des Grauens", sind Flächen, die mit Steinen bedeckt sind und keine Pflanzen beherbergen, es sei denn einige künstlich gestaltete. Schottergärten stehen zunehmend im Fokus von Ortsverwaltungen und Naturschützern. Zudem bietet eine Novelle der Bayerischen Bauordnung den Kommunen neuerdings die Möglichkeit, Kunstrasen und reine Steingärten gänzlich zu verbieten. Der Ammesee Kurier hat sich in den Gemeinden am Ammersee umgeschaut. Denn hier war 2019 die Unterstützung des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" besonders groß.
Hohe Zustimmung gab es im Landkreis Landsberg mit 24,7 Prozent, rund um den See sogar zwischen 28,6 (Herrsching) und 39,4 (Utting). Müssen Gemeinden nun einen Spagat machen zwischen den Ansprüchen von Natur und Gartenbesitzern?
Gegen Schottergärten spricht hauptsächlich ihr Mangel an Raum und Nahrung für Insekten und Vögel. Was macht sie attraktiv? Sie bräuchten wenig Pflege, heißt es. Doch das stimmt wohl nicht so ganz. Ungebetene Pflanzen würden sich bald durch die Folie unter den Steinen bohren. Auch kämen Flugsamen in Staub, Blättern und Erde, die sich bald zwischen den Steinen ansammeln, zum Keimen und auf den Steinen verbreite sich Moos. Somit fällt doch allerhand Arbeit an?
Dies bestätigt zumindest Karlheinz Amann. Vor fünf Jahren baute er sein Haus in Dießen-Wengen um. An der Nordseite seien Pflanzen und Gras nie gediehen, also legte er einen Schottergarten an. "Von meinen 700 Quadratmetern Garten sind aber nur 30 mit Steinen bedeckt. Mehr sollte nicht sein." Und wie ist das mit der Pflege? "Habe ich mir einfacher vorgestellt", sagt er. Bei ihm liege weder Vlies noch Folie unter den Steinen. "Vlies wäre gut, damit sickert das Wasser ab und es kommt kein Unkraut durch." Doch so müsse er das Unkraut entfernen, die Steine wegräumen und den Unterboden harken. "Aber die Minze kriegst du nicht mehr raus!" Ihre Samen stammten von seiner Kräuterspirale auf der anderen Seite des Hauses. Das Moos wasche der Regen weg, damit habe er keine Probleme.
Verschiedene Bundesländer setzen bereits ein Schottergärten-Verbot um. Seit Anfang Februar ist das auch in Bayern möglich. Die Ergänzung der Bauordnung gibt Kommunen Mitspracherecht bei der Gartengestaltung per Satzungserlass. Schon bestehende Schottergärten und Kunstrasen fallen unter Bestandsschutz. Erlangen und Würzburg erließen schon 2020 eine entsprechende Satzung, jetzt hat auch Peißenberg ein Verbot von Schottergärten bei Um- und Neubauten erlassen. Dort gibt es jedoch aktuell Bemühungen der CSU, den Beschluss wieder zu kippen.
Gemeinden wie Dießen, Utting und Schondorf sind derzeit an keinen Maßnahmen interessiert. Dießens Bürgermeisterin Sandra Perzul (Dießener Bürger) denkt nicht an Vorgaben oder Satzungsänderungen für Neubauten, Schottergärten seien kein großes Thema momentan. Dieser Argumentation schließt sich auch ihr Schondorfer Kollege Alexander Herrmann von den Grünen an. "Es ist aktuell nicht relevant. Hier gibt es vielleicht zwei Steingärten. Darüber führen wir derzeit keine Diskussion. Von einem Verbot halte ich nichts." Eher könne er sich einen Workshop vorstellen: "Wie bringe ich Leben in die Gärten?"
Renate Standfest, Grünen-Gemeinderätin in Utting, ist da ebenfalls ganz entspannt und sieht keinen direkten Handlungsbedarf. In Utting gebe es noch gewachsene dörfliche Strukturen und vielleicht zwei Schotterflächen. Natürlich halte sich ihre Begeisterung für diese Gestaltungsform in Grenzen. "Aber mit Verbot sollten wir nicht reagieren, eher mit Aufklärung. Inzwischen sind schon viele im Sinne des Naturschutzes sensibilisiert."
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