Nicht jeder Gastwirt öffnet seinen Außenbereich
Nach mehr als sechs Monaten darf seit Montag zumindest draußen wieder bewirtet werden. Unter die Freude bei den Wirten aus der Region mischt sich auch Ratlosigkeit.
Damit hatten auch die meisten Gastronomen nicht gerechnet. Zumindest da, wo die Sieben-Tage-Inzidenz stabil unter 100 ist, darf seit gestern nun auch die Außengastronomie aufmachen. Wie halten es die Gaststätten am Ammersee damit? Wir haben in einigen Betrieben nachgefragt - ungetrübte Begeisterung herrscht dort allerdings nicht. Und das liegt wohl nicht nur daran, dass die Wetteraussichten für die kommenden Tage nicht gerade einladen, die Gäste im Freien zu bewirten.
Das "Lenas am See" von Inhaberin Lena Mielke zumindest bleibt, bis auf den Kioskbetrieb, noch zu. Mit Blick auf Lieferanten und die Mobilisierung der Mitarbeiter sei das in fünf Tagen gar nicht machbar. Außerdem stelle sich für sie die Frage, ob ein reiner Freiluftbetrieb für ein Restaurant, in dem frisch gekocht wird, überhaupt wirtschaftlich ist. Vielleicht werde sie sich erst einmal auf Kuchen- und Eisverkauf "und kleine Sachen, die man gut vorbereiten kann", beschränken. Ansonsten warte sie, bis sie die Bedingungen für eine Öffnung "schwarz auf weiß" vorliegen habe.
Mielkes Nachbar Rupert Riedel vom Strandbad erklärt ebenfalls, er werde seine Freiluft-Gastronomie noch nicht aufmachen. Er warte erst einmal ab und hoffe, dass die Sieben-Tage-Inzidenz in absehbarer Zeit unter 50 sinke. Dann, so seine Erwartung, könne er vielleicht unter den gleichen Bedingungen wie im vergangenen Jahr arbeiten. Im besten Fall könnte die Inzidenz vielleicht schon an Pfingsten lang genug niedrig gewesen sein, um zu öffnen. Jedenfalls fühle er sich nicht berufen, sich Impfausweise und Negativtests zeigen zu lassen, sagt Riedel. Und wenn aber genau das die Voraussetzung bleibt? Er werde die Zeit nutzen, sich anzuschauen, wie das die Kollegen handhaben, erklärt Riedel.
Ratlos sei man, sagt Anna Brink, die Wirtin vom "Unterbräu" in Dießen. Einerseits sei der wirtschaftliche Druck, wieder zu öffnen, in der Branche groß. Andererseits sei fraglich, ob sich das momentan wirklich lohne. Auch Brink verweist auf die Abhängigkeit vom Wetter. "Bei der Kälte bis 22 Uhr im Freien?", fragt sie sich. Auch die Test- und Impfnachweispflicht hält Brink für problematisch: "Da muss ich mir dann noch einen Bodyguard holen, der das kontrolliert."
Momentan glaube sie eher nicht, dass im "Unterbräu" die Außengastronomie unter den gegebenen Umständen nächste Woche öffnen werde. Lieber setze man erst einmal den Imbisswagenbetrieb fort - vielleicht mit der Option, dass Kunden dann mit negativem Test oder Impfnachweis ihr Essen nicht wegtragen müssen, sondern auf der Terrasse verzehren dürfen.
"Ich bin dabei!" Ulrike Schüll von der See-Post in Schondorf hat gestern erstmals den Balkon für ihre Gäste geöffnet und bietet weiterhin Speisen zum Mitnehmen an. Wer das Essen vor Ort verzehrt, kann aus einer erweiterten Speisekarte auswählen, erklärt sie. "Der Biergarten bleibt jedoch vorerst noch geschlossen", weil auch sie nicht weiß, wie sich das Wetter entwickelt und wie der neue Service überhaupt angenommen wird. Während die Getränke eingeschenkt werden, so ist der Plan, prüft das Personal die Impf- und Schnelltestnachweise. Anschließend werden die Gäste zu ihren Plätzen auf den Balkon gebracht. Dort stehen - mit Abstand - nur etwa 30 Sitzplätze zur Verfügung. Im Normalfall sind es 50.
Weiterhin will Ulrike Schüll auch die Spaziergänger bedienen, die das Essen an einer Ausgabestation am Windfang abholen können und sich die Speisen meist direkt am See schmecken lassen. "Bei uns gibt es den Schweinebraten und das Schnitzel auf dem Teller", so eine Menge Müll zu sparen, komme bei den Gästen gut an.
Coronatests werden am Gasthaus nicht durchgeführt. Jeder Gast, der auf dem Wirtshausbalkon sitzen möchte, müsse eine Bestätigung einer anerkannten Teststation vorzeigen. "Der Biergarten wird noch nicht bestuhlt", sagt die Wirtin. Denn beim Mitnahme-Verkauf habe sich gezeigt, dass sich gelegentlich Gäste dort hinsetzten, obwohl das nicht erlaubt sei. Übersteige die Nachfrage jedoch die angebotenen Sitzplätze auf dem Balkon will Ulrike Schüll "Klappstühle für den Biergarten gegen Pfand ausgeben", um eine Übersicht darüber zu haben, wer berechtigt ist, dort Platz zu nehmen und wer nicht. Bei entsprechender Frequenz wird sie den Betrieb zu einem späteren Termin ausweiten und auch im Biergarten wieder bewirten. Dann, so die Wirtin, sei sie auch in der glücklichen Lage, nach der langen Corona-Schließzeit noch Personal zu haben. Denn wie sie sagt, hat sie ihre Mitarbeiter in der Schließzeit finanziell unterstützt und kann deshalb weiterhin auf alle Mitarbeiter zählen. "Die Schichten für die Öffnung waren in einer Stunden verteilt", freut sich die Wirtin der See-Post.
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