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Foto: Romi L�bhard
Foto: Romi L�bhard

Studio Rose Ausstellung Christoph Schneider im Studio Rose in Schondorf

Ammersee
18.11.2022

Eine rätselhafte und faszinierende Ausstellung im Studio Rose

Von Romi Löbhard

Plus Der Künstler Christoph Schneider stellt derzeit im Studio Rose in Schondorf aus. Seine Werke werfen Fragen auf und fesseln den Betrachter.

Ein riesiges, rätselhaftes Gebilde aus Linien und Punkten, Strichen und Kreisen zieht wohl jeden Besucher der aktuellen Ausstellung im Studio Rose in Schondorf als Erstes an. Ist diese Zeichnung, die eine Längswand der Galerie zur Hälfte bedeckt, direkt auf die Wand gemalt? Sie ist es nicht, vielmehr ist sie aus lauter DIN-A2-Papierkacheln zusammengesetzt. Es blieben Fugen sichtbar, die sich auf das Werk aber nicht auswirken, Linien und Kreise erleben keine Brüche. Bei längerer Betrachtung schälen sich zwei Figuren aus dem Linienwirrwarr heraus und fast sieht es so aus, als würden sie den zur Zeit der Entstehung verpflichtenden Mindestabstand einhalten. Wie ist dieses Werk entstanden, welche Idee steckt dahinter, worum geht es dem Künstler? Vieles ist rätselhaft in den Werken von Christoph Schneider, der unter anderem Schüler von Jörg Immendorff und Rudi Tröger war. Er hat einen Abschluss an der Akademie der Bildenden Künste in München.

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Selbst der Titel "Hoax" trägt nicht zur Entschlüsselung bei. Ist das Gezeigte wirklich ein Scherz? Zweifel sind berechtigt, die auf der Zeichnung verteilten, gerahmten Miniaturen vom Vater des ausstellenden Künstlers werfen zudem weitere Fragen auf. Sollen die kleinen farbigen Arbeiten "nur" Farbpunkte setzen? Markieren sie Klebepunkte, die wie bunte Reißzwecken über das Bild verteilt sind? Spielen sie auf die gute oder schlechte Verbindung zum Vater an? Christoph Schneider lässt einen fast ratlos zurück. Gleichzeitig regt sich zusätzliches Interesse an der Entstehung.

Die Farben verweisen auf die innere Verfassung des Malers

Die 2020 entstandene Zeichnung "Hoax" ist ursprünglich 120 mal 150 Zentimeter groß. Schneider unterteilte und vervielfältigte sie – und setzte sie in Schondorf wieder zusammen. Was keine ganz einfache Sache war, wie Kuratorin Dr. Silvia Dobler verrät. Der Künstler sei ziemlich lang beschäftigt gewesen, so Dobler, bis die Blätter an der richtigen Stelle saßen und dort auch blieben. Die Zeichnung ist nicht das einzige Rätsel und auch die einzige angewandte Kunsttechnik der gezeigten Arbeiten.

Schneider malt meist in Öl. In der Vergangenheit durchlief er verschiedene Farbphasen. Über die in den 1980er-Jahren entstandenen "Schwarzen Bilder", ein ausgestelltes Beispiel ist "Gefährliche Umarmung", sagt der Künstler selbst: "Ich wandte mich damals meiner inneren Verfassung zu (…)". Das großformatige "Redspace" stammt aus der roten Phase mit farbintensiverem atmosphärischerem Ausdruck. Redspace zeigt einen Kokon, der im Raumschiff zur Übermutter Erde fliegt.

Perspektivisch genau gemalt

Dass die Bilder der blauen Phase abgekühlt wirken, wie Schneider meint, kann so nicht bestätigt werden. Vielmehr ist das meistens verwendete Azur warm und strahlt etwas Friedliches aus. Schneider bringt aber nicht nur Schattierungen der gleichen Farbe zusammen. Zuweilen ist es auch komplementär rot/grün oder vielfarbig – auch bei mehreren Selbstporträts. Faszinierend ist, wie perspektivisch genau er malt und zeichnet und auch, welch hervorragenden Blick Schneider fürs richtige In-Szene-Setzen eines Motivs für die Kamera hat. Fotografien und weitere Malerei sind im Nebengebäude des Studios zu sehen.

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Foto: Romi Löbhard
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In der Ausstellung von Christoph Schneider im Studio Rose in Schondorf sind auch er und seine Mutter zu sehen.

"For a long time short" mit Arbeiten von Christoph Schneider im Studio Rose Schondorf, Bahnhofstraße 35; Öffnungszeiten bis einschließlich Sonntag, 4. Dezember, Mittwoch und Donnerstag von 14 bis 18 Uhr, Freitag bis Sonntag von 15 bis 18 Uhr. Am Samstag, 26. November, um 19 Uhr spielt Varvara Manukyan Werke von Johann Sebastian Bach.

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