
Heidi Rahmel gibt nach 23 Jahren die Cinebar in Dießen auf

Plus Nach 50 Jahren in der Gastronomie geht Heidi Rahmel, die Wirtin der Dießener Cinebar, jetzt in den Ruhestand. Ihr Stammtisch macht ihr zum Abschied eine ganze besondere Überraschung.

Auch an diesem Montagvormittag erreicht man Heidi Rahmel in ihrer Cinebar, auch wenn es in der Nacht zuvor ziemlich lang geworden ist. Bis 3 Uhr saß sie mit ihrer Bedienung zusammen – und es wurde dabei geweint, so wie Heidi Rahmel jetzt auch wieder die Tränen kommen, während sie von ihrem bevorstehenden Abschied von der Cinebar erzählt. Dieser Montag ist der letzte Tag als Wirtin der Cinebar – der letzte von mehr als 8000, denn Urlaub und Ruhetage kannte Heidi Rahmel in dieser Zeit kaum.
35 Jahre war Heidi Rahmel Gastronomin in Dießen, zuerst im Café Central am Marktplatz, dann wechselte sie in die Fischerei 12, wo aus einem früheren Coop-Markt die Kinowelt am Ammersee samt Bar geworden war. „Ich habe nie etwas anderes als Gastronomie gemacht“, blickt Heidi Rahmel auf die vergangenen 50 Jahre Berufstätigkeit zurück, die für sie immer auch Berufung war.
Heidi Rahmel war zuerst am Starnberg, dann am Ammersee
Die gebürtige Berlinerin kam mit ihrem damaligen Mann zunächst an den Starnberger See, wo sie die „Wurzelstuben“ in Tutzing eröffneten und später auf die Ilka-Höhe wechselten. Nach der Trennung machte sich Heidi Rahmel auf die Suche nach einem neuen Objekt. „Ich bin die ganze Gegend von Ingolstadt bis Garmisch abgefahren.“ Und dann sei in Dießen beim Café Central fündig geworden. Es sollte etwas Kleines sein, dass sie zur Not auch mit ihrer Tochter alleine steuern könnte, erzählt Heidi Rahmel, auch wenn mal überraschend Personal ausfällt.
Genau darauf kam es in den vergangenen Monaten in der Corona-Zeit auch an, als viele Beschäftigte aufgrund der unsicheren Aussichten der Branche den Rücken kehrten. Auch die Cinebar und Heidi Rahmel waren davon betroffen, wie sie im vergangenen Jahr erzählte. Unter anderem den Sieben-Tage-Betrieb musste Heidi Rahmel aufgeben und auf fünfeinhalb Tage reduzieren. Auch ihre Tochter, die eigentlich vorgehabt habe, die Cinebar weiterzuführen, sei aufgrund der unsicheren Perspektiven in der Gastro in ihren ursprünglichen Beruf zurückgewechselt. „Ich arbeite am Limit, laufe im Service, bin gleichzeitig in der Küche und spüle auch ab“, sagte Heidi Rahmel im vergangenen Sommer über die Situation.
Rente bedeutet für Heidi Rahmel nicht, die Füße hochzulegen
Mit inzwischen 66 Jahren sollte das aber auch für Heidi Rahmel kein Dauerzustand mehr sein. Sie gehe nun in Rente, erklärt sie, wobei das wohl nicht bedeute, die Füße hochzulegen. „Das kann ich auch gar nicht, ich bin wie ein Motor, der dauernd gelaufen ist“, so beschreibt sich Heidi Rahmel selbst. Dennoch wird am Montagabend Schluss sein, die nächsten Wochen werde sie noch mit der Auflösung der Cinebar beschäftigt sein und sich eine neue Wohnung suchen. Und anschließend? Dann werde sie wohl schon wieder etwas arbeiten wollen, vielleicht einen oder zwei Tage in der Woche. Da werde sie sicher was finden. Dießen solle dabei ihre Heimat bleiben.
Eine Abschiedsfeier wird es am letzten Tag nicht geben. Das schaffe sie nicht, es sei alles so emotional und es flössen viele Tränen. Die Cinebar sei ja nicht nur ihr Lokal gewesen, sagt Heidi Rahmel. „Das war mein Wohnzimmer und für viele meiner Gäste auch. Deren Kinder saßen bei mir auf dem Schoß, und jetzt waren zum Abschied viele von ihnen auch wieder da“, beschreibt sie die familiäre Atmosphäre, die ihr immer wichtig war. Und dazu habe auch gehört, dass die Cinebar-Familie manchmal gemeinsam um Gäste und Freunde getrauert habe - wie das eben so ist in einer Familie.
Wie es in der Cinebar weiter geht, ist noch nicht klar
Fester Bestandteil der Cinebar war stets der aus dem Central mitgekommene freitägliche Stammtisch. Dieser machte Heidi Rahmel zum Abschied eine ganz besondere Freude: „Ein T-Shirt mit der Aufschrift ,Beste Wirtin der Welt’ und alle haben darauf unterschrieben.“
Wie es mit der Cinebar weitergeht, wenn Heidi Rahmel zum letzten Mal das Licht ausgemacht hat, ist ihren Worten zufolge noch offen. Das Kino, versichert die scheidende Wirtin, werde natürlich weitergeführt. Das betone sie deswegen, weil „viele Leute das Kino an mich koppeln und ich für viele Kinder die Tante Kino bin“.
Die Diskussion ist geschlossen.