Der jüngste Milchviehtag des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Fürstenfeldbruck fand gezielt auf dem Betrieb der Bayerischen Staatsgüter statt, da der frisch bezogene, moderne Kälberversuchs- und Forschungsstall besichtigt werden konnte. Leiterin Dr. Franziska Blümel und ihre Mitarbeiter gaben einen direkten Einblick in ihre praktische Stallarbeit rund um die Kälberaufzucht. Derzeit läuft ein Forschungsvorhaben, in dem die optimale Lüftung im Kälberstall dahingehend untersucht wird, welche Lüftung die Kälbergesundheit bestmöglich unterstützt. In den Landkreisen Dachau, Fürstenfeldbruck und Landsberg wurden 2024 auf 491 Bauernhöfen insgesamt 25.510 Milchkühe gehalten.
Dr. Jason Hayer, Leiter der Tierhaltungen sowie Aus- und Fortbildung an der Lehr- und Versuchsanstalt für Tierhaltung Hofgut Neumühle, präsentierte in Achselschwang aktuelle Erkenntnisse und Empfehlungen zur Kälberhaltung. Im Fokus standen dabei die Verbesserung des Tierwohls und damit die erfolgreiche Aufzucht gesunder Kälber, berichtet das AELF. Tierwohl wird definiert als der physische und psychische Zustand eines Tieres in Bezug auf seine Lebensbedingungen. Hayer betonte die fünf Freiheiten, die für das Wohlbefinden der Tiere entscheidend seien. Die Freiheit von Hunger und Durst, haltungsbedingten Beschwerden, Schmerz, Verletzungen und Krankheiten, Angst und Stress sowie zum Ausleben normaler Verhaltensmuster. Er stellte unterschiedliche Fallstudien zur Kälberhaltung vor und gab daraus Managementempfehlungen für die Landwirte ab.
Wasser und Heu soll Kälbern vom ersten Lebenstag an angeboten werden
Wichtige Grundlage ist die Milchversorgung, vor allem eine ausreichende und unverzügliche Versorgung der neugeborenen Kälber mit Kolostrum. Kolostrum enthält Antikörper (Immunglobuline), die vom Kalb aufgenommen werden und die Basis für die Immunabwehr innerhalb der ersten Lebenswochen darstellen. Insgesamt ist in der Tränkephase eine ausreichende Versorgung der Kälber mit Milch oder Milchaustauscher mit bis zu zwölf Litern pro Tag oder sogar ad-libitum-Fütterung (Kälber dürfen so viel trinken, wie sie wollen) wichtig.

Wasser und Heu sollte ab dem ersten Lebenstag zur Verfügung gestellt werden, dabei das Wasser über offene Eimer angeboten werden. Es unterstütze die Bakterienentwicklung im Pansen, fördere die Futteraufnahme und habe positive Effekte auf die gesamte Entwicklung des Verdauungstrakts. „Kälber mit Heufütterung sind schlauer“, mit diesem Satz hatte Hayer die volle Aufmerksamkeit der Tierhalter. In Versuchen wurde genau das untersucht und bestätigt. Ebenso positiv sei eine frühe Paar- oder Gruppenhaltung. Sie sei positiv für das soziale Verhalten und die Entwicklung der Kälber, sie seien stressresistenter, lernfähiger und vitaler.
Seit 2020 ging die Zahl der Milchviehbetriebe im Kreis Landsberg um 15 Prozent zurück
Das Wohl der Kälber liege den Landwirten und Tierhaltern sehr am Herzen, vieles laufe in der Praxis bereits gut, hieß es, Verbesserungspotenziale seien vorhanden. Wesentliche Stellschrauben seien eine ausreichende Kolostrum- und Milchversorgung, die frühzeitige Bereitstellung von Wasser und Raufutter sowie die Förderung der sozialen Haltung.
Im Landkreis Landsberg gibt es nach den jüngsten Zahlen des AELF aus dem vergangenen Jahr noch 271 Höfe mit Milchvieh. Damit halten rund ein Viertel der 1025 landwirtschaftlichen Betriebe Milchkühe. 2020 waren es noch 319 Milch erzeugende Höfe, woraus sich ein Rückgang um 15 Prozent ergibt. Die Zahl der Milchkühe verringerte sich in diesem Zeitraum um 9,5 Prozent auf zuletzt 14.404. (AZ)
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